Viele junge Erwachsene verzweifeln an der Wahl ihres Berufs. Doch warum ist das so? FINK.HAMBURG-Redakteurin Mirjam Hutten hatte selbst Probleme, die passende Profession zu finden und weiß, wie schwierig die Zeit nach dem Abschluss sein kann. Beruf Beruf 

Titelbild: Illustration von Julia Vollstädt, Icon: Illustration von Elizaveta Schefler

Nach der Schule eine Ausbildung machen. 50 Jahre im selben Beruf arbeiten. Dann in Rente gehen. Danach sehen die Lebensläufe der Gen Z längst nicht mehr aus. Stattdessen sind viele von uns vor allem eins: lost. Statt mit einem festen Berufsziel die Schule zu verlassen, habe ich den Sommer über gejobbt, am Badesee gelegen und dabei alles verdrängt, was irgendwie mit Zukunft zu tun hat.  Beruf Beruf 

“Ist das wirklich das Richtige für mich? Werde ich damit glücklich und will ich das bis zum Ende meines Lebens machen? “

Was danach folgte, lässt sich als mittleres Desaster zusammenfassen: Zwei Studiengänge, etliche Praktika und Kopfzerbrechen über die Frage “Was will ich bloß werden?” Aber irgendwas muss man ja machen: Also studierte ich Wirtschaftswissenschaften. Doch dabei wurde ich begleitet von einem unsicheren Gefühl: Ist das wirklich das Richtige für mich? Werde ich damit glücklich? Will ich das bis zum Ende meines Lebens machen?

Serie “Aus den 20ern”
FINK.HAMBURG hat Personen unter dreißig befragt, welche Themen sie grade beschäftigen. Diesen Themen wurde jeweils eine Folge der Serie gewidmet – um sie zu diskutieren, Lösungsansätze zu bieten und einen Raum zu kreieren. Linus (21) hat gesagt: “
Ich habe jetzt schon verschiedene Studiengänge angefangen. So langsam nervt es mich nicht so richtig motiviert zu sein.”

Die Serie erscheint jeden Donnerstag hier auf FINK.HAMBURG.

Viele junge Menschen brechen ihr Studium ab

Nicht nur mir geht es so. Dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung zufolge bricht jede*r dritte Studierende das Studium ab. Dieser Wert ist konstant seit Jahren. Bei den Ausbildungsberufen sieht es nicht besser aus: 29,5 Prozent der Ausbildungsverträge wurden vorzeitig beendet, stellte das Bundesinstitut für Berufsbildung 2022 (BIBB) fest – das sind so viele wie nie. 2012 waren es noch 24,4 Prozent.

Eine Reihe: Aus den 20ern. Eine Reihe. Eine Illustration von Elizaveta Schefler.Doch woran liegt das? Schuldige zu finden, ist nicht leicht. Meistens zeigen die beiden Parteien – Betriebe und Azubis– aufeinander. Junge Erwachsene geben laut BIBB Gründe an wie: Kommunikationsprobleme, mangelhafte Ausbildungsqualität oder andere Vorstellungen des Berufs oder Studiums. Die Betriebe auf der anderen Seite sprechen von “mangelnder Leistungsbereitschaft und fehlender Berufsorientierung”.

Wer soll sich bei 22.000 möglichen Studiengängen entscheiden?

Ich glaube, ein großer Teil der Gen Z ist bereit, Leistung zu bringen. Viele wissen nur nicht, wohin mit ihrer Arbeitskraft bei den vielen Möglichkeiten. Es ist, als stünde man vor der Tiefkühltruhe im Laden, um ein Eis zu kaufen: Alles wirkt verlockend, doch erst das Probieren zeigt, was einem schmeckt. Knapp 22.000 Studiengänge konnte man 2023 anfangen zu studieren. Wer soll da noch durchblicken oder eine Entscheidung treffen? 

irgendwas habe ich immer gelernt und wenn es auch die Erkenntnis ist, etwas anderes machen zu wollen.

Die Berufsberatung an Schulen kommt immer noch viel zu kurz. Ganze zwei Schulstunden hat meine Schule damals investiert, um mit uns ein fiktives Bewerbungsgespräch zu trainieren. Danach wusste ich zwar, dass ich keinen Nagellack beim Bewerbungsgespräch tragen soll, aber nicht, wo ich mich irgendwann mal bewerben will. Natürlich liegt es vor allem in unserer Verantwortung sich Gedanken zu machen und die eigenen Erwartungen zu hinterfragen.

Meine Strategie: Ausprobieren, Freunde um Rat fragen, jede Erfahrung mitnehmen – auch die schlechten. Irgendwas habe ich immer gelernt und wenn es auch die Erkenntnis ist, etwas anderes machen zu wollen.

Mehr Texte "Aus den 20ern":

Mirjam Hutten, geboren 1999, interviewte für die Schülerzeitung schon Auma Obama, die Schwester des ehemaligen US-Präsidenten. Ursprünglich wollte sie das Familienhotel “Am Torturm” übernehmen und studierte daher Wirtschaftswissenschaften in ihrer Heimatstadt Würzburg. Sie entschied sich jedoch gegen das Hotel und bekam ein Stipendium als Videojournalistin der Media School Bayern. Für den Münchner Sender M94.5 moderierte sie das Format “Pocket News” und lief vor der Kamera einen Halbmarathon aus dem Stand. Zurück in Würzburg schrieb Mirjam für die “Main-Post” einen Artikel über das Organspende-Tattoo und ließ es sich auch gleich stechen. Ihr Ziel: Podcasts für die “Süddeutsche Zeitung” entwickeln und Michelle Obama interviewen.
Kürzel: jam

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