Eine gebackene Weihnachtsgans steht auf einem weihnachtlich abgedeckten Tisch.
Eine Weihnachtsgans darf bei vielen Familien an Heiligabend nicht fehlen. Foto: Tim Stahl from Pixabay

Die Weihnachtsgans gehört zum Festtagsessen, wie Geschenke unter den Baum. Doch in diesem Jahr scheint die Tradition bedroht. Wegen der Geflügelpest mussten viele Gänse frühzeitig geschlachtet werden. Gibt es noch genug – und kann man die noch essen?

Weihnachten naht. Da denken viele Menschen über genau zwei Dinge nach: Geschenke und Essen. Traditionell darf bei einigen Familien die Weihnachtsgans am Heiligen Abend nicht fehlen. In den vergangenen Monaten gab es jedoch erneut eine Welle der Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt. Viele Tiere mussten vorzeitig geschlachtet werden, um eine weitere Ausbreitung zu verringern. Müssen Familien nun auf Alternativen ausweichen – oder gibt es noch genug Gänse? Und kann man sie weiterhin bedenkenlos essen?

Das Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit spricht aktuell von einer besonders schweren Welle der Vogelpest. Nach Einschätzung das FLI fiel die aktuelle Welle noch stärker als im bisherigen Rekordjahr 2021 aus: „Damals gab es 1312 Fälle bei Wildvögeln – hinter einem Fall können dabei mehrere Tiere stehen – und 286 Ausbrüche in Geflügelhaltungen und bei gehaltenen Vögeln in Zoos und Tierparks etwa.” Allein seit dem 01. September seien es für dieses Jahr bei den Wildvögeln bis heute 1930 Fälle und 173 Ausbrüche bei Geflügel/gehaltenen Tieren, so das Institut.

Die Fallzahlen gehen laut FLI aktuell zwar deutlich zurück, dennoch bleibe das Infektionsrisiko für gehaltene Vögel und Wildvögel hoch. Genaue Vorhersagen seien schwierig, da das Geschehen von vielen unterschiedlichen Faktoren, wie Wetterlage und möglichen Veränderungen des Virus, beeinflusst werden würden.

Gänse bis zu 120 Prozent teurer als im Vorjahr

Nach Angaben des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) und des Bundesverbands Bäuerliche Gänsehaltung (BBG) könnten in diesem Jahr deutlich weniger Weihnachtsgänse verfügbar sein, da viele Tiere geschlachtet wurden. Ein Pressesprecher des ZDG erklärt hierzu: „Für das gesamte Bundesgebiet lässt sich sagen, dass es bei frischen Gänsen aus deutscher Herkunft, insbesondere für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft, zu einer Verknappung kommen kann, da einige Gänsehalter aufgrund des hohen Risikos der Vogelgrippe ihre Tiere vorgezogen schlachten.“

Die Knappheit wirke sich jedoch nur teilweise auf die Preise aus, so erklärt der ZDG weiter. Gänse aus gehobener Haltung in Deutschland dürften sich preislich kaum vom Vorjahr unterscheiden und kosten aktuell zwischen 18 und 22 Euro pro Kilogramm. Deutlich stärker betroffen seien hingegen Gänse aus dem Ausland. „Für ausländische Ware beobachten wir eine deutliche Preissteigerung im Bereich der Tiefkühlware. Hier wurden bis zu 120-prozentige Preissteigerungen beispielsweise für polnische Gänse benannt. Diese Tiere wurden im vergangenen Jahr im Großhandel für rund drei Euro pro Kilogramm und zuletzt teilweise für unter 2 Euro pro Kilogramm gehandelt.“

Es sei zudem zu vermuten, dass auch polnische Frischware infolge zahlreicher Vogelgrippe-Fälle knapp werden könnte. Genaue Preise liegen den Verbänden hierzu noch nicht vor. So hoch wie bei den Tiefkühlgänsen würde Preiserhöhungen wahrscheinlich aber nicht sein.

Gastronom*innen warnen: Nicht nur Geflügelpreise steigen

Gastronom*innen rechnen laut dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) generell mit steigenden Lebensmittelpreisen. Diese seien aber nicht nur auf die Vogelgrippe zurückzuführen. Sollte sich die Verknappung von Geflügelprodukten wie Martins- oder Weihnachtsgänsen weiter verschärfen, seien zusätzliche Preissteigerungen nicht auszuschließen.

Ist die Gans einmal gekauft, müssen sich Verbraucher*innen laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung keine Sorgen um eine Infektion mit der Vogelgrippe machen. In Deutschland werde entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette auf hohe hygienische Standards geachtet. Entscheidend sei vor allem der richtige Umgang mit dem Fleisch in der eigenen Küche.

Ein Sprecher der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz betont, dass die Vogelgrippe vor allem durch direkten Kontakt mit Geflügel übertragen wird. Von gut durchgegartem Geflügelfleisch gehe jedoch keine Gesundheitsgefahr aus.

viv

Vivian Maxim Calderon, Jahrgang 1998, wollte als Kind Filmregisseur werden. Seine Ausrüstung damals: eine Spielzeugkamera. Mittlerweile ist er professioneller unterwegs. Er erstellte bereits ein Imagevideo für eine NGO in Kenia, berichtete über den Kult der Santa Muerte in Mexiko und arbeitete als Clubfotograf in Hamburg. Aufgewachsen in Bielefeld, studierte er Ethnologie an der Universität Hamburg. Bei der “Hamburger Morgenpost” schrieb er über steigende Dönerpreise, Mobilität und Cannabis Social Clubs. Sein Fokus liegt aber auf sozio-kulturellen Perspektiven, die gesellschaftlich oft untergehen. Kürzel: viv

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