
In Hamburg gibt es keine Frauentaxis. Dabei forderte die SPD-Eimsbüttel diese schon 2023 – ohne Erfolg. Andere Städte wie München zeigen hingegen, dass es möglich ist, Taxifahrten für Frauen günstiger anzubieten. Ein Kommentar von Pauline Böwing
„Schreib mir, wenn du gut zu Hause angekommen bist“ – so verabschiedet man sich häufig von seinen Freundinnen, wenn man sich spät abends oder nachts noch allein auf den Heimweg macht. Wer kein Auto hat, steht vor der Wahl: zu Fuß, mit dem Nachtbus oder mit dem Taxi – wie kommt man am sichersten nach Hause? Gerade als Frau gibt es bei jeder Option Risiken, die es abzuwägen gilt. Aber wenn man Taxi fährt, kommt noch eine Variable hinzu: Eine Strecke von 3,5 Kilometern kostet mit dem Taxi 16, beim HVV hingegen nur 2,10 Euro.
Frauen haben andere Sicherheitsbedenken als Männer
Für Frauen spielt Sicherheit im öffentlichen Raum eine wichtige Rolle – insbesondere nachts. Das ergab auch die bundesweite Bevölkerungsumfrage zu „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“, kurz SKiD 2024. Die Polizei Hamburg befragt in diesem Rahmen besonders viele Hamburger*innen, um daraus Erkenntnisse für die Hansestadt zu gewinnen.
Das Ergebnis: Betrunkene, aggressives Verhalten, Kriminalität im öffentlichen Personennahverkehr abends und nachts – diese Schlagwörter nannten Frauen bei der Befragung besonders häufig. Sie sollten Sicherheitsbedenken nennen, die sie haben, wenn sie draußen unterwegs sind. Außerdem erwähnten Männer und Frauen oft die Angst vor Belästigung. Männer sprechen hier jedoch nicht von sexueller Belästigung, wie Frauen, sondern von Lärmbelästigung. Das zeigt, wie sehr sich die Lebensrealität einer Frau von der eines Mannes unterscheidet. Bundesweit gab es im vergangenen Jahr 2.060 erfasste Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. 1.784 der Opfer waren Frauen.
Keine Frauentaxis in Hamburg
Die Idee der „Frauentaxis“ ist, dass Frauen ab einer bestimmten Uhrzeit ermäßigt mit dem Taxi fahren können. Dieses Angebot gibt es zum Beispiel in Bremen, Hannover oder München. In Bremen erhalten Frauen, Mädchen und Kinder unter 14 zwischen 19 und 5 Uhr einen Rabatt von 20 Prozent. In München kann ein Gutschein in Höhe von 10 Euro zwischen 22 und 6 Uhr eingelöst werden. Und die Nachfrage ist groß. Zu groß, wie sich in München zeigte. Dort musste das Angebot pausiert werden, weil das vorgesehene Budget nicht ausreichte. Mittlerweile gibt es die Taxigutscheine wieder, allerdings nur noch für „Bedürftige“. Darunter fallen unter anderem Schülerinnen, Studentinnen oder auch Rentnerinnen.
In Hamburg sucht man vergeblich nach etwas Vergleichbarem. Die SPD-Eimsbüttel forderte 2023, dass sich das ändern müsse. Ein Pilotprojekt sollte gestartet werden. Der Antrag wurde an die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende weitergereicht. Dort hieß es: „Ein isoliertes Projekt begrenzt auf den Bezirk Eimsbüttel wird als nicht plausibel erachtet.“ Außerdem gebe es ja den Wunschausstieg im HVV.

Auf den ersten Blick kein schlechtes Argument, denn der Wunschausstieg ermöglicht es Fahrgästen ab 21 Uhr, auch zwischen Bushaltestellen auszusteigen. So wird der Heimweg kürzer und damit sicherer – theoretisch. Praktisch gibt es dieses Angebot nämlich nur außerhalb des Innenstadtbereichs. Hauptbahnhof, Landungsbrücken, Berliner Tor: All diese Haltestellen liegen in der Innenstadt und gehören damit nicht zum Angebot des HVV. Somit ist der Wunschausstieg zwar hilfreich. Aber es gibt ihn eben nicht überall und er ist daher nicht mit einer Taxifahrt vergleichbar.
Es braucht also auch Frauentaxis in Hamburg. Denn Sicherheit sollte nicht davon abhängig sein, ob man im Innenstadtgebiet wohnt oder nicht. Und sie sollte schon gar nicht davon abhängig sein, ob man es sich leisten kann, eine Taxifahrt zu bezahlen.
Pauline Böwing, Jahrgang 2003, lässt sich nicht von Telepromptern aus der Ruhe bringen und war sogar trotz Bombendrohung live auf Sendung beim Bayerischen Rundfunk. Die gebürtige Stuttgarterin hat schon in fünf Städten gewohnt, spricht vier Sprachen und war aus Versehen Komparsin bei “Willi wills wissen”. Sie studierte Kommunikationswissenschaft und im Nebenfach Jura in München, schrieb für die “Abendzeitung” und arbeitete beim ZDF. Ihr Auslandssemester hat sie in Leicester absolviert. Sport liebt sie, nur Fußball nicht. Trotzdem ist sie St. Pauli-Fan. Spitzname halt: Pauli. Kürzel: pau







