Als hätte Hamburg nicht schon genug Wahrzeichen: Bis 2032 soll eine neue Staatsoper am Baakenhöft entstehen. Für mehrere Hundert Millionen Euro. Ein Kommentar von Clara Gödecke.

Am Baakenhöft, einer Halbinsel im Hamburger Hafen, soll bis 2032 eine neue Oper entstehen. Ein architektonisches Glanzstück, das Musikfreunde aus aller Welt anziehen soll. 330 Millionen Euro steuert der Milliardär Klaus-Michael Kühne – ja genau, der Mäzen und Sponsor des Fußballbundesligisten Hamburger SV – über seine Stiftung bei. Die Stadt Hamburg beteiligt sich mit rund 150 Millionen Euro für die Bereitstellung des Baugeländes. Haben wir das nicht schon einmal erlebt? Elbphilharmonie, die Zweite?

Die gute Nachricht ist: Sollte es teurer werden, übernimmt die Kühne-Stiftung sämtliche Kosten. Das zumindest äußerte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) dem NDR gegenüber. Die schlechte Nachricht: Was für den Bau der neuen Staatsoper nur ein Bruchteil an Geld ist, könnte für Hamburgs Bürger*innen an anderer Stelle wohl größere Wirkung haben.

  • Mit 150 Millionen Euro ließen sich rund 17 Schulen in Hamburg sanieren.*
  • Es könnten Integrationskurse für bis zu 90.000 Menschen angeboten** oder mehr als 300 dauerhafte Wohnungen für obdachlose Menschen gebaut werden.***

Ist das ein Vergleich von Äpfel und Birnen? Kultur darf nicht gegen Soziales ausgespielt werden? Sagen wir mal so: Steuergeld soll in eine neue Staatsoper fließen, obwohl Hamburg bereits eine hat.

Doch damit hört es nicht auf: Der Baakenhöft ist historisch belasteter Boden. Von dort wurden Soldaten und Waffen für den Kolonialkrieg nach Afrika verschifft, wo der Völkermord an den Herero und Nama durch Deutschland verübt wurde. Der Ort hat Erinnerung und Auseinandersetzung verdient – und nicht das nächste Prestigeprojekt.

Die neue Staatsoper ist ein umstrittenes Thema, auch in der FINK.Hamburg Redaktion. Redakteur Paul Sieben hat eine etwas andere Sicht auf das Thema als Clara. Hier kommst du zum Kommentar von Paul.


*(Wenn eine Sanierung 8.500.000 Euro pro Schule kosten würde.)

**(Wenn ein Integrationskurs mit 700 Unterrichtsstunden 1.603 Euro kosten würde.)

***(Wenn ein Wohnhaus für 31 obdachlose Menschen 14.000.000 Euro kosten würde.)

Im Dschungel, auf 3000 Metern Höhe oder auf dem Motorrad – Clara Gödecke, Jahrgang 2000, entdeckt gern Neues. 27 Länder hat sie schon erkundet, am meisten faszinierte sie Nepal. Für ein Media-Systems Studium an der HAW zog Clara 2020 von Köln nach Hamburg. Sonne gab es wieder im Auslandssemester in LA, wo sie auch einen Kurzfilm drehte - er handelt von einer Person in einem Raum ohne Ausweg. So abenteuerlich wie ihre Reiseziele sind auch ihre Jobs. Für die NDR Talk Show betreut sie Gäste, bei der Serie “Bergretter” arbeitet sie als Setaufnahmeleiter-Assistentin, und als Türsteherin warf sie gelegentlich Betrunkene aus einer Bar. Kürzel: cla

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