Ausstellung am Diebsteich: Moderne Technik und stimmungsvolles Ambiente machen die Geschichte der Wikinger erlebbar. Allerdings ist der Besuch bei den Nordfrauen und ihren Männern ganz schön teuer. Ein Erfahrungsbericht. 

In der Ausstellung gibt es einige spannende Objekte zu sehen – auch wenn es sich dabei um Replika handelt. Foto: Sebastian Geschwill/Vivian Maxim Calderon
In der Ausstellung gibt es einige spannende Objekte zu sehen – auch wenn es sich dabei um Replika handelt. Foto: Sebastian Geschwill/Vivian Maxim Calderon

Rund um den Wikingerkönig Ragnar Lothbrok und seine Gemahlin Kráka drehen sich zahlreiche alte Sagen. Bekannt geworden ist ihre Geschichte vor allem mit der TV-Serie „Vikings“. Nun sind die beiden in Hamburg zu Besuch – als Teil der Ausstellung „Vikings Immersive: Entdecker und Eroberer“ am Diebsteich. Hier begeben sich Besucher*innen auf eine Zeitreise. FINK.HAMBURG war vor Ort und hat sich die Ausstellung angeschaut.

Am Anfang der Tour erhalten Gäste einen Audio-Guide: ein kleines Display mit Kopfhörern, die nicht auf, sondern vor den Ohren sitzen. Das ist nicht nur hygienischer, sondern auch praktisch, wenn man sich zwischendurch unterhalten möchte.

Mit dem Gerät geht es dann durch einen Vorhang in den ersten Raum, wo ein Kurzfilm auf einer Leinwand läuft. Es ist der Beginn einer Geschichte, die sich durch die ganze Ausstellung zieht. Mehr wollen wir an dieser Stelle aber nicht verraten.

Mystischer Infowald

Die Ausstellung ist so immersiv, dass ihr sogar selbst mit der Wikinger-Königin Kráka sprechen könnt – möglich macht das KI. Foto: Sebastian Geschwill/Vivian Maxim Calderon
Die Ausstellung ist so immersiv, dass ihr sogar selbst mit der Wikinger-Königin Kráka sprechen könnt – möglich macht das KI. Foto: Sebastian Geschwill/Vivian Maxim Calderon

Die nächste Station ist ein mystischer Wald mit zahlreichen Infotafeln. So erfährt man beispielsweise, wie der typische Alltag einer Wikingerfamilie aussah. Wer den Text auf Englisch lesen möchte, scannt den abgedruckten QR-Code. Genug gelesen? Dann geht es weiter über einen Steg in einen Korridor, in dem zahlreiche Waffen und Werkzeuge der Nordmänner ausgestellt sind. Leider sind das aber nur Replika.

Auch nicht echt, aber etwas beeindruckender ist das, was sich am rechten Ende des Ganges befindet: ein digitaler KI-Avatar von Ragnars Gemahlin Kráka, auch bekannt als Aslaug. Besucher*innen können mit der Wikinger-Königin sprechen und bekommen eine individuelle Antwort in Echtzeit. Das funktioniert besser als gedacht.

Virtual Reality am Weltenbaum

Überzeugen kann auch der nächste Abschnitt: Unter dem Weltenbaum Yggdrasil können Besucher*innen eine Virtual-Reality-Brille aufsetzen – und sich auf eine immersive Reise in die Wikinger-Welt begeben. Diese wird allerdings nur auf Englisch angeboten.

Unter dem Weltenbaum Yggdrasil könnt ihr mit Virtual Reality noch tiefer in die Geschichte eintauchen. Foto: Sebastian Geschwill/Vivian Maxim Calderon
Unter dem Weltenbaum Yggdrasil könnt ihr mit Virtual Reality noch tiefer in die Geschichte eintauchen. Foto: Sebastian Geschwill/ Vivian Maxim Calderon

Das ändert aber nichts daran, dass sich kleine Kinder dabei gruseln könnten. Deswegen spricht der Veranstalter hier eine Altersempfehlung ab zwölf Jahren aus. Zum Schluss gelangt man durch eine Nebelkammer zu einem riesigen Wikingerschiff. Auf vier großen Bildschirmen erlebt man dort die Geschichte von Kráka, Ragnar und ihren Kindern. Für Augen und Ohren ist hier jedenfalls einiges geboten – bevor es schließlich über einen weiteren Gang mit Info-Tafeln zurück zum Ticketschalter geht.

Ein teurer Spaß für Wikinger-Fans

Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 15 Jahren zahlen regulär 20 Euro, Personen ab 16 Jahren hingegen 25 Euro. Senior*innen, Student*innen, Familien und Menschen mit Behinderung profitieren von Vergünstigungen. Am Wochenende sind die Tickets drei Euro teurer.

So oder so: Für einen ein- bis zweistündigen Ausstellungsbesuch ist das nicht gerade günstig. Und dennoch, finden wir, lohnt sich die immersive Reise, vor allem für echte Wikinger-Fans, die auf See und unter dem Weltenbaum auf ihre Kosten kommen.

„Vikings Immersive: Entdecker und Eroberer“ hat täglich von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Die Ausstellung läuft noch bis zum 1. Februar 2026 in der Halle 7, Waidmannstraße 26. Parkplätze sind zwar ausreichend vorhanden, kosten aber Gebühren. Wer auf das Auto verzichtet, fährt am besten mit der S-Bahn bis zur Haltestelle Diebsteich, oder mit Bussen der Linien 30, 115 und 183 bis zur Langenfelder Straße.

Sebastian Geschwill, Jahrgang 2002, machte nach dem Abi ein FSJ an einer Realschule – und merkte schnell: Deutschlehrer wird er nicht. Irgendwas mit Sprache sollte es trotzdem sein. Also zog er von Oftersheim bei Heidelberg fürs Germanistikstudium nach Hamburg. Nach einem Praktikum beim „Hamburger Abendblatt“ und einem Abstecher zu „Computerbild“ schreibt er nun wieder fürs Harburg-Ressort des Abendblatts – etwa über die größte Barbie-Börse im Norden. Privat mag er es tiefgründig: Er dichtet melancholische Texte, wandert durchs Hochgebirge oder fährt Bestzeiten bei den Norddeutschen Wasserrutschmeisterschaften ein. Kürzel: sge

Vivian Maxim Calderon, Jahrgang 1998, wollte als Kind Filmregisseur werden. Seine Ausrüstung damals: eine Spielzeugkamera. Mittlerweile ist er professioneller unterwegs. Er erstellte bereits ein Imagevideo für eine NGO in Kenia, berichtete über den Kult der Santa Muerte in Mexiko und arbeitete als Clubfotograf in Hamburg. Aufgewachsen in Bielefeld, studierte er Ethnologie an der Universität Hamburg. Bei der “Hamburger Morgenpost” schrieb er über steigende Dönerpreise, Mobilität und Cannabis Social Clubs. Sein Fokus liegt aber auf sozio-kulturellen Perspektiven, die gesellschaftlich oft untergehen. Kürzel: viv

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