Großevents können oft überfordern und begünstigen Grenzüberschreitungen. Wie das Awareness-Team der OMR dagegenwirkt, zeigt ein Besuch. FINK.HAMBURG sprach mit Leiterin Felicitas Niere über das Konzept und den Umgang mit Vorfällen.

Wenn 70.000 Besucher auf 100.000 Quadratmetern aufeinandertreffen, kann das überfordernd sein und es kann zu unangenehmen Begegnungen kommen: Diskriminierung, Belästigung, Grenzüberschreitungen – gut, wenn es in solchen Fällen Menschen gibt, die helfen können. Auf dem Online Marketing Rockstars Festival (OMR) in Hamburg gibt es ein Awareness-Konzept, um eine der weltweit größten Messen der Digitalbranche sicherer zu machen.

Organisierte Hilfe für ein respektvolles Miteinander

Felicitas Niere ist die Leiterin des Awareness-Teams auf der OMR. Sie trägt eine lila Weste, die das Awareness-Team kennzeichnet, trägt eine Cap und lächelt in die Kamera.
Felicitas Niere ist die Leiterin des Awareness-Teams auf der OMR. Foto: Lovis Wiefelspütz

Das Awareness-Team um Leiterin Felicitas Niere, genannt Feli, besteht aus Menschen unterschiedlicher Herkunft. Es ist während der gesamten Festivaldauer vor Ort oder telefonisch ansprechbar. Die Teammitglieder tragen lilafarbene Westen mit dem Logo des Awareness-Teams, um gut erkennbar zu sein. Sie sind die erste Anlaufstelle bei Diskriminierung, Belästigung oder anderen grenzüberschreitenden Vorfällen. Auch Personen, die sich unwohl fühlen oder einen geschützten Raum benötigen, können sich an das Awareness-Team wenden. Hierfür stellt das Team sogenannte „Safer Spaces“ zur Verfügung, in die sich Menschen zurückziehen können.

Das Ziel ist es, eine sichere und respektvolle Atmosphäre für alle zu schaffen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Identität oder körperlicher Verfassung. Das Team hört zu, vermittelt bei Bedarf und dokumentiert Vorfälle, wenn Betroffene dies wünschen. Dabei steht die Selbstbestimmung der Betroffenen im Vordergrund. Das bedeutet, dass nur eingegriffen wird, wenn die Betroffenen das ausdrücklich wollen.

Gutes Konzept, geringe Bekanntheit

FINK.HAMBURG hat mit Feli über das Awareness-Team gesprochen, wollten aber auch wissen, wie die Messebesucher*innen das Angebot des Teams wahrnehmen. Deshalb sind wir über die Messe gelaufen und haben einige Besucher*innen gefragt, ob sie wissen, dass es ein Awareness-Team gibt und wie sie das Konzept finden. Das Ergebnis war, das alle Interviewten das Konzept eines Teams sehr gut fanden. Die meisten wussten jedoch entweder nicht, dass es überhaupt ein Awareness-Team gibt oder nicht wie man es erreichen kann. „Ich wüsste nicht, wo ich mich melden würde, wenn irgendetwas wäre, außer bei der Security“, beantwortet Julina Arnold die Frage. Daniel Zapala Martinez, der ebenfalls auf der Messe unterwegs war, hatte über Anzeigetafeln auf dem Messegelände erfahren, dass es ein Awareness-Team gibt, wusste aber auch nicht, wie er es im Notfall erreichen könnte.

Franziska Poweleit, Lion Broschat und Felicitas Niere sind als Team unterwegs auf der OMR. Sie tragen lila Westen und schauen in die Richtung der Kamera. Foto: Lovis Wiefelspütz
Franziska Poweleit, Lion Broschat und Felicitas Niere (v.l.n.r) als Team unterwegs auf der OMR. Foto: Lovis Wiefelspütz

Personen, die vom Awareness-Team wissen, nehmen das Konzept positiv auf. Das scheinen bislang aber eher Wenige zu sein. Hier müsste angesetzt werden, um noch mehr Sichtbarkeit zu erreichen und so mehr Besucher*innen die Möglichkeit zu bieten, das Angebot in Anspruch zu nehmen. Sozusagen Awareness für das Awareness-Team. Es bedarf also besserer Werbung. Und da sollten auf der OMR ja genug Expert*innen herumlaufen.

Neugierig geworden? Klick hier, um die ganze Videoreportage zu sehen:

Im Dschungel, auf 3000 Metern Höhe oder auf dem Motorrad – Clara Gödecke, Jahrgang 2000, entdeckt gern Neues. 27 Länder hat sie schon erkundet, am meisten faszinierte sie Nepal. Für ein Media-Systems Studium an der HAW zog Clara 2020 von Köln nach Hamburg. Sonne gab es wieder im Auslandssemester in LA, wo sie auch einen Kurzfilm drehte - er handelt von einer Person in einem Raum ohne Ausweg. So abenteuerlich wie ihre Reiseziele sind auch ihre Jobs. Für die NDR Talk Show betreut sie Gäste, bei der Serie “Bergretter” arbeitet sie als Setaufnahmeleiter-Assistentin, und als Türsteherin warf sie gelegentlich Betrunkene aus einer Bar. Kürzel: cla

Beim Thema Barrierefreiheit ist noch viel zu tun – findet Lovis Wiefelspütz, geboren 1997 – und es geht nicht nur um Rampen. Über Inklusion und Gleichberechtigung spricht er in seinem Podcast “Hürdenläufer” und sein Buch “Die Reise unseres Lebens” handelt von der inklusiven Weltreise mit seinem besten Freund. Stillstand nervt ihn, den mag Lovis auch in seiner Freizeit nicht. Da schreibt er Songs, fotografiert, spielt Fußball, bouldert oder hält Vorträge zum Thema Diversität. Seinen Bachelor hat er in Medienwirtschaft und Journalismus in Wilhelmshaven absolviert und war Chefredakteur von “Campus life”, dem Studierendenradio. Jetzt konzentriert er sich wieder auf seine Heimatstadt Hamburg. Kürzel: low

Je größer das Universum, desto spannender. Was so astrophysikalisch klingt, ist in Wirklichkeit das Motto des Popkultur-Enthusiasten Paul Sieben. Wenn Paul, Jahrgang 1996, über seine liebsten fiktiven Welten redet, leuchten seine Augen: Netzkultur, Storytelling, Nerdkram. Paul hat der Sozialarbeit den Rücken gekehrt und Medien- und Kommunikationswissenschaften in seiner Heimatstadt Hamburg studiert. Volleyball schaut er gern. Weil er bei jedem Spiel war, ist er sogar vom Fan zum inoffiziellen Manager aufgestiegen. In einem ganz bekannten Steinzeitmuseum hat er Hausverbot. Wie es dazu kam? Das sind die Mysterien von Pauls eigenem Universum. Kürzel: psi

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