In Hamburg stand am Wochenende die vermutlich längste Kugelbahn aus Lego. Am Weltrekordsversuch beteiligten sich neben deutschen Hobby-Vereinen auch Lego-Liebhaber aus Skandinavien, den USA und Kanada.
Am ersten Adventswochenende ging es in Hamburg nicht nur um Kerzenschein und Weihnachten. Hamburg hat ausprobiert, Neues entdeckt und gefachsimpelt – auf der Spielemesse. Über drei Tage präsentierten sich Spielehersteller, gaben Tipps für das nächste Weihnachtsgeschenk und boten die Möglichkeit, die ganzen Spiele einfach mal zu testen. Auf der Messe stand neben den Tischen voller Gesellschaftsspiele noch eine andere Attraktion: der Weltrekordversuch der längsten Kugelbahn aus Lego.
Der Verein Stein Hanse ist der Hauptorganisator des Weltrekords. Als Verein für Lego-Begeisterte bringt er vor allem Menschen aus Norddeutschland zusammen, die das Legobauen zu ihrem Hobby gemacht haben. Schon auf der letzten Spielemesse war Stein Hanse mit einer Kugelbahn dabei. Die Attraktion kam bei den Besucher*innen sehr gut an, erinnert sich Frank During von Stein Hanse. „Hier ist Action, hier passiert was”, erklärt er sich die gute Resonanz. Am Anfang der Spielemesse stehen einige Lego-Bauten: Eine große Ziege, Fahrzeuge in Schwarz, oder ein großes Schachbrett zum Bespielen. „Das kannst du dir angucken, kannst sagen ‘Oh, das ist toll gebaut‘, meint During. „Aber es ist halt statisch und die Leute gehen weiter.”
Eine Lego-Kugelbahn aus über 1.000 Modulen
Am Ende der Messehalle befindet sich die Kugelbahn aus Lego. Sie ist laut Stein Hanse 300 Meter lang und läuft durch den ganzen Raum. Gleichzeitig rollen 16.000 Kugeln durch die Bahn – alles andere als statisch. Manchmal werden sie durch die Luft geschossen, manchmal mit einem elektrischen Lego-Fahrzeug zum nächsten Kugelbahn-Punkt transportiert, manchmal rollen die Kugeln auch nur klassisch von oben nach unten. Laut Guiness Worldrecords hat die offiziell längste Lego-Kugelbahn 259 GBC-Module. „GBC” steht für „Great Ball Contraption” und meint die Art, Lego-Technik so zu entwerfen und zu bauen, dass Kugeln wie bei einer Kugelbahn von einem Modul ins andere gelangen. Ein Modul ist ein Teil der Kugelbahn, das die Kugel auf eine bestimmte Art befördert. Oft sind die einzelnen Module durch unterschiedliche Farben an den Rändern zu unterscheiden. Weil es genaue Vorgaben gibt, was ein Modul ist, können so viele verschiedene Lego-Bauende aus unterschiedlichen Ländern ihre Module aneinanderreihen. In der Lego-Kugelbahn-Szene lag der inoffizielle Rekord bis zum 29.11. bei 385 Modulen.
Beim Weltrekordversuch auf der Spielemesse waren es 1.156 Module von 60 Beteiligten. Diese Masse konnte Stein Hanse organisieren, aneinanderreihen und beim Weltrekordversuch erfolgreich von der blauen Kugel durchlaufen lassen. Trotz der genormten Module kann es sein, dass die Kugel aus der Bahn springt oder ein Modul nicht über mehrere Stunden perfekt läuft. Deshalb waren zwischenzeitlich 13 Module mehr in der Legokugelbahn. Doch das gehört für Frank During zur Herausforderung an der Great Ball Contraption. Er hat zwölf Module beigesteuert und betreute diese vor Ort.
Weltrekord gilt nur inoffiziell
Stein Hanse hat seinen Weltrekordsversuch nicht bei Guiness World Records angemeldet, dem bekannten Unternehmen, das Rekorde dokumentiert und in einem Buch jährlich veröffentlicht. Aus Kostengründen, sagt Frank During. Doch in der Lego-GBC-Szene ist der Weltrekord anerkannt. Auch deshalb sind neben dem norddeutschen Verein Kugelbahn-Modulbauende aus ganz Deutschland sowie Skandinavien, Kanada, den USA oder der Niederlande angereist. Sie wollen die gigantische Kugelbahn mit ihren Modulen unterstützen. Nachdem am Donnerstag, den 27.11. die Lego-Kugelbahn aufgebaut wurde, folgte Freitag der erste Testlauf. Dabei durchlief eine blaue Kugel die Bahn. Am Samstag dann der offizielle Versuch: Die blaue Testkugel schafft ihren Lauf durch die Bahn in vier Stunden. Damit haben die Lego-Liebhaber*innen den neuen Weltrekord geschafft. Ein Ereignis, für das Jeremy Moody extra aus den USA angereist ist.
„Ich habe gehört, dass sie den Rekord für die meisten Module in Great Ball Contraption brechen wollten. Darüber habe ich mich sehr gefreut”, berichtet der 35-jährige. Doch: „Ich habe etwas gezögert, als ich erfahren habe, dass die Veranstaltung mit Thanksgiving zusammenfällt. Das ist ein wichtiger Feiertag in den USA.” Aus Massachusetts angereist ist er trotzdem. Früher habe er viele Mosaik-Lego-Kunstwerke gebaut, mittlerweile fasziniert ihn die Technik mehr. „Es ist eine Herausforderung und ein Weg, Kreativität mit dem Konstruieren zu verbinden. Ich habe viel Spaß dabei zu bauen, und vor allem habe ich Spaß dabei zu sehen, was andere entwickelt haben.”
Weltrekord ist ein netter Nebeneffekt
Ähnlich sieht es Frank During: „Für mich als Teilnehmer ist der Weltrekord vielleicht nur nebensächlich. Eigentlich geht es darum, hier meine „Freunde” aus der ganzen Welt zu treffen, sich nett auszutauschen und dazu ein Publikum zu haben, das ein Grinsen im Gesicht hat. Alle sind schwer begeistert.” Schon als kleiner Junge habe er gerne mt Lego gespielt, als Erwachsener hörte das auf. Erst als seine Kinder alt genug wurden, selbst Lego zu bauen, kam Durings Begeisterung zurück. Mit seinem Verein Stein Hanse ist er regelmäßig auf Ausstellungen vertreten oder fachsimpelt bei Stammtischen. Einen Weltrekord mit 1.100 Modulen und 60 Beteilgten sei aber für den Verein und die ganze Szene eine Besonderheit.
Alles ist politisch. Auch die Frage, ob Bier schmeckt oder nicht. Zumindest wenn es nach Anny Norma Schmidt, Jahrgang 2001, geht. Sie bestellt lieber Sekt. Dafür erntet sie in ihrer Heimat Dithmarschen schiefe Blicke. Vielleicht fiel ihr daher der Abschied 2021 in Richtung Magdeburg leicht, um dort Journalismus zu studieren. Ist sie nicht baden oder joggen, sitzt Anny gerne im Café, entweder in ein Buch oder in eine Diskussion über Feminismus und Nachhaltigkeit vertieft. Anny hat schon diverse Praktika bei Lokalzeitungen hinter sich, weil sie es wichtig findet, im Gespräch zu bleiben - sogar über Bier. Kürzel: ans
