Im Oktober 2018 nahmen Mitarbeiter einer von der Umweltbehörde beuftragten Spezialfirma Proben im Naturschutzgebiet Boberger Niederung, um es auf Dioxin zu untersuchen. Foto: Bodo Marks/dpa
Im Oktober 2018 nahmen Mitarbeiter einer Spezialfirma Proben im Naturschutzgebiet Boberger Niederung. Foto: Bodo Marks/dpa

In Billwerder wurde Dioxin gefunden. Die Umwelt- und Gesundheitsbehörden gab bekannt, dass der Grenzwert an einigen Stellen um das 24-Fache überschritten wird. FINK.HAMBURG hat nachgefragt: Wie kommt das Gift in den Boden und was ist Dioxin überhaupt?

Das 700-Fache des Grenzwertes des krebsfördernden Stoffes Dioxin wurde im Oktober 2018 im Naturschutzgebiet Boberger Niederung nachgewiesen. Wie das Gift in den Boden im Hamburger Stadtteil Lohbrügge gelangte, war unklar. Die Umweltbehörde nahm daraufhin in der Umgebung Boden-, Pflanzen- und Fischgewebeproben, um die Sicherheit der Anwohner, Angler und Badegäste des Boberger Badesees zu gewährleisten. Am Dienstag gaben die Behörde teilweise Entwarnung: Der extrem hohe Wert konnte nicht erneut festgestellt werden. Trotzdem überschreiten die Ergebnisse an einigen Stellen den Grenzwert um das 24-Fache.

Was ist überhaupt Dioxin?

Dioxin ist ein Abfallstoff, der laut der Hamburger Gesundheitsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) vor allem bei technischen Verarbeitungsprozessen entsteht. Er sei hochgiftig und verursache bei Menschen Störungen der Fortpflanzung, der Körperabwehr sowie des Nerven- und Hormonsystems. Dazu steigere er nachweislich die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken.

Wo kommt Dioxin in der Boberger Niederung vor?

Die Funde beschränkten sich auf einen etwa einen Kilometer langen Bereich um den Kreisbahngraben im Norden des Stadtteils Billwerder. Da Dioxin nicht wasser-, sondern fettlöslich ist, verbreite es sich laut Umweltbehörde vor allem über die Aufnahme durch Tiere. Diese essen kontaminierte Pflanzen und Beeren. Auch Menschen können durch das Essen von Beeren und Pilzen den Stoff aufnehmen. Besonders Kleinkinder sind laut Gesundheitsbehörde gefährdet, wenn sie Erde in den Mund bekommen.

Was kann man gegen Dioxin tun?

Wenn Menschen, insbesondere mit Kindern, den Bereich in den letzten Jahren aufgesucht haben und eine Vergiftung befürchten, können sie sich direkt bei der Gesundheitsbehörde melden. Mittlerweile wurde das Gebiet weiträumig abgesperrt und wird nun weiter untersucht. Sobald klar ist, ob weitere Bereiche kontaminiert sind, wird entschieden, ob der gesamte Boden erneuert oder nur der Bewuchs ausgetauscht wird. Laut Umweltsenator Jens Kerstan (Die Grünen) dauert das zwischen drei und fünf Jahren.

Wo kommt das Dioxin her?

Von 1948 bis 1984 produzierte die Firma Boehringer Ingelheim in Hamburg-Moorfleet Pestizide. Aus der Zusammensetzung der gefundenen Chemikalien kann man schließen, dass die gefundenen Stoffe aus dieser Hamburger Fabrik stammen. Wie sie in die Natur gelangten, ist noch nicht geklärt. Die Umweltbehörde vermutet, dass die Firma ihre Abfallstoffe dort vor 1964 entsorgt hat, da die Entsorgung erst ab 1964 unter Auflagen stattfinden musste.

Was geschieht mit dem Verursacher?

Die Umweltbehörde ist in Gesprächen mit der Firma Boehringer Ingelheim, um finanzielle Unterstützung bei der Sanierung der Fläche zu erhalten. Die Behörde ist laut Kerstan zuversichtlich, dass es zu einer Einigung kommen wird. Auf die Frage von FINK.HAMBURG nach juristischen Mittel kündigte Kerstan, an, entsprechende Informationen bei der Justizbehörde zu erfragen.