In unserer neuen Reihe „Hier spielt die Musik” stellt FINK.HAMBURG euch Hamburger Künstler*innen vor – von elektronischer Tanzmusik bis Indie-Rock. Wir beginnen mit BUNT. Der DJ und Musikproduzent hat einen rasanten Aufstieg hinter sich, hat aber auch vielen Menschen schon mal ein Silvester versaut.

Fotos: Emelie Hollmann

Im Dezember 2022 ging der Musikproduzent und DJ BUNT. mit dem Song „Paperplanes” auf TikTok von einem auf den anderen Tag viral. Anfang diesen Jahres schaffte er mit „Clouds” seinen Durchbruch. Seitdem hat Levi Späti-Konzerte in Berlin und seiner Wahl-Heimat Hamburg gespielt. Insbesondere in Mexiko gewann er an Fans dazu. Dort mietete Anfang des Jahres kurzer Hand eine Autowaschanlage für sein Set. Der Auftritt musste jedoch abgebrochen werden – der Andrang war zu groß. Im September startete er seine erste eigene Tour in Hamburg. Nach den Gigs in Deutschland und Europa, wird er im Oktober und November auch in den USA und Kanada live spielen.

DJ BUNT. im Interview

FINK.HAMBURG: Du bist mit Paperplanes auf TikTok viral gegangen. Wie hat sich das angefühlt?

DJ BUNT.: Komisch. Ich hab das Video in der Bahn gemacht und auf der Fahrt hatte es noch unter 1000 Aufrufe. Dann bin ich schlafen gegangen und am nächsten Morgen waren es 400.000. Da habe ich mich schon gefragt, wo das herkommt. Das Endorphin-Level war sehr hoch, kurz danach kam aber auch der Druck. Ich wusste, dass ich jetzt nachliefern muss. Das Gefühl ging quasi von Glück in Druck über. Das war sehr krass, gerade weil es so schnell ging. Mir wurde damals gesagt, dass ich TikTok machen soll, da es ohne Geld gutes Marketing bringt. Auf TikTok kann es sein, dass man etwas postet und 24 Stunden lang 300 Aufrufe hat und auf einmal mehrere 100.000. So war es auch bei mir.

Was waren deine Highlights der letzten neun Monate, seitdem du viral gegangen bist?

Ich glaube Mexiko. Ich habe dort den größten Erfolg und keiner kann sagen warum. Wir hatten den Plan nach Mexiko zu fliegen, eine komische Location zu mieten – in dem Fall eine Waschanlage – und dort zu spielen. Einen Tag zuvor hatten wir angekündigt, dass wir spielen werden und es kamen 4500 Leute, die alle in Mexico City gewartet haben. Nach einer Stunde wurde das Konzert abgebrochen, aber vom Flash her war es einfach krass. Eigentlich ist alles digital: Ich mache Musik, poste sie auf TikTok und sehe dann plötzlich Menschen in Reallife, die sagen ‘Oh Gott, der Song bedeutet mir voll viel und hat mir durch eine schwere Zeit geholfen’. Ich finde den Transfer echt interessant.

Und ein zweites Highlight ist, dass mich Ellie Goulding angeschrieben hat und meinte, dass sie meinen neuen Song liebe und darauf gerne singen würde. Ich wurde nach London eingeladen und habe sie dort für zwei Tage getroffen. Das war wirklich random. Ich hatte damals angefangen: Kein Geld und cringe auf TikTok, acht Monate später schreibt mich Ellie Goulding an und will sich mit mir treffen. Krass, wie schnell das geht. Und zuletzt natürlich die eigene Tour, das ist nochmal die Krönung meiner Karriere. 

Was hat deinen Musikstil seitdem du Musik machst, entwickelt und verändert?

Der Kern ist gleich geblieben. Ich bin groß geworden mit Avicii, das war extrem melodisch. Und dann bekam vor ungefähr ein oder zwei Jahren Fred again.. voll den Hype. Die Musik fand ich cool. Ich bin ein bisschen die Mischung aus beidem. Es ist immer noch sehr melodisch, aber vom Sound her finde ich Fred again viel aktueller. Die Melodie stehtfür mich im Vordergrund. Die macht den Song aus.

Hattest du schon einmal einen Fail auf der Bühne, wenn ja, welchen?

Bei meinem ersten Auftritt hatte ich kein Geld und keine Möglichkeit mit richtigen DJ-Playern zu üben. Das heißt, ich hatte alle Lieder vorher gemixt und nur den Laptop angeschlossen. Ich musste also nur noch auf Play drücken und das Set lief vier Stunden durch. Ich hatte damals einen alten Laptop von Lidl. Wir waren an Silvester gebucht und sollten die ganze Nacht Musik machen. Der Club war brechend voll. Ich war damals 15 oder 16 Jahre alt. Um 23:40 Uhr ging die Musik einfach aus, weil der Laptop heiß gelaufen war. Um 02 Uhr kam erst ein Ersatz-DJ. Das Geld haben wir am Ende auch nicht bekommen. Der Typ vom Club war richtig sauer. 

Emelie Hollmann, geboren 1998 in Hanau, hat schon bei minus 31 Grad gebadet - in einem norwegischen Fjord oberhalb des Polarkreises. In München studierte sie Kommunikationswissenschaft und Pädagogik. Parallel synchronisierte sie mit Kindern Filme und arbeitete bei mehreren Radiosendern. Als Komparsin steht sie auch mal vor der Kamera: In der Dokutainment-Serie “Haunted – Seelen ohne Frieden” mit Sky Dumont zum Beispiel starb sie und erstand als Geist wieder auf. Für ihren Seelenfrieden braucht Emelie nur genügend Kaffee – am liebsten in Gesellschaft. Ist sie doch mal alleine, läuft immer Musik - von den Strokes bis Berlioz. (Kürzel: emi)

Sophie Rausch, Jahrgang 1997, fühlt sich der Chemnitzer Band Kraftklub nicht nur musikalisch verbunden: Ihre Bachelorarbeit behandelt die Darstellung Ostdeutscher in “Spiegel” und “Zeit”, sie selbst stammt aus Brandenburg. In Bamberg studierte sie Kommunikationswissenschaft, Politologie und jüdische Studien. In Israel arbeitete sie in einem Wohnheim für autistische Menschen. Bei der Studierendenzeitschrift “Ottfried” war Sophie Chefredakteurin, privat wechselt sie ständig die Hobbys: Mal stickt sie, mal stellt sie Schmuck her, mal macht sie Badvorleger – der größte war so groß wie ein Topflappen. Kürzel: rau