Der Hambruger Hafen mit einem großen Schiff bei Sonnenuntergang
Damit der Hamburger Hafen wettbewerbsfähig bleibt, wird jedes Jahr hafenschlick aus der Fahrrinne gebaggert. Foto: Axel Heimken/dpa (Archivbild)

Hamburg und Schleswig-Holstein streiten um abgebaggerten Hafenschlicktrotz eigentlicher Einigung. Bis zu zwei Millionen Tonnen lädt Hamburg vor Helgoland ab, doch die Stadt kippt seinen Schlick auch in die Elbmündung.

Der Hamburger Hafen muss regelmäßig Schlick aus der Fahrrinne und aus dem Hafenbecken baggern, damit der Schiffsverkehr problemlos fahren kann. Die etwa zwei Millionen Tonnen Schlick pro Jahr darf Hamburg in die Nordsee kippen, so die Vereinbarung mit Schleswig-Holstein. Hamburg nutzt diese Option aber nicht vollständig aus und kippt Schlick auch in die Nähe der Elbmündung.

Schleswig-Holsteins Umweltminister schreibt Brief

Hamburg verklappt den Schlick momentan (in Teilen) in der Elbmündung Neuer Lüchtergrund. Das liegt nah am Nationalpark und Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer. Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) wandte sich in einem Brief an die Hamburger Bürgschaft: „Ich bitte dringend, die Verbringung Hamburger Baggerguts zum Neuen Lüchtergrund zu überdenken.” Dies sei laut dem Minister „unnötig”, weil es umwelttechnisch bessere Optionen gäbe. Das „Hamburger Abendblatt” berichtete zuerst über das Schreiben. Auch habe das Ministerium um Goldschmidt rechtliche Bedenken. So sagte Staatssekretärin Katja Günther dem NDR: „Wir müssen gucken, ob das, was dort geschieht, auch tatsächlich mit Europa- und Naturschutzrecht in Einklang zu bringen ist. Daran fehlt es unserer Meinung nach.”

Denn im besten Fall soll der Schlick in die Nähe der Tonne E3 vor Helgoland gekippt werden. Die Navigations-Tonne E3 liegt vor der Insel Helgoland und damit mitten in der Nordsee. Dort ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass der extra abgebaggerte Schlick nicht wieder in die Elbe und schließlich in den Hafen zurückgelangt. Vor allem aber ist dort der geschützte Nationalpark Wattenmeer wenig betroffen von den teilweise hochbelasteten Schlick-Sedimenten. Aus diesen Gründen vereinbarten Hamburg und Schleswig-Holstein 2022, dort vermehrt den Schlick abzukippen. Sie hielten ihre Abmachung in einem Eckpunktepapier fest. Darin legen die Länder fest, dass nach dem Auslaufen ihres alten Abkommens sie weiterhin zusammenarbeiten wollen und für die nächsten zehn Jahre den Schlick auptsächlich an Tonne E3 kippen.

Doch der Transport dahin kostet Hamburg Geld, dass es an seinen Vertragspartner Schleswig-Holstein zahlt. Ein Teil dieses Geldes fließt in Wissenschaft und Umweltschutz, der sich mit dem Thema Hafenschlick beschäftigt. So prüft ein Monitoring, ob das Verklappen umweltgerecht ist und Watt und Nordsee nicht zu sehr belastet. Eine Verklappung vor Tonne E3, wie das Abkippen von Schlick heißt, ist für Hamburg teurer als im Neuen Lüchtergrund.

Schadet Hafenschlick dem Weltnaturerbe Wattenmeer?

Die Hamburger Wirtschaftsbehörde teilte gegenüber dem NDR mit, dass laut der Bundesanstalt für Gewässerschutz der Neue Lüchtergrund geprüft und geeignet sei. Dazu habe die Stadt zwar in der Elbmündung Schlick abgeladen, deutlich mehr aber in der Nordsee beispielsweise bei Tonne E3.

Die Elbmündung Neuer Lüchtergrund ist nah an der Elbe, aber auch nah am Wattenmeer. Dieses gilt als ökologisch sensibel und ist als Unesco-Weltnaturerbe ausgewiesen. Der Hamburger Hafenschlick, der laut dem Aktionsbündnis Lebendige Tideelbe von BUND, Nabu und WWF „teils hochbelasteter Sedimente” enthält, kann damit dem geschützten Ökosystem schaden. Das Aktionsbündnis fordert deshalb den sofortigen Stopp des Verklappens an der Elbmündung. Schleswig-Holstein selbst verweist auf die ökologisch bessere Lage der an Tonne E3 vor Helgoland.

Vereinbarung zwischen den Nachbarländern sollte Umweltschutz sichern

Die Länder vereinbarten 2022/2023, dass die Ablage von Schlick nahe ökologisch sensiblen Bereichen zu vermeiden sei. Gleichzeitig betont die Vereinbarung die Relevanz des Hamburger Hafens, der auch in Zukunft von großen Schiffen erreicht werden muss, um leistungsfähig zu bleiben. Damals sagte Goldschmidt: „Die Vereinbarung atmet den Geist der gemeinsamen Verantwortung: für das Weltnaturerbe Wattenmeer, die Elbe sowie den Hamburger Hafen als wirtschaftliche Drehscheibe Nordeuropas.”

Diesen „Geist” gilt es nun im Streit um den Hafenschlick wiederzufinden. Denn ab November darf Hamburg wieder damit beginnen, den Schlick in die Nordsee zu kippen.

ans

Junge Frau mit Brille im Porträt

Alles ist politisch. Auch die Frage, ob Bier schmeckt oder nicht. Zumindest wenn es nach Anny Norma Schmidt, Jahrgang 2001, geht. Sie bestellt lieber Sekt. Dafür erntet sie in ihrer Heimat Dithmarschen schiefe Blicke. Vielleicht fiel ihr daher der Abschied 2021 in Richtung Magdeburg leicht, um dort Journalismus zu studieren. Ist sie nicht baden oder joggen, sitzt Anny gerne im Café, entweder in ein Buch oder in eine Diskussion über Feminismus und Nachhaltigkeit vertieft. Anny hat schon diverse Praktika bei Lokalzeitungen hinter sich, weil sie es wichtig findet, im Gespräch zu bleiben - sogar über Bier. Kürzel: ans

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