Schachfiguren im Vordergrund auf einem Schachbrett. Im Hintergrund sind weitere Tafeln voller Schachfiguren mit Menschen unter freiem Himmel.
Das Schachturnier "Rechtes gegen linkes Alsterufer" 2025 auf dem Rathausmarkt. Foto: Pauline Böwing

Das größte Schul-Schachturnier der Welt fand am vergangenen Donnerstag auf dem Rathausmarkt statt. Über 3500 Kinder traten für ihre Schulen unter dem Motto Rechtes Alsterufer gegen Linkes Alsteruferan.

Mehr als 1700 Schachbretter sind auf langen Tischreihen vor dem Hamburger Rathaus aufgebaut – spielfertig stehen ordentlich platziert schwarze und weiße Figuren. Es ist traumhaftes Sommerwetter an diesem Donnerstagvormittag. Bis kurz vor Beginn hatte man Sorge vor einsetzendem Regen, doch nun scheint die Sonne auf die Teilnehmenden hinab. Kinder sitzen konzentriert vor den Brettern und schieben ihre Figuren über das Brett. Rund um die Tischreihen herrscht aufgeregtes Gedränge. Auf der Bühne thront der große goldene Wanderpokal, um den es heute geht.

Seit 1958 treten Hamburgs Schulen beim größten Schul-Schachturnier der Welt gegeneinander an. Das rechte Alsterufer spielt gegen das linke Alsterufer. Dieses Jahr nehmen über 3500 Schüler*innen in Mannschaften teil. In der Gesamtwertung führt das linke Alsterufer deutlich mit 39 zu 22 Turniersiegen in den vergangenen Jahren. Auch die letzten beiden Male konnten sie die andere Seite schachmatt setzen.

„Der Moment nach dem Countdown, wenn 3000 Kinder ruhig sind und sich die Hände geben, ist ein magischer Moment.“ 

Viele Helfende waren schon als Kind beim Schachturnier dabei

Von der Bühne aus beobachtet Björn Lengwenus, Schulleiter und Mitorganisator des Events, das Geschehen. Von Zeit zu Zeit greift er zum Mikrofon, um die Spieler*innen daran zu erinnern, dass bald die nächste Runde beginnt. Schon als Schüler nahm er am Alsteruferturnier teil. 1982 bestritt er seine erste Partie, seit über 20 Jahren organisiert er die Veranstaltung mit. „Der Moment nach dem Countdown, wenn 3000 Kinder ruhig sind und sich die Hände geben, ist ein magischer Moment“, sagt Lengwenus. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer*innen sei das Event nicht möglich. 

Einer von ihnen ist Tom. Er ist heute als Schiedsrichter im Einsatz und beantwortet Fragen der jungen Spielenden. Der 23-Jährige hat ebenfalls schon als Schüler beim Turnier mitgespielt. „Man hilft auf jeden Fall gerne“, sagt er mit Blick auf ein laufendes Schachspiel. Heute habe er bereits etwa 50 Spiele betreut. Wer heute den Pokal gewinnen wird? Er tippt auf das rechte Alsterufer.

Schachmeister begeistern die Schüler*innen

Ein Highlight der Veranstaltungen sind die Simultanspieler. Diese spielen um die 30 Partien gleichzeitig. Luis Engel ist mit seinen 22 Jahren bereits ein Star auf dem Turnier. Der Großmeister macht Selfies und gibt Autogramme. Dabei geht er von Brett zu Brett und macht bei jedem einen Zug. Auf der anderen Seite sitzen Schüler*innen in einer Reihe und versuchen den deutschen Meister von 2020 zu besiegen. „Ich war jedes Jahr hier, auch schon als Schüler“, sagt Luis Engel zwischen zwei Zügen.

Vor dem Rathaus steht eine Gruppe Kinder in grünen Shirts mit dem Aufdruck ihrer Schule. Sie reden aufgeregt durcheinander. Wie ihnen der Tag bisher gefällt? „Auf einer Skala von eins bis zehn ist es auf jeden Fall eine zehn“, meint ein Junge. Die Gruppe stimmt ihm lautstark zu. „Ich habe beide Spiele gewonnen, also es ist sehr schön“, sagt ein anderer.

Es gibt einen eindeutigen Sieger

Die letzte Partie ist entschieden. Gegen 12:30 Uhr endet das Alsteruferturnier mit einem Countdown. Jubel bricht aus, als Björn Lengwenus und die anderen Veranstalter das Ergebnis verkünden: „Gewonnen hat sagen wir es auf drei eins, zwei, drei das linke Alsterufer“. Am Schluss steht es 966,5 zu 769,5. Damit baut das linke Alsterufer seinen Vorsprung weiter aus und setzt seine Siegesserie fort. Stellvertretend wird die dritte Mannschaft des Gymnasiums Ohlstedt ausgelost, um den Pokal entgegenzunehmen.

Am Ende bleibt nur noch die Bitte, die Schachfiguren ordentlich aufzustellen, damit im nächsten Jahr das größte Schul-Schachturnier der Welt erneut in Hamburg stattfinden kann.

pau/bib mit dpa

Benjamin Possin, Jahrgang 2002, erzählt gern Geschichten, das hat ihn zu seinem Lieblingshobby gebracht: Pen & Paper. Mittlerweile hat er um die 300 Würfel angesammelt. Wenn er nicht am Spieltisch sitzt, diskutiert er gerne im Netz oder verliert sich im Digitalisieren von alten Dias. Seine Liebe zu Wikipedia hat den Spiesheimer dazu geführt, dass er bereits einen Artikel vertont hat. An der HAW studierte Benni Medien und Kommunikation und arbeitet aktuell in einem Forschungsprojekt zu Datenvisualisierungen. Bei STRG_F moderierte er während eines Praktikums einen Film zum Thema “Jugendgewalt auf TikTok”. Beruflich sind die Würfel noch nicht gefallen: Datenjournalismus ist aber eine Option. Kürzel: bip

Pauline Böwing, Jahrgang 2003, lässt sich nicht von Telepromptern aus der Ruhe bringen und war sogar trotz Bombendrohung live auf Sendung beim Bayerischen Rundfunk. Die gebürtige Stuttgarterin hat schon in fünf Städten gewohnt, spricht vier Sprachen und war aus Versehen Komparsin bei “Willi wills wissen”. Sie studierte Kommunikationswissenschaft und im Nebenfach Jura in München, schrieb für die “Abendzeitung” und arbeitete beim ZDF. Ihr Auslandssemester hat sie in Leicester absolviert. Sport liebt sie, nur Fußball nicht. Trotzdem ist sie St. Pauli-Fan. Spitzname halt: Pauli. Kürzel: pau

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