Seit September 2015 misst die Bundesnetzagentur die Geschwindigkeit der Internetanschlüsse. Die Ergebnisse sind bislang ernüchternd: Viele Anbieter liefern weniger, als vertraglich vereinbart – auch in Hamburg.
Im Rahmen des Projekts „Breitbandmessung“ der Bundesnetzagentur können Internetnutzer in Deutschland seit eineinhalb Jahren einen Speedtest durchführen. Im Juni 2016 veröffentlichte die Behörde erstmals eine interaktive Karte, die laufend aktualisiert wird. Nutzer können dort die Messergebnisse mit der vertraglich zugesicherten Geschwindigkeit vergleichen. Die Daten zeigen: Die Down- und Upload-Geschwindigkeiten der Internetanschlüsse in Deutschland weichen häufig stark von der vereinbarten Leistung ab.
FINK.HAMBURG hat die gemessenen Daten für Hamburg analysiert und kommt zu einem für viele Kunden ernüchternden Ergebnis: Im Schnitt bekommen die Hamburger nur 73 Prozent der versprochenen Download-Geschwindigkeit ausgeliefert. Beim Upload-Speed sieht es etwas besser aus. Hier kommt der Durchschnitt der Messungen auf immerhin 82 Prozent.
Ein Blick auf die verschiedenen Anbieter verrät, dass die Deutsche Telekom bei der Download-Geschwindigkeit am besten abschneidet, auch Vodafone liegt noch über dem Durchschnitt. O2-Kunden haben jedoch eher das Nachsehen: Bei diesem Anbieter kommt nur etwa zwei Drittel der zugesicherten Leistung aus der Leitung. Besonders schlecht sieht es für Kunden von Martens aus, einem Kleinanbieter aus Hamburg. Hier kam in den Messungen nicht einmal die Hälfte der vereinbarten Geschwindigkeit an.
Kurz erklärt: Down- und Upload
Die Download-Geschwindigkeit gibt an, wie schnell ein Gerät Daten aus dem Netz empfängt. Beim Upload-Speed wird das Ganze umgekehrt: Er stellt den Datenfluss vom Gerät in das Netz dar.
Beim Upload-Speed ergibt sich ein ähnliches Bild: Vodafone liegt in diesem Fall zwar leicht vor der Telekom, O2 schneidet aber wieder unterdurchschnittlich ab. Anbieter Martens kommt sogar nur auf ein Drittel der zugesagten Leistung. Für die Anbieter Willy.tel und 1&1 gibt es noch keine auswertbare Datenmenge.
Zu langsames Internet? Das können Verbraucher tun
Auch innerhalb der Hansestadt gibt es teilweise deutliche Unterschiede: Während vor allem in der Innenstadt sowie im Osten Hamburgs überdurchschnittlich hohe Werte gemessen wurden, haben es Internetnutzer in anderen Stadtteilen deutlich schwerer. In Nienstedten im Bezirk Altona kommen im Schnitt nur 15 Prozent des gebuchten Download-Speeds beim Kunden an. In Teilen von Fuhlsbüttel und Langenhorn in Hamburg-Nord ist es nur gut ein Fünftel der Leistung.
Obwohl die “FAZ” Anfang April noch meldete, dass die Bundesnetzagentur jene Internetanbieter, die nicht die vertraglich vereinbarte Leistung erbringen, zur Kasse bitten möchte, sieht die Wirklichkeit anders aus: Im jüngst vom Bundestag verabschiedeten Gesetz heißt es, dass Kunden lediglich über vertragsgemäße Beschränkungen informiert werden müssen – Beschränkungen, die in fast jedem Vertrag im Kleingedruckten stehen. Erst wenn auch diese Limitierungen unterschritten werden, ist ein Bußgeld in Höhe von 100.000 Euro fällig. “Verbraucher sollten ein Protokoll anfertigen, um das Ausmaß der Unterschreitung festzuhalten”, so Anneke Voß von der Verbraucherzentrale Hamburg. “Erst wenn man ausschließen kann, dass technischen Störungen vorliegen, kann man überhaupt von einer Vertragsverletzung sprechen.”