Trump und Harris zerreißen eine Amerika Flagge.
Illustration: Paula Härtel

Kamala Harris will Schwangerschaftsabrüche ermöglichen, Trump will sie landesweit verbieten. Auch zu anderen Themen haben sie unterschiedliche Ansichten. 

Illustration: Paula Härtel

Im US-Wahlkampf nutzen viele Akteure zahlreiche Möglichkeiten, um Kamala Harris und Donald Trump eine Bühne zu bieten und sie mit den Wähler*innen in Kontakt zu bringen. Das reicht von TV-Interviews bis hin zu sogenannten Rallys, was Kundgebung sind. Im Oktober setzte Kamala Harris auf einen neuen Weg, um Wähler*innen zu erreichen: Sie war Gast im Podcast „Call her Daddy“ von Alex Cooper. Der Podcast behandelt feministische Themen und ist der von Frauen meistgehörte Podcast in den USA. Hier erzählte Harris von den Anfängen ihrer Karriere als Staatsanwältin in Sexualstrafsachen und geht intensiv auf das Thema Abtreibung ein. Unter allen Hörer*innen bezeichnet sich laut dem Marktforschungsunternehmens Edison Research die Hälfte als demokratisch, ein Viertel als republikanisch und etwa 20 Prozent als parteilos. Ein sehr gemischtes Publikum also.

Wie nicht anders zu erwarten, gingen Clips des Interviews auch auf Social Media viral. So zeigt die TikTok-Kommentarspalte unter dem Video, in dem Alex Cooper Harris begrüßt: Die Meinungen der Zuschauer*innen zu den Aussagen von Harris könnten nicht gespaltener sein.

Von „Das ist die erste Folge, die ich hören werde” über „Das ist so traurig” bis hin zu „Nennt sie Madame President”. Schon dieses kleine Beispiel zeigt: Die Meinungen und Einstellungen der amerikanischen Bevölkerung driften weit auseinander. Es stehen sich das liberale, weltoffene und progressive und das konservative, religiöse Amerika gegenüber. Und diese Spaltung wird immer stärker, gerade durch den Wahlkampf, der sich zu einem regelrechten Kulturkampf entwickelt hat. Im Zentrum stehen vor allem die Themen Abtreibung, LGBTQ+-Rechte und Bildungspolitik. Doch welchen Standpunkt vertritt Harris bei diesen Themen und welchen Trump? Wir haben uns ihre Standpunkte einmal angeschaut:

Abtreibung

Kamala Harris hat Schwangerschaftsabbrüche zu einem zentralen Thema in ihrem Wahlkampf gemacht und plädiert dafür, dass Frauen eigene Entscheidungen über ihren Körper treffen können. „Wir werden für die reproduktive Freiheit kämpfen”, sagte sie in ihrer Rede in der Zentrale ihres Wahlkampfteams in Wilmington. Außerdem warnt sie die Wähler*innen vor Trump, der das Recht auf Abtreibung in jedem Staat verbieten will.

Donald Trump spricht sich grundsätzlich gegen Abtreibungen aus. Im Juni 2022 hob der konservativ geprägte Supreme Court mit vier zu fünf Stimmen das landesweite Recht auf Abtreibung auf. Seitdem liegt das Recht, wie sie die Abtreibung regeln, bei den  Bundesstaaten. Drei der Richter, die für die Aufhebung stimmten, hatte Trump während seiner Präsidentschaft an das Gericht berufen. „Das war eine großartige Tat von mir”, sagte Trump Anfang September beim TV-Duell über das Ende des landesweiten Abtreibungsrechts.

LGBTQ+-Rechte

Kamala Harris spricht in ihrem Wahlprogramm nicht oft über die Rechte der queeren Szene, trotzdem schrieb die Human Rights Campaign, die größte queere Organisation die USA, auf X, Harris sei eine „Vorkämpferin für LGBTQ-Gleich­behandlung“. Bereits 2004 gründete Harris eine Einheit zur Untersuchung und Verfolgung von Hassverbrechen gegen LGBTQ+ und 2010 wurde sie Staatsanwältin in Kalifornien und kämpfte für die gleichgeschlechtliche Ehe. Als Senatorin von Kalifornien war sie außerdem 2018 Mitunterzeichnerin des Equality Act, der die Identität von queeren Menschen schützt.

Donald Trump macht auch in diesem Wahlkampf immer wieder queerfeindliche Aussagen.  Trumps Kommentar beim TV-Duell, Harris würde „geschlechtsangleichende Operationen an illegalen Gefangenen“ unterstützen, sorgte für großes Aufsehen. Brandon Wolf, Sprecher der Menschenrechtsorganisation Human Rights Campaign, zeigte sich bereits Anfang September im Gespräch mit “The Advocate”, einem queeren Magazin, besorgt über Trumps Rhetorik. Diese habe „reale Konsequenzen“, da sie Diskriminierung, Mobbing und Gewalt gegen LGBTIQ+-Personen fördere.

Bildung

Kamala Harris betrachtet Bildung als Grundrecht und setzt sich für einen besseren Zugang zur Vorschule, niedrigere Kosten bei der Kinderbetreuung und die Entlastung von Studierendenschulden ein. Schon 2019 forderte sie höhere Löhne für Lehrkräfte. Außerdem plant sie eine verstärkte Unterstützung von Bildungseinrichtungen für Schwarze.

Donald Trump will das Bildungsministerium abschaffen und die Zuständigkeiten den Bundesstaaten übertragen. Schulen, die Eltern mehr Mitspracherecht einräumen und auf feste Lehrverträge verzichten, sollen finanziell begünstigt werden. Gleichzeitig plant er, Programme zu Vielfalt und Gleichberechtigung zu kürzen und Schulen zu benachteiligen, die Themen rund um Gender behandeln.

Donald Trump und Kamala Harris vor dem Weißen Haus in Washington.
Am 05. November finden die US-Wahlen statt. Foto: White House Archives. Montage: Katja Niko

Identitätspolitik

Hier spricht sie also schon ein wichtiges Thema an: Identität. Denn die Menschen wollen sich gesehen und gehört fühlen und sich identifizieren. Repräsentation macht sichtbar. Und wenn Menschen diese Repräsentation nicht bekommen oder das Gefühl haben, falsch verstanden zu werden, wenden sie sich von der Politik ab und empfinden Wut den Menschen gegenüber, die sich ihrer Meinung nach mit den falschen Werten identifizieren.

Anfangs war die Euphorie um Harris groß, da sie die erste schwarze Frau wäre, mit Abstammung aus Jamaika und Indien, die das Oval Office für sich gewinnen kann. Es wurden Parallelen zu Obama gezogen. Ihm verhalfen vor allem Lateinamerikaner*innen, queere und schwarze Menschen zum Sieg. Doch der anfängliche Hype um Harris hat wieder abgenommen und es wird deutlich, dass sich einzelne Bevölkerungsgruppen in den letzten Jahren unter Obama, Trump und Biden nicht genug gesehen gefühlt haben und diese nicht das Gefühl haben, dass es unter Harris besser wird.

Die Wut auf die Politik ist im ganzen Land gestiegen. Das zeigt sich unter anderem an höheren Beteiligungen an Protesten und Demonstartionen und daran dass politische Außenseiter wie Trump auf einmal großen Erfolg haben. Auch wenn Harris ihre Abstammung in ihrem Wahlkampf kaum zum Thema macht und eher versucht, sich auf ihre Inhalte und Standpunkte zu konzentrieren, werfen ihr die Republikaner*innen das Gegenteil vor. Die Konservativen stehen für eine andere Auffassung von Repräsentation. Für sie zählt vor allem Leistung und Herkunft nur dann, wenn es die „richtige“ ist. Trump repräsentiert seine eigene Vision für die USA und die Menschen: „Make America Great Again“. Er will zu einer bestimmten, altbekannten Repräsentation von Arbeiter*innen, Familie, Leistung und Glaube zurück.

Doch genau da springen viele Republikaner*innen auf, denn auch sie fühlen sich mit ihren konservativen Ideologien in einer bunten, vielfältigen Welt nicht mehr gesehen und haben keine Vorbilder mehr. Im progressiven Selbstverständnis geht es darum, sich nach eignen Vorstellungen zu entfalten. Und diese Vorstellungen von Kultur und Leben sich unterscheiden sich. Es stehen sich also nicht nur zwei sehr unterschiedliche Präsidentschaftskandidaten gegenüber, sondern auch eine amerikanische Gesellschaft, die auseinander driftet.

Stella Bruttini, geboren 1997, hat bei ihrem ersten Casinobesuch in Las Vegas direkt den Hauptgewinn am Einarmigen Banditen abgestaubt: Einen Dollar eingesetzt und 1000 Dollar gewonnen. Der Gewinn wurde danach ordentlich für den restlichen Urlaub verpulvert. Mit dem Auto ging es durch den amerikanischen Westen. Stella stammt aus Kiel und hat dort PR und Marketing studiert. Nach ihrem Bachelor testete sie sich beim Online-Stadtmagazin "Mit Vergnügen Hamburg" durch alle Restaurants Hamburgs - am liebsten isst sie Pasta. Ihr Traum folgerichtig: Irgendwann mal an den Gardasee auswandern, aber niemals ohne ihren Kater Steven. Kürzel: ini

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