Das umstrittene Protestcamp pro-palästinensischer Aktivisten nahe der Universität Hamburg darf vorerst bleiben. Die Versammlungsbehörde genehmigte eine dreiwöchige Verlängerung der sogenannten Mahnwache am Dammtor.

Foto: Luca Schafiyha

Das pro-palästinensische Protestcamp nahe der Uni Hamburg darf vorerst bleiben: Nach Gesprächen zwischen den Anmelder*innen und der Versammlungsbehörde wird die von den Initiator*innen als Mahnwache bezeichnete Aktion am Bahnhof Dammtor um drei Wochen verlängert, wie ein Polizeisprecher bestätigte.

Das Protestcamp der Students for Palestine und der pro-palästinensischen Gruppierung Thawra gibt es bereits seit über einer Woche. Es befindet sich unweit der Hamburger Universität. Ursprünglich war die Aktion nur bis zum vergangenen Freitag angemeldet und anschließend bis darauffolgenden Montag verlängert worden.

Unter dem Motto „Finger weg von Rafah“ versammelten sich in den vergangenen Tagen bis zu 150 Teilnehmer*innnen im Camp. Acht Zelte und vier Pavillons befinden sich derzeit am Theodor-Heuss-Platz vor dem Bahnhof Dammtor sowie auf der großen Moorweide.

Täglich findet Programm statt: Arabisch-Sprachkurse, Lesekreise, Kreativkurse, Vorträge und Plenarsitzungen. Updates zur aktuellen Lage in und um Gaza werden sowohl auf Deutsch als auch auf Arabisch vorgetragen.

Kritik an Palästina-Mahnwache nach Vorfall an Uni

Nach einem mutmaßlich antisemitischen Vorfall an der Hamburger Universität geriet die Aktion massiv in die Kritik. Bei einer Ringvorlesung unter dem Titel „Judenfeindlichkeit, Antisemitismus, Antizionismus – aktualisierte Formen antijüdischer Gewalt“ wurde die Frau des Koordinators der Veranstaltung angegriffen. 

Die 56-Jährige, die dem Vorstand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft angehört, setzte sich ihrerseits gegen die 26-Jährige Angreiferin zur Wehr, die dem Vernehmen nach aus dem Umfeld des Protestcamps am Dammtor stammt. Beide Frauen wurden bei dem Vorfall verletzt.

Politiker verurteilen Verlängerung

Der Bürgerschafts-Fraktionsvorsitzende der CDU, Dennis Thering, forderte vom Senat eine Null-Toleranz-Strategie und hielt die Verlängerung des Camps für ein falsches Signal: „Eine weitere Verlängerung der Duldung darf es auch vor dem Hintergrund eines körperlichen Angriffs auf ein Vorstandsmitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft durch eine mutmaßliche Islamistin nicht geben“, so Thering. 

Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein sagte: „Die Innenbehörde muss das Pro-Palästina-Camp auf der Moorweide räumen, aus dem offensichtlich antisemitische Propaganda verbreitet wird.“

Hamburgs Antisemitismusbeauftragter Stefan Hensel sagte: „Wenn von Demonstrationen oder Protestcamps Gewalt ausgeht, müssen diese sofort verboten und aufgelöst werden“.

sha/dpa

Als Kind träumte Luca Schafiyha, Jahrgang 1994, davon, Schriftsteller zu werden. Ein ganzer Roman war dem Rheinländer dann aber doch zu viel. Journalist lautete der neue Berufswunsch. Seitdem ist viel passiert: Neben seinem Germanistik- und Politikstudium in Düsseldorf veröffentlichte Luca regelmäßig eine Kolumne in der „Rheinischen Post“. Luca arbeitete beim WDR, für die Redaktionen des „Handelsblatt“, der „Wirtschaftswoche“, „ran.de“ sowie des „Rolling Stone“. Er selbst spielt gerne Bass-Gitarre. In Bologna absolvierte er ein Erasmus-Semester – den täglichen Aperitivo auf der Piazza Maggiore vermisst er bis heute. Kürzel: sha