Öffentliches WLAN
Symbolbild Öffentliches WLAN. Foto: Pixabay/CC0. Illustration: Agata Strausa

Die EU will bis 2020 öffentliche Plätze in europäischen Städten und Dörfern mit kostenlosem WLAN ausstatten. Hamburg ist da schon etwas weiter: FINK.HAMBURG hat zwei Anbieter von frei zugänglichen WLAN-Netzen getestet.

MobyKlick – das Stadtnetz

Öffentliches WLAN: Login-Screen
Nach dem Login bekommen Nutzer von MobyKlick eine kurze Übersicht. Screenshot: Jan Siemers

Wer steckt dahinter? MobyKlick ist ein freies und öffentliches WLAN-Netz für Hamburg und die Umgebung. Hinter dem Anbieter steht wilhelm.tel, ein 1999 gegründeter Telekommunikationsanbieter mit Sitz in Norderstedt. Seit 2016 expandiert MobyKlick in Hamburg und kooperiert neben öffentlichen Einrichtungen auch mit der Hochbahn.

Wie funktioniert das? Die mehreren hundert Access-Points sind an das Glasfasernetz von wilhelm.tel angeschlossen. Um MobyKlick zu nutzen, muss vorher eine Registrierung per SMS erfolgen. Dann kann man bei aktiviertem WLAN das MobyKlick-Netzwerk auswählen und sich mit den erhaltenen Zugangsdaten anmelden.

Wo finde ich die Hotspots? Die Hotspots sind fast über das gesamte Stadtgebiet verstreut. Auf einer monatlich aktualisierten Karte werden die Punkte angezeigt. Ebenfalls seien alle Busse der Linie 5 sowie die U-Bahn Stationen Mönckebergstraße und Borgweg an das Netz angeschlossen.

Wie schnell ist das? Je nach Endgerät und Auslastung sollen bis zu 1 Gbit/s möglich sein. Eine Drosselung findet laut MobyKlick nicht statt.

Wie lange kann ich das nutzen? Nach der Registrierung soll die Nutzung bis 24 Uhr des Folgetages möglich sein. Anschließend ist eine neue Registrierung notwendig.

Ist das sicher? MobyKlick nutzt ein ungesichertes Netz. Deshalb sollten die Nutzer beispielsweise auf Mobile-Banking verzichten. Das kostenpflichtige MobyKlick (S) verwendet einen gesicherten Zugang.

Was sind die Pläne? Zukünftig sollen in Hamburg immer mehr Hotspots errichtet werden. Es ist geplant, die Innenstadt bis Mitte des Jahres 2017 komplett zu vernetzen. Ebenfalls sollen alle Busse bis Ende 2017 und alle U-Bahn-Stationen bis Ende 2018 an das Netz angeschlossen sein.

Der FINK.HAMBURG-Test

Wir haben in Hamburg die drei MobyKlick-Zugangspunkte der Hochbahn an den Haltestellen Mönckebergstraße, Borgweg und in der Buslinie 5 sowie am Gerhart-Hauptmann-Platz und am Rathaus getestet. Nachdem wir den AGBs zugestimmt haben, wurde direkt eine Internetverbindung hergestellt. Erstaunlicher Weise waren keine Registrierung und kein Login notwendig. Auch nach dem Entfernen des Netzwerkes verband sich das Smartphone immer wieder mit den verschiedenen MobyKlick Hotspots, sobald diese in Reichweite waren.

Von einer vollständigen Abdeckung der Innenstadt kann noch nicht gesprochen werden. Zwischen den einzelnen Hotspots bricht die Verbindung immer wieder ab, trotz der angedeuteten Flächendeckung auf der MobyKlick-Karte. Ebenfalls schwankt der Empfang stark.

Die verfügbare Internetgeschwindigkeit haben wir auf zwei Handys über eine Speedtest-App kontrolliert. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 1 Gbit/s wurde dabei nie erreicht. Das Maximum waren 91 Mbit/s beim Download und 67 Mbit/s beim Upload.

Während der Fahrt mit der Buslinie 5 erschien und verschwand das Netz in unregelmäßigen Abständen. Eine Verbindung zum Hotspot und damit zum Internet konnte nicht hergestellt werden. Bei einer zweiten Busfahrt verbanden sich die Handys jedoch problemlos mit dem Netzwerk. Der Speedtest ergab hier schlechte Werte von 0,5 bis 1,0 Mbit/s.

Unser Fazit: MobyKlick bietet schnelles und leicht zugängliches Internet an den Hotspots an. Diese sind aber noch nicht flächendeckend in der Innenstadt vorhanden. In den Bussen ist die Signalqualität ausbaufähig.

Freifunk – die Bürgeralternative

Öffentliches WLAN: Freifunk-App
Auch über kostenlose Freifunk-App können die Knotenpunkte gefunden werden. Screenshot: Oliver Koop

Wer steckt dahinter? Freifunk ist ein Angebot des Fördervereins Freie Netzwerke, einer privaten Initiative. 2003 in Berlin gegründet, gibt es inzwischen über 400 Freifunk-Communitys in Deutschland und Österreich – darunter auch eine in Hamburg.

Wie funktioniert das? Freifunk verfügt über keine eigenen Hotspots. Jeder kann sein Heim- oder Firmennetzwerk freiwillig als Knotenpunkt freigeben. Dazu muss die Freifunk-Firmware auf dem Router installiert werden, die einen Teil der Internetgeschwindigkeit für das freie Netz reserviert. Nutzer können sich dann einfach in die Netze einwählen.

Wo finde ich die Hotspots? In Hamburg gibt es zurzeit über 900 aktive Knotenpunkte, die in einer interaktiven Karte verzeichnet sind.

Wie schnell ist das? Das hängt bei Freifunk ganz vom Knotenpunkt ab. Der Rechenleistung des entsprechenden Routers sowie die Geschwindigkeit des dazugehörigen Breitbandanschlusses sind hier ausschlaggebend.

Wie lange kann ich das nutzen? Freifunk gibt kein Limit vor. Das „Gentlemen Agreement“ des Anbieters macht jedoch deutlich, dass die Netzwerke nicht übermäßig beansprucht werden sollen – denn schließlich surft man auf Kosten anderer.

Ist das sicher? Den Anbietern der freien Hotspots entsteht kein Haftungsrisiko. Freifunk tritt als Internetdienstanbieter auf und ist somit gegen die missbräuchliche Nutzung der Knotenpunkte gesetzlich geschützt. Für Nutzer des Angebots gelten dieselben Einschränkungen wie in allen öffentlichen WLAN-Netzen: Die Freifunk-Hotspots sind unverschlüsselt und offen. Auf die Nutzung von Online-Banking oder ähnlichen Diensten sollte man verzichten.

Was sind die Pläne? Die Initiative setzt auf freie Expansion. Über immer mehr Communitys und neue Knotenpunkte soll sich das Freifunk-Netz verdichten. Die eigentliche Vision des Anbieters ist ein öffentliches Bürgernetzwerk, auf den die Politik und große Internetanbieter keinen Einfluss nehmen können.

Der FINK.HAMBURG-Test

Wir haben insgesamt drei Freifunk-Knotenpunkte getestet. Am Rathausmarkt und am Stephansplatz konnten unsere beiden Testgeräte die verzeichneten Hotspots jedoch nicht finden. Erst beim dritten Versuch an der Hoheluftbrücke hatten wir Erfolg, auch wenn die Signalqualität schlecht war. Ein Login oder die Zustimmung zu Geschäftsbedingungen war für die Verbindung mit dem Netzwerk nicht nötig.

Das größte Problem von Freifunk scheint die Signalqualität zu sein: Da es sich bei den Knotenpunkten vermutlich größtenteils um handelsübliche Router für den Heimbedarf handelt, ist deren Reichweite stark begrenzt.

Unser Fazit: Freifunk ist eine tolle Idee, die jedoch leider noch nicht alltagstauglich ist.