Die Welt versinkt im Plastikmüll. Das Problem ist alles andere als neu, doch das Bewusstsein für die unvertretbare Lage wächst. Die EU will Plastikgeschirr und -strohhalme verbieten. Doch solange wir unser Verhalten nicht ändern, sieht es schlecht für die Umwelt und ihre Bewohner aus.
Warum der Entwurf der EU-Kommission gut ist
Schwimmende Plastikinseln, Getränkehalterungen an den Hälsen von Schildkröten und Strohhalme, die in den Nasen von Meeresbewohnern festhängen, all diese Fakten sind keine Neuheiten. Wir alle kennen diese furchtbaren Bilder. Doch wenige Minuten später sitzen wir im Café und trinken eine Maracuja-Schorle aus einem dieser Halme, die später vielleicht einem Meereslebewesen das Leben kostet. Erst vor ein paar Wochen verendete ein Wal an Thailands Küste an mehr als 80 Plastiktüten im Magen. Und wer ist schuld – wir!
Laut des WWF befinden sich mindestens 5,25 Billionen Plastikteile mit einem Gesamtgewicht von etwa 270.000 Tonnen in unseren Weltmeeren. Über die fünf großen Ozeanstrudel und weitere kleine Meeresströmungen wird der Plastikmüll in den gesamten Weltmeeren verteilt – bis hin zu abgelegenen Inseln und der Antarktis. Das Plastik ist ein ständig wachsendes Problem, denn bis zur völligen Zersetzung eines Plastikpartikels können 350 bis 400 Jahre vergehen.
Produkte wie diese sind betroffen:
• Coffee-To-Go Becher
• Plastikgeschirr
• Strohhalme
• Wattestäbchen
• Lieferservice-Verpackungen
• Frischhaltefolie um Gemüse wie z.B. Gurken
• Einweg-Plastikflaschen
• Plastikstäbchen zum Umrühen von Cocktails
• Halterungen für Luftballons
Ja, ich trenne zuhause den Müll und ich bin stolz auf meine Mehrweg-Strohhalme aus Glas, aber sitze ich im Café, steckt derselbe umweltschädliche Plastikstrohhalm im meinem Glas. Deshalb sollten wir den Anstoß der EU zum Verbot von Plastikgeschirr, Strohhalmen und Wattestäbchen nicht als nerviges Verbot abtun, sondern es zum Umdenken nutzen. Zudem handelt es sich bei den zur Diskussion stehenden Plastikartikeln um jene, die sich problemlos und preisgünstig ersetzen lassen. Außerdem sollen alle Mitgliedsstaaten der EU eine Auflage bekommen: bis 2025 müssen Einweg-Plastikflaschen zu 90 Prozent recycelbar sein. Das bedeutet für die Verbraucher keine Einschränkung, sondern ein Mindestmaß an Anteilnahme zur Besserung.
Es wird höchste Zeit, dass wir Menschen etwas unternehmen. Nur über das Dilemma nachdenken hilft nicht, unsere Verhaltensweisen müssen sich ändern. Es geht nicht darum, die kleinen Schönheitsmakel dieser Welt auszumerzen, sondern die grundliegenden Probleme zu lösen. Natürlich sind die verschmutzten Strände dieser Welt alles andere als angenehm, aber wir müssen größer denken. Wir verschmutzen die Welt in der wir leben, wir schaden ihr und damit unserem Leben. Wissenschaftler warnen, dass die Chemikalien in den Kunststoffen gravierende Gesundheitsschäden verursachen: von Allergien und Fettleibigkeit bis hin zu Unfruchtbarkeit, Krebs und Herzerkrankungen. Damit nicht genug – Plastik wirkt wie ein Magnet für Schadstoffe. Laut Greenpeace haben Untersuchungen gezeigt, dass eine Anreicherung von Umweltgiften in Plastikpartikeln stattfinden kann und wir diese zusätzlich mit aufnehmen. Im Klartext: wir vergiften uns selbst.
Wir sind das Problem – wie lösen wir es also?
„Wir müssen individuell und kollektiv daran arbeiten, diese vermeidbare Tragödie zu stoppen und Meeresverschmutzung jeglicher Art, einschließlich der Verschmutzung durch Plastik, erheblich zu reduzieren“, hieß es in einer Erklärung des UN-Generalsekretär António Guterres.
Wer die Berge von Plastikmüll dieser Welt abbauen will, muss mehr recyceln und dem Verpackungswahnsinn ein Ende setzen. Wo fangen wir an? Der erste Weg ist, sich zum Thema Plastik zu informieren – der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) hat ein gutes Infoblatt zum Thema rausgebracht. Im Alltag sollten wir Plastiktüten vermeiden, vermehrt auf Mehrwegverpackungen zurückgreifen und ganz auf Verpackungen verzichten. In vielen Städten gibt es ein Angebot von verpackungsfreien Supermärkten. Mikroplastik findet sich auch in den verschiedenen Kosmetikprodukten wieder. Auch hier veröffentlichte der Bund eine Liste auf der zu vermiedene Produkte aufgeführt werden.
Deshalb brauchen wir für den Umweltschutz mehr Maßnahmen wie das bevorstehende Verbot. Der Anti-Plastikmüll-Katalog der EU ist ein Anfang und regt zum Handeln an. Wer an die Einführung der Pfandpflicht zurückdenkt, weiß, dass wir auch diesen Meilenstein bewältigen konnten. Auch der Aufpreis an Plastiktragetüten in Supermärkten hält uns zunehmend davon ab, die unnötige und umweltschädliche Tragetasche zu verwenden. Wieso also nicht auch das europaweite Plastikverbot unterstützen und annehmen? Es gibt bemerkenswerte Alternativen zu allen betroffenen Plastikartikeln – ob essbares Geschirr oder Trinkhalme aus Stroh – FINK.HAMBURG recherchierte. Das einzige Problem: Wir können nur europaweit handeln – wären doch alle Länder der Welt in einem solchen Zusammenschuss. Denn laut Ocean Conservancy sind China, Indonesien, Vietnam, Thailand und die Philippinen Hauptverursacher des weltweiten Plastikmülls. Zusammen sind sie für mehr als die Hälfte der Plastikverschmutzung verantwortlich.