Profi-Triathletin Leonie Konczalla lebt, arbeitet und trainiert seit 15 Jahren in ihrer Wahlheimat Hamburg. Vom Hochschulsport schaffte sie es bis zur Ironman Weltmeisterschaft – als hauptberufliche Ärztin.

Triathletin Konczalla im schwarzen Triathlonanzug, Sonnenbrille, bunten Socken und gelben Socken läuft beim Hamburg Ironman durch den Alsterpark.
Lange Schritte, gute Laune – Konczalla bei Kilometer 24 der Laufstrecke. Foto: Emily Rotthaler

Mit langen Schritten und einem strahlenden Lächeln passiert die Hamburger Profi-Triathletin Leonie Konczalla die 24-Kilometer-Marke der Ironman-Laufstrecke. Ausgestattet mit einem kühlenden Kopfband, der Startnummer F23, einer verspiegelten Sonnenbrille und gelben Laufschuhen zieht sie zügig vorbei und lässt sich kaum anmerken, dass sie bereits seit den frühen Morgenstunden dauerhaft in Bewegung gewesen ist. Nach mehr als 200 zurückgelegten Kilometern im Wasser, auf dem Rad und den eigenen Beinen läuft sie nun ihre vorletzte Laufrunde – auf dem Weg zu einer neuen persönlichen Bestzeit über die 42-Kilometer-Laufdistanz.

Kurz darauf wird es noch einmal nass und ungemütlich. Wie am Morgen, als ein Gewitter den Start verzögerte, ziehen Sturmwolken auf, heftiger Regen prasselt auf die Teilnehmenden ein. Im Slalom läuft Konczalla nicht nur um andere Athlet*innen, sondern auch um Pfützen, die innerhalb weniger Minuten auf den Kieswegen im Alsterpark entstehen. Bremsen lässt sie sich von dem Gewusel nicht.

Am Sonntag, den 1. Juni 2025, überquert Leonie Konczalla nach mehr als 225 Kilometern Gesamtdistanz die Ziellinie der Ironman Europameisterschaft in Hamburg mit einer Zeit von acht Stunden und 43 Minuten. Unter den Profi-Frauen wird sie am Ende Fünfte und erreicht mit 2:53:51 Stunden die viertbeste Laufzeit der Gruppe.

Der Ironman ist eine aus den USA stammende Triathlon-Serie, die weltweit in verschiedenen Ausführungen und Distanzen ausgetragen wird.

2025 fand das Rennen am 1. Juni zum achten Mal in Hamburg statt, auch in diesem Jahr wieder als Langdistanz.

Für die Teilnehmenden hieß das: erst 3,8 Kilometer Schwimmen, anschließend 180 Kilometer Radfahren und zum Schluss 42 Kilometer Laufen.

Kraulen lernte sie im Hochschulsport

Konczalla zeigt mit ihrem Finger vom Jungfernstieg aus über die Binnenalster auf den Ballindamm und erkllärt wo beim Hamburg Ironman die Wechselzone aufgebaut wird. Sie trägt eine helle, pinke Mütze über ihren blonden Haaren, und eine schwarze Jacke.
Konczalla erklärt, wie der Ballindamm zur Wechselzone umgewandelt wird. Foto: Emily Rotthaler

Vor 15 Jahren zog Konczalla aus ihrer Heimatstadt Osnabrück fürs Medizinstudium nach Hamburg. Um nicht dauerhaft allein um die Alster zu laufen, probierte sie verschiedene Laufgruppen aus und wurde durch eine Kommilitonin auf die Triathlongruppe des Hochschulsports aufmerksam.

„Dann habe ich erstmal bei Wikipedia geguckt: Was ist Triathlon?”, sagt die 34-Jährige. Dann habe sie gedacht: „Ne, die sind mir zu krass, das mach ich nicht.” Am Ende ließ sie sich doch von ihrer Trainingsgruppe überreden, nahm fürs Erste nur am Lauftraining und schließlich an allen drei Disziplinen teil.

Während des Studiums an der Universität Hamburg verbrachte Konczalla die Tage am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Die Abende und Wochenenden widmete sie dem Triathlontraining rund um Hamburg.

„Dann habe ich erstmal bei Wikipedia geguckt: Was ist Triathlon?”

Besonders gut erinnert sich Konczalla an das Schwimmtraining in der Bartholomäustherme, denn dort wartete ihre größte Herausforderung: Sie lernte das Kraulschwimmen.

„Das erste Jahr bin ich immer samstags zum Schwimmtraining gegangen. Es war wirklich jedes Mal eine Stunde kämpfen.” Heute kann sie über diese Anfangsprobleme schmunzeln.

In Itzehoe bestritt Konczalla 2012 zum ersten Mal einen kompletten Triathlon. Dafür lieh sie sich einen bequemen, aber viel zu großen Neoprenanzug. Ihre Kolleg*innen rieten ihr ab: „Darin säufst du ab!”. Sie kam heil ins Ziel, hatte sich aber fünf Minuten vor dem Start doch noch einen passenden Anzug ausgeliehen.

Alle drei Disziplinen zum ersten Mal zu verbinden war schwer, das Gefühl es durchgezogen zu haben aber belohnend, erinnert sich die Sportlerin. „Das geschafft zu haben, hat dazu geführt, dass ich auf den Triathlonzug voll aufgesprungen bin.”

Vom Training in den Arztkittel

Konczalla steht lächelnd vor dem Eingang eines Tunnels, durch den beim Hamburg Ironman die Laufstrecke verläuft. Sie trägt eine helle, pinke Mütze über ihren blonden Haaren sowie eine schwarze Hose und Jacke und hat ihre Hände in den Jackentaschen.
Leonie Konczalla vor dem Eingang des Tunnels unterhalb der Lombardbrücke, durch welchen die Laufstrecke verlief. Foto: Emily Rotthaler

Heute ist Konczalla zwar Ironman Profi-Athletin, hauptberuflich aber als Ärztin in der Rehabilitions- und Sportmedizin im BG Klinikum Hamburg tätig. Nebenbei betreut Konczalla seit vier Jahren als Verbandsärztin beim Deutschen Schwimmverband Athlet*innen bei Sport-Events wie den Olympischen Spielen in Paris.

Die Triathlonwettkämpfe und das tägliche Training plant sie in diesen Alltag ein, wann immer es geht. Zur Arbeit pendelt sie mit dem Rennrad. Auf dem Weg durch die Vier- und Marschlande baut sie dabei bereits morgens Trainingseinheiten ein. An den meisten Abenden geht sie nach der Arbeit noch ein weiteres Mal trainieren.

Im Job kann die Medizinerin auf ihre sportliche Erfahrung zurückgreifen. Im Sport dagegen könne sie ihr medizinisches Wissen nur begrenzt anwenden. „Ich glaube, ich bin mir selbst die schlechteste Beraterin. Wenn ich ein Problem habe, rede ich es klein, oder denke an alle Eventualitäten”, sagt sie.

Letztes Jahr startete die Triathletin beim Ironman in Barcelona, musste mit Lungenproblemen aber noch auf der Radstrecke abbrechen. Dazu überredeten sie ihre beiden Begleitpersonen. Sie selbst habe versucht weiterzumachen, erinnert sich Konczalla: „Ich habe gemerkt, dass es mir nicht gut geht, konnte aber überhaupt nicht zusammenbringen, was gerade passiert.”

Ironman Hamburg: laut und lang

Bis 2020 nahm Konczalla hauptsächlich an Triathlons mit kürzeren oder mittleren Distanzen teil und merkte, dass ihr auch längere Rennen Spaß machen. Der Sport hatte dabei einen ähnlich hohen Stellenwert wie ihre Arbeit am UKE.

Dann kam mit der Covid-19-Pandemie eine Zeit, in der die Ärztin den Sport hintan stellte. „Irgendwie konnte ich den nicht mehr so befreit machen, weil ich gedacht habe, das fühlt sich gerade nicht wichtig an,” erinnert sie sich. Als sich die Situation beruhigt hatte, merkte sie, wie ihr der Sport als Ausgleich gefehlt hatte und beschloss, sich im Triathlon einer neuen Herausforderung zu widmen.

“An dem Tag dachte ich: Ich mache gerade die ganze Zeit das, worauf ich Bock habe.”

Triathletin Konczalla läuft in Richtung der rechten Bildseite. Der Hintergrund ist verschwommen.
Auf ihrer letzten Laufrunde ging es nochmal an den zahlreichen Zuschauer*innen vorbei. Foto: Emily Rotthaler

2021 meldete sie sich deshalb zu ihrem ersten Langdistanz-Ironman an und wählte bewusst das Rennen daheim. Obwohl es den ganzen Tag regnete, fand Konczalla auf der langen Strecke, was sie gesucht hatte. „An dem Tag dachte ich: Ich mache gerade die ganze Zeit das, worauf ich Bock habe”, sagt sie. „Da habe ich gemerkt, das ist schon genau das, was ich gerne machen will.

Vier Jahre später hat sie den Heimwettkampf nun zum zweiten Mal bestritten. Den heurigen Ironman empfand sie als „geballtes Hamburg”, so Konczalla. Sie schwärmt besonders von der Stimmung entlang der Laufstrecke.

„Alle 500 Meter habe ich Leute meinen Namen schreien gehört,” erzählt sie. „Gerade auf der Laufstrecke waren alle Gruppen vertreten, die meine 15 Jahre in Hamburg geprägt haben.” Mühsam Runden zählen musste sie so nicht – die 42 Kilometer flogen regelrecht an ihr vorbei.

Im Oktober wartet Hawaii

Mit ihrem fünften Platz bei ihrem sechsten Start in der Ironman-Langdistanz qualifizierte sie sich für die World Championship der Frauen auf Hawaii im Oktober.

Einmal hat sie in Kona schon teilgenommen. Vor zwei Jahren ging sie dort nach erfolgreicher Qualifikation in Frankfurt an den Start. Die Alster wird auf der Insel zur Kailua Bucht, der Radweg rund um die Elbe zum Queen-Ka’ahumanu-Highway.

Während der Ironman laut Konczalla dort auf seine eigene Art besonders ist, kann Kona in zumindest einer Hinsicht nicht mit dem Heimrennen mithalten: Die stimmungsvolle Geräuschkulisse vom Hamburg-Ironman bleibt in Hawaii eher auf der Strecke der am Alsterufer, um genau zu sein.

Junge Frau mit dunklen Haaren, Brille und braunem Mantel vor grüner Tür

Eine Fußballerin mit Diplom als Käsekennerin und Weinsommelière? Das ist Emily Rotthaler. Seit ihrer Kindheit spielt die 2000 geborene Tirolerin Fußball. Nach der Matura an einer Tourismusschule, wo sie auch ihr Sommelière-Diplom erwarb, studierte sie Massenkommunikation in Iowa und arbeitete in Minnesota in einer Lokal-Redaktion. Ob Auswirkungen der Dürre auf die Landwirtschaft, High School-News oder Zugentgleisung – sie berichtete über alles. Emily liebt Crime-Serien und Alternative-Musik, vor allem die Band Bastille. Wo sie später leben wird? Noch offen – Hauptsache, es gibt Geschichten zu erzählen und einen Platz zum Kicken. Kürzel: emy

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