Der Klimawandel heizt nicht nur das Mittelmeer auf, sondern auch die Nord- und Ostsee. Die Zahlen für 2024 zeigen: Die deutsche Nordsee war so warm wie noch nie.
Die durchschnittlichen Temperaturen der Wasseroberfläche von Nord- und Ostsee lagen im vergangenen Jahr deutlich über dem langjährigen Mittel. Nach Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) betrug die Temperatur der gesamten Nordsee im Schnitt 11,1 Grad. Das waren 0,5 Grad mehr als der Durchschnitt der Jahre 1997 bis 2021. 2024 sei für die gesamte Nordsee das viertwärmste Jahr seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1969 gewesen.
Für den deutschen Teil der Nordsee verzeichnete das Bundesamt nach eigenen Angaben mit durchschnittlich 12,1 Grad den höchsten Wert seit dem Beginn der Messungen im Jahr 1969. Damit war dieses Areal bis zu 1,5 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1997 bis 2021.
Zweithöchster Wert für Ostsee seit 1990
In der deutschen Ostsee betrug die Temperatur 2024 im Jahresdurchschnitt 9,3 Grad – etwa 0,8 Grad über dem langjährigen Mittel von 1997 bis 2021. In der gesamten Ostsee lag die durchschnittliche Wassertemperatur im vergangenen Jahr bei 9,6 Grad und damit sogar mehr als ein Grad über dem Langwertmittel. „Damit handelt es sich um das zweitwärmste Jahr seit Beginn unserer Datenreihe“, sagte der Leiter des Referats Marine Klimafragen am Bundesamt, Tim Kruschke. Nur im Jahr 2020 sei das Wasser wärmer gewesen. Für 2023 hatte das BSH die Temperatur des Oberflächenwassers der Ostsee mit 9,2 Grad angegeben. Die Daten der Ostsee werden seit 1990 erhoben.
Große Schwankungen zwischen Nord und Süd
Regional fielen die Werte sowohl für die Nord- als auch die Ostsee unterschiedlich aus. Während das Wasser in der südlichen Nordsee – also im Bereich zwischen Ärmelkanal und Dänemark – deutlich wärmer als üblich war, lagen die Temperaturen in der nördlichen Nordsee zwischen Schottland und Norwegen teilweise leicht unter dem langjährigen Mittel. Die südliche Nordsee ist mit Wassertiefen um 15 bis 30 Meter wesentlich flacher als die norwegische Rinne mit einer Tiefe von mehr als 700 Metern.
In der Ostsee waren die Temperaturen vor der schwedischen Ostküste vergleichsweise niedrig, während Richtung Baltikum teilweise sehr hohe Werte gemessen wurden, so das BSH. Im finnischen Meerbusen – also im Bereich zwischen Finnland, Russland und Estland – habe das Jahresmittel 2024 bis zu zwei Grad über dem langjährigen Mittel gelegen.
Steigende Wassertemperatur als direkte Folge des Klimawandels
„Unsere Daten zeigen, dass sich die Nordsee seit 1969 um fast 1,5 Grad erwärmt hat. Die Ostsee ist seit 1990 im Mittel bereits um 1,9 Grad wärmer geworden“, erklärte Kerstin Jochumsen, die Leiterin der Abteilung Meereskunde am BSH. Diese Entwicklung sei eine direkte Folge des Klimawandels und verändere die Meeresumwelt zunehmend.
Das BSH prognostiziert für die nähere Zukunft 2031 bis 2060 einen Anstieg der Temperatur in der Nordsee von circa 1,5 Grad Celsius im Mittel. Für die ferne Zukunft von 2061 bis 2100 sei ein Anstieg von circa drei Grad Celsius zu erwarten. Der Vergleichswert ist dabei der Mittelwert der Jahre 1971 bis 2000.
Daten für oberste Millimeter bis Zentimeter der Wasseroberfläche
Die Oberflächentemperaturen von Nord- und Ostsee ermittelt das BSH seit 1995 wöchentlich, indem es Satellitendaten mit Daten von Messstationen und Schiffen kombiniert. Die Satelliten messen seit 1990 die Wärmeabstrahlung der Meere in wolkenfreien Regionen. Diese Daten würden genutzt, um Werte für größere Flächen zu bestimmen, erläuterte eine Sprecherin des Bundesamtes. Aus der Analyse der Daten könne die Temperatur errechnet werden, die die obersten Millimeter bis Zentimeter einer Wasserfläche aufwiesen.
tog/dpa
Till Tognino, Jahrgang 2000, auf Bumble auch als der Junge mit dem „Colgate Lächeln“ bekannt, wollte eigentlich Goldschmied werden. Am Ende wurde es dann aber doch ein Journalismusstudium in seiner Heimat Magdeburg. Und siehe da - it’s a match. Seitdem schmiedet Till statt Goldketten lieber pointierte Texte. Mal für das MDR Fernsehen, dann für namibische Radiosender oder eine deutschsprachige Wochenzeitung in Spanien. Als selbsternannter „Politik-Nerd“ konnte er schon mit 13 alle Minister*innen aus Angela Merkels damaligem Kabinett aufzählen. Wenn er nicht gerade jemandem erklärt, was ein Überhangmandat ist, fotografiert er gerne. Lieblingsmotive: Papageien und Frösche aus Costa Rica, wo er acht Monate lang in einem Nationalpark gearbeitet hat. Kürzel: tog