Die Welt blickt auf die USA – ein Land, größer als Australien und kulturell mindestens so vielfältig wie Europa. Unterschiedlich ist auch die Tendenz der Bundesstaaten, wer die USA zukünftig regieren soll. Ein Überblick.
Von Nele Zöfert, Ranin Odeh, Áramis Leonardo Moreno, Valerie Bojcuk, Olivia Dübbelde, Eylül Akpinar, Nele Junglas Elena Feickert, Jeremy Dominik Braun, Annabel Zoepke
Wir starten mit dem Wahlsystem in Kurzfassung. Wer sich damit auskennt, springt direkt zur ersten Zwischenüberschrift.
In den USA wählen die Bürger*innen durch ein indirektes Wahlsystem ihr Oberhaupt. Das sogenannte Electoral College, eine Versammlung von Wahlleuten, gibt stellvertretend für die Bevölkerung ihre Stimme ab. Am ersten Dienstag im November wählen die US-Amerikaner*innen die Wahlleute für Ihren Bundesstaat.
Dieser Text ist in Kooperation mit den Studierenden des Kurses “Digitale Kommunikation” im Bachelorstudiengang Medien und Komminikation der HAW Hamburg entstanden.
Die Größe des Electoral College richtet sich nach der Bevölkerungsgröße des jeweiligen Bundesstaates. In fast allen Staaten gilt das The-winner-takes-it-all-Prinzip: Die Person, die in einem Bundesstaat die meisten Stimmen erhält, gewinnt alle Wahlleute.
So kommt es auch zu der Einteilung der Bundesstaaten in blaue, rote oder Swing States. Präsident*in wird, wer die Mehrheit der 538 Wahlleute gewinnt – also mindestens 270 Stimmen. Die offizielle Wahl von Trump oder Harris durch das Electoral College findet dann erst im Dezember statt.
Wer läuft rot an? Wer ist blau?
Am Election-Tuesday färben sich die meisten Staaten nach der Auszählung schnell in ein kräftiges Rot oder Blau. Rot steht für die Republikaner. Blau für die Demokraten. Durch Hochrechnungen und vergangene Wahlen, lassen sich die meisten Bundesstaaten in diesem Jahr klar als deutlich Pro-Trump oder Pro-Harris einteilen. Spannend wird es bei den sogenannten Swing States, also den Bundesstaaten, bei denen es nicht klar ist, wer dieses Jahr gewinnt. Aber welche Bundesstaaten sind wankelmütig? Oder unvorhersehbar? Und welche Bundesstaaten gelten generell als klar republikanisch oder demokratisch?
Rote Staaten
Die eindeutig roten US-Bundesstaaten sind vor allem die, in denen traditionelle und konservative Werte die Kultur prägen. Diese Bundesstaaten sind häufig im Süden und im mittleren Westen der USA zu finden. Die Bevölkerung dieser Bundesstaaten wünscht sich geringe staatliche Eingriffe in ihr Leben, wirtschaftlichen Liberalismus und eine starke individuelle Verantwortung. Vor allem in den Südstaaten der USA, die früher zum Teil stark demokratisch geprägt waren, kam es nach den 60er Jahren und den Bürgerrechtsbewegungen zum politischen Wandel. Das Traditionsbewusstsein und die konservative Einstellung vieler Wähler*innen zog sie auf die Seite der Republikaner – wo sie bis heute stehen. In diesem Jahr wählen die meisten Wahlberechtigten dieser Staaten für Donald Trump.
Alabama hat 1976 zuletzt demokratisch gewählt.
Alaska ist der flächenmäßig größte Bundesstaat der USA.
Seit der Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren wählt Arkansas republikanisch – davor waren die Bewohner*innen demokratisch orientiert.
Florida galt lange als Swing State und wird seit einigen Jahren zunehmend republikanisch.
Idaho ist stark „pro-gun“-orientiert und bekannt für seine lockere Regulierung von Schusswaffen.
Indiana galt bis zu Donald Trumps erster Kandidatur 2016 als Swing State.
Seit 1940 gab es in Iowa nur zwei demokratische Sieger: Johnson im Jahr 1964 und Obama im Jahr 2008.
Kansas ist einer der führenden Staaten in der Landwirtschaft, besonders bei Weizen-, Mais- und Rinderproduktion.
Kentucky ist die Heimat von Abraham Lincoln.
Louisiana ist der einzige US-Bundesstaat, der ein Rechtssystem hat, das auf dem Civil Law basiert, während die anderen Staaten das Common-Law-System verwenden. Das spiegelt die historische französische Kolonialherrschaft wieder.
Mississippi gilt als konservativster Bundesstaat und als republikanische Hochburg.
In Missouri hat die katholische Kirche von allen Glaubensgemeinschaften die meisten Anhänger*innen.
Montana hat eine der niedrigsten Wahlbeteiligungen in den USA.
In Nebraska können die Wahlleute sowohl an die Republikaner als auch an die Demokraten verteilt werden, was es zu einem der wenigen Bundesstaaten macht, die nicht dem „Winner-takes-all“-Prinzip folgen.
North Dakota gehört zu den am dünnsten besiedelten Bundesstaaten der USA. Mit weniger als einer Million Einwohnern und einer großen ländlichen Fläche hat North Dakota weniger Einwohner als viele Großstädte.
Sieben der ehemaligen US-Präsidenten stammen aus Ohio.
Bundesstaat Oklahoma ist Stammeshauptort – 39 Stämmen amerikanischer Ureinwohner*innen befinden sich in diesem Staat.
South Carolina spielte eine Schlüsselrolle im amerikanischen Bürgerkrieg. Am 20. Dezember 1860 wurde es der erste Staat, der sich von der Union lossagte, was letztlich den Krieg einleitete.
Tennessee war der erste südliche US-Staat, der 1865 die Sklaverei abschaffte.
Texas führt seit 1976 mit den meisten Hinrichtungen in den USA.
Utah wählte 1896 mit Martha Hughes Cannon die erste weibliche US-Senatorin.
In West Virginia kommen nach wie vor ein erheblicher Teil der Jobs aus den Branchen der fossilen Brennstoffe, vorwiegend Kohle. Es ist seit langer Zeit eine Hochburg der Republikaner, die dort 2016 und 2020 ihre je höchsten Wahlergebnisse einfahren konnte.
Wyoming hat nach Alaska die geringste Bevölkerungsdichte - damit die niedrigste im "Main Land", also dem kontinental zusammenhängenden Teil des Landes. Hier ist landesweit der höchste Anteil der Bevölkerung als republikanischer Wähler registriert oder Parteimitglied.
Blaue Staaten
Die blauen US-Bundesstaaten zeichnen sich durch demokratische Werte aus, die vor allem in den Bereichen Sozialpolitik, Umweltschutz und Bürgerrechte sehr progressiv und weltoffen sind. Geographisch liegen die blauen Staaten vor allem in Küstenregionen und/oder sind stark urbanisiert und international geprägt. Auch diese Verteilung entwickelt sich vor allem in der Mitte des 20. Jahrhunderts im Rahmen der Bürgerrechtsbewegungen. In diesem Jahr sichern die blauen Staaten Kamala Harris ihre Unterstützung zu.
Kalifornien ist der bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA und hat damit die meisten Wahlleute.
Colorado verfolgt keine klare Wahlhistorie, ist aber seit 2008 durchgängig demokratisch.
Die Yale Universität in New Haven ist eine der renommiertesten Universitäten der Welt und hat einen großen Einfluss auf die Politik und die starke akademische Kultur Connecticuts.
Delaware gilt als erster Staat, da 1787 als erstes die Verfassung rechtskräftig bestätigt wurde außerdem ist es der Heimatstaat von Joe Biden.
Hawaii ist der Geburtsort von Barack Obama.
Vor seiner Zeit als Präsident war Barack Obama lange Zeit Senator in Illinois.
Maine ist einer der wenigen Staaten mit "ranked-choice-voting" (Rangfolgewahlverfahren).
Maryland war während des Amerikanischen Bürgerkriegs ein Grenzstaat, der offiziell zur Union gehörte, aber auch viele Sympathisanten der Konföderierten hatte. Die Schlacht von Antietam in Maryland am 17. September 1862 war die blutigste einzelne Tagesschlacht in der Geschichte der USA und führte zur Verkündung der Emanzipationserklärung durch Abraham Lincoln.
Massachusetts war der erste Bundesstaat, in dem 2004 die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert wurde.
Bei der Präsidentschaftswahl 2004 lag die Wahlbeteiligung in Minnesota bei 77,2 Prozent – der höchste Wert der gesamten USA.
New Jersey ist bekannt für seine hohe Wahlbeteiligung. Bei den Präsidentschaftswahlen 2020 lag die Wahlbeteiligung bei über 71 Prozent, was über dem nationalen Durchschnitt liegt.
New Mexico hat eine der größten Populationen von amerikanischen Ureinwohnern in den USA, einschließlich der Pueblo-, Navajo- und Apache-Stämme. Die indigenen Völker spielen eine wichtige Rolle in der Politik des Bundesstaates, und es gibt eine aktive Vertretung der Ureinwohner in der Legislative.
New York City war das Tor zur USA für Millionen von Einwanderer*innen im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die kulturelle Vielfalt hat die politische Ausrichtung gestärkt, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt.
Oregon ist bekannt für seine umweltfreundliche Politik. 1971 wurde Oregon zum ersten Staat, der ein Land Conservation and Development Program (LCDP) einführte.
Rhode Island ist der kleinste US-Bundesstaat.
Vermont verbot 1777 als erster Staat die Sklaverei für Erwachsene.
Im Gegensatz zu West Virginia, leben in Virginia aufgrund günstigerer Mietpreise auch viele der im angrenzenden District of Columbia arbeitenden Menschen, die eher liberal wählen.
Während in der liberalen Hochburg Seattle die Stimmen immer für den demokratischen Kandidaten ausfallen, wählt die ländliche Bevölkerung deutlich eher republikanisch. Dennoch hat Washington seit 1984 (Reagan) nicht mehr überwiegend für einen Republikaner gestimmt.
Der sogenannte District of Columbia ist eine Art Sonderverwaltungszone in der die US-Regierung ihren Sitz hat. Dort gibt es keine eigene Lokalregierung, sondern die Kongresshäuser übernehmen stattdessen diese Aufgaben. D.C. hat Wahlmänner bei der Federal Election, jedoch keinen eigenen Repräsentanten oder Senator im Kongress.
Swing States
Am spannendsten sind wie immer die sogenannten Swing States. Dabei handelt es sich um die US-Bundesstaaten, in denen keine der beiden Parteien eine feste Mehrheit hat. Das bedeutet, dass das Ergebnis von Wahl zu Wahl stark schwanken kann und kaum vorherzusehen ist. Der Grund dafür ist, dass diese Staaten oft eine vielfältige Bevölkerung und eine Mischung aus urbanen, suburbanen und ländlichen Gebieten haben, was zu unterschiedlichen politischen Meinungsbildern führt.
Die Wahlberechtigten in Swing States machen ihre Entscheidung stark von aktuellen politischen Themen und weniger von historischen Werten und Erfahrungen abhängig. Swing States werden auch als „Battleground States“ bezeichnet, weil hier der politische Wettbewerb besonders intensiv ist und oft nur wenige Prozentpunkte über den Sieg entscheiden.
Auch in der diesjährigen knappen Wahl, wird sich der Sieg von Kamala Harris oder Donald Trump in den sieben Swing States entscheiden!