Chlamydien-Screening, Hautkrebsvorsorge, Hoden abtasten. Gesundheitliche Vorsorge kann ganz unterschiedlich aussehen. Wie viel Vorsorge und Früherkennung ist besonders für Menschen unter 35 Jahren sinnvoll?
Egal, ob allgemeinmedizinisch, zahnärztlich, gynäkologisch oder urologisch – medizinische Vorsorge kann zu frühzeitigen Diagnosen führen. Das ist sinnvoll, denn die Heilungschancen sind umso größer, je früher man Krankheiten erkennt und behandelt. Auch früh erkannte Risikofaktoren oder Vorstufen können Krankheiten oft vermeiden. Vorstufen von Darm- oder Gebärmutterhalskrebs können sich beispielsweise über viele Jahre entwickeln und anfangs harmlose Gewebeveränderungen sein.
Trotzdem sind klassische Vorsorgeuntersuchungen nicht sehr beliebt. Einer Umfrage aus dem Jahr 2023 zufolge gehen nur sieben Prozent der 14- bis 29-Jährigen regelmäßig zur Vorsorge. Andere Maßnahmen wie Sport, Ernährung oder Schutzimpfungen sind deutlich weiter verbreitet.
Vorsorge ist nicht gleich Früherkennung
Vorsorge ist aktiv. Man trifft Maßnahmen, um eine Krankheit zu vermeiden. Auch Sonnencreme im Sommer kann eine Vorsorgemaßnahme gegen Hautkrebs sein. Neben ärztlichen Check-Ups können Impfungen oder eigenes Abtasten Vorsorge für verschiedene Krankheiten sein. Zu den empfohlenen Schutzimpfungen gehören Tetanus und Diphtherie, Keuchhusten, Masern und Pneumokokken.
Früherkennung bedeutet hingegen, Krankheiten möglichst früh zu erkennen, möglichst früh eine Krankheit zu erkennen, um sie behandeln zu können. Gegen Krebs gibt es keine Vorsorge – außer natürlich, Risikofaktoren wie Rauchen, ungesundes Essen oder starken Alkoholkonsum zu vermeiden. Bei einer Früherkennung können schlimme Verläufe aber teilweise verhindert oder besser behandelt werden.
Vorsorge unter 35 Jahren
Für junge Erwachsene gibt es einen kostenlosen Gesundheits-Check-up zwischen 18 und 35 Jahren beim Hausarzt oder bei bei der Hausärztin. Diese Möglichkeit gibt es für alle Geschlechter einmalig vor dem 35. Lebensjahr. Danach ist die Untersuchung alle drei Jahre möglich.
Der Gesundheits-Check-up beinhaltet:
- Anamnese, z. B. Fragen nach Beschwerden, insbesondere finden von Risiken (zum Beispiel Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht, etc.), Überprüfung des Impfstatus
- Körperliche Untersuchung (Ganzkörperstatus), einschließlich Messung des Blutdrucks
- Laboruntersuchung bei entsprechendem Risikoprofil: Lipidprofil (z.B. Cholesterin), Glukose
- Beratung über die Untersuchungsergebnisse und zu individuellen Risikofaktoren
Jana Husemann, Allgemeinmedizinerin und erste Vorsitzende des Hausärzteverbands Hamburg, hält den Gesundheits-Check-up für wichtig: „Wir sprechen lieber von Gesundheitsuntersuchung, der Mensch wird in seiner Individualität gesehen und nicht wie ein Auto gecheckt. Die Untersuchung ist sinnvoll, damit der Mensch in der Hausarztpraxis bekannt wird. Da wir in der Hausarztpraxis zeitlich limitiert sind, ist es schön einmal mit ausreichend Zeit diese Themen mit den Menschen zu besprechen.“
Vorsorge in ist vor allem durch einen gesunden Lebensstil zu erreichen, eine hausärztliche Vorsorge gibt es sonst nicht. „Menschen sollen in die Hausarztpraxis gehen, wenn sie eine körperliche oder psychische Fragestellung haben. Das reicht“, sagt Husemann.
Zahnmedizinische Vorsorge
Regelmäßige zahnmedizinische Vorsorgeuntersuchungen helfen, Zähne bis ins hohe Alter gesund zu halten. Dabei untersucht der Arzt oder die Ärztin Zähne, Zahnfleisch und Mundraum auf Erkrankungen wie Karies, Parodontitis oder Zahnfehlstellungen. So kann zum Beispiel Zahnstein, der Entzündungen fördert, entfernt werden. Zur Früherkennung von Parodontitis erfolgt eine Zahnfleischuntersuchung mit einer Sonde zum Bestimmen des Parodontalen Screening Index (PSI). Bei Bedarf wird ein Röntgenbild angefertigt, um Karies oder Kieferprobleme sichtbar zu machen. Die Untersuchung verläuft schmerzfrei und schützt langfristig vor Zahnerkrankungen. Die Untersuchungen sind zweimal im Jahr möglich.
Vorsorge für junge Frauen
Besonders bei Fachärztinnen und -ärzten unterscheiden sich die Vorsorgeuntersuchungen zwischen den Geschlechtern. Für Frauen sind gynäkologische Untersuchungen vorgesehen.
Prof. Dr. med. Gerhard Gebauer, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in der Asklepios Klinik Barmbek, sagt: „Ziel bei der Vorsorge bei jungen Frauen ist es, Krebs ganz zu verhindern. Es geht hier wirklich um die Verhinderung, keine Früherkennung. Besonders wichtig ist hierbei die HPV-Impfung. Diese kann eine HPV-Infektion verhindern. Eine Infektion mit den Viren muss nicht zu Krebs führen, kann aber.”
Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) gehört zu den wenigen Krebsarten, die durch die HPV-Impfung (Impfung gegen Humane Papillomviren) und regelmäßige Früherkennung verhindert werden können. Das Infektionsrisiko ist bei jungen Frauen unter 30 Jahren am höchsten. „Wichtig hierbei ist auch: zur Übertragung gehören zwei dazu, deshalb sollten nicht nur junge Frauen sich impfen lassen, sondern auch junge Männer”, so Gebauer.
Außerdem gibt es einmal jährlich einen kostenlosen Chlamydien-Test für Frauen unter 25 Jahren. Die Chlamydia Trachomatis-Infektion, kurz Chlamydien, ist die weltweit häufigste sexuell übertragbare bakterielle Erkrankung. Sie kann zu ungewollter Unfruchtbarkeit, Schwangerschaftskomplikationen und Infektionen von Neugeborenen führen.
Für Frauen unter 35 Jahren gibt es folgende Vorsorge-Optionen:
- ab 20 Jahren: einmal pro Jahr eine Genitaluntersuchung (Pap-Abstrich) zur Früherkennung von Krebserkrankungen bei Gynäkolog*innen
- von 20 bis 34 Jahren: Gebärmutterhalskrebsfrüherkennung
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- gezielter Anamnese (zum Beispiel Fragen nach Blutungsstörungen, Ausfluss)
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- gynäkologischer Tastuntersuchung, Untersuchung der genitalen Hautregion
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- Entnahme von Untersuchungsmaterial vom Gebärmutterhals (zytologischer Abstrich, auch bekannt als Pap–Abstrich) für eine zytologische Untersuchung
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- bis 25 Jahre: jährlicher Test auf eine Infektion mit Chlamydien bei Gynäkolog*innen
- ab 30 Jahren: jährliche Brust- und Hautuntersuchung bei Gynäkolog*innen, mit Einweisung in die Selbstuntersuchung der Brust
Vorsorge für junge Männer
Hodenkrebs ist die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung bei jungen Männern. In Deutschland gibt es jedes Jahr etwa 4000 neue Fälle. Besonders betroffen sind Männer im Alter zwischen 25 und 45 Jahren. Da es keine gesetzliche Früherkennungsuntersuchung für diese Altersgruppe gibt, ist es umso wichtiger, selbst aktiv zu tasten und regelmäßig eigenständig Vorsorge zu betreiben.
Urologen empfehlen Jungen und Männern zwischen 14 und 45 Jahren, einmal im Monat ihre Hoden selbst abzutasten. Der ideale Zeitpunkt dafür ist unter der warmen Dusche oder nach einem warmen Bad im Stehen. Dann ist die Haut des Hodensacks entspannt und die Hoden lassen sich gut ertasten.
Was kann man sonst so tun?
„Eine ‚Vorsorge‘, in dem Sinne, dass versucht wird, gar keine Krankheiten zu bekommen, schafft man am besten durch einen gesunden Lebensstil und durch Verhältnisprävention“, so Allgemeinmedizinerin Husemann. Verhältnisprävention können zum Beispiel rückenfreundliche Bürostühle sein oder Gesetze wie das Nichtraucherschutzgesetz. Auch sichere Fahrradwege in öffentlichen Räumen tragen dazu bei.
In einer Umfrage auf dem Instagram-Kanal von FINK.HAMBURG haben Menschen Sport, Ernährung, wenig Alkohol, mit Freunden treffen, spazieren, Nahrungsergänzungsmittel, Schlaf, Yoga und Anti-Stress-Management als ihre persönlichen Vorsorgen genannt.
Egal, was im Kühlschrank steckt: Antonia Luca Fiedler, geboren 1999 in Winsen an der Luhe, verwandelt es in ein köstliches Menü. Kreativ sein liegt ihr, beim Bauer Verlag hat sie Grafikerin gelernt. Außerdem arbeitete sie für Hörfunk und Fernsehen: Sie schmierte vor der Kamera Brote für einen Margarine-Test beim ZDF Berlin, moderierte fürs Hitradio Namibia und sammelte O-Töne für Rock Antenne Hamburg. Für Antonia gilt: Einfach mal machen - auch bei der Jugendarbeit im Schützenverein oder im Eine-Welt-Laden. Studiert hat Antonia Medienwirtschaft und Journalismus in Wilhelmshaven. Kürzel: alf