Alarmierende Zahlen: Die Anzahl der Menschen mit Depressionen in Hamburg hat laut der Gesundheitskasse zugenommen.
Eine Frau steht in ihrer Wohnung an einem Fenster. Foto: Fabian Sommer/dpa

Die Anzahl der Menschen mit Depressionen in Hamburg hat laut der Gesundheitskasse AOK einen neuen Höchststand erreicht. Gut eine Viertelmillion Menschen in der Metropolregion sind von der Krankheit betroffen.

Anlässlich des Welttags der seelischen Gesundheit am 10. Oktober hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) seinen neuen “Gesundheitsatlas Depressionen” veröffentlicht. Demnach waren 227.000 Menschen ab dem zehnten Lebensjahr in Hamburg im Jahr 2022 von Depressionen betroffen. Die Zahl der diagnostizierten Erkrankungen ist zwischen 2017 und 2022 deutlich gestiegen und hat zuletzt mit 13,5 Prozent einen Höchststand erreicht.

Im Jahr 2017 lag die Zahl noch bei 12,6 Prozent. Die größte Patientengruppe sowohl bei Frauen als auch bei Männern findet sich in der Altersgruppe von 55 bis 59 Jahren.

Ziel der Gesundheitsatlas-Reihe ist es, die gesundheitliche Situation aller Einwohner*innen in Deutschland transparent zu machen. Der Gesundheitsatlas beschäftigt sich mit häufigen Volkskrankheiten, die mit einer eingeschränkten Lebensqualität oder einer hohen Sterblichkeit einhergehen, bei denen sich aber präventiv einiges tun lässt.

Ein vom WIdO und der Universität Trier entwickeltes Hochrechnungsverfahren ermöglicht zuverlässige Aussagen zur Krankheitshäufigkeit in Deutschland. Das Verfahren nutzt dabei Abrechnungsdaten von mehr als 27 Millionen AOK-Versicherten.

Betroffene fehlen lange am Arbeitsplatz

Der Anteil der bei der AOK in Hamburg versicherten Beschäftigten, die 2022 wegen einer Depression krankheitsbedingt ausgefallen sind, ist mit 4,9 Prozent vergleichsweise gering, so das WIdO. Allerdings würden die Betroffenen im Vergleich zu anderen Erkrankungen überdurchschnittlich lange an ihrem Arbeitsplatz fehlen.

Vergleicht man Hamburg mit anderen deutschen Metropolen (Großstädte ab 500.000 Einwohner*innen), belegt die Hansestadt mit 13,5 Prozent den vierten Platz. Nur Nürnberg (16,6 Prozent), Dortmund (14,5 Prozent) und Essen (13,6 Prozent) liegen weiter vorn.

Betrachtet man alle Bundesländer, ist Hamburg auf dem zweiten Platz hinter dem Saarland (14,2 Prozent).

Depressionen: Frauen sind häufiger betroffen

Laut “Gesundheitsatlas” kommen Depressionen bei Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren selten vor. Die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter.

In allen Altersgruppen sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Physiologische Aspekte wie hormonelle Schwankungen in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren könnten hierfür ein Grund sein. Außerdem ist es möglich, dass Frauen im Laufe ihres Lebens mehr Stressfaktoren ausgesetzt sind, die die Entstehung von Depressionen begünstigen.

Verbesserte Strukturen im Gesundheitswesen notwendig

„Über die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei der Behandlung von Erkrankungen wird unter dem Oberbegriff Gendermedizin heute glücklicherweise häufiger gesprochen als früher“, sagt Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg. Die unterschiedliche Betroffenheit von Frauen und Männern auch bei psychischen Krankheiten wie Depressionen zeige einmal mehr, dass wir als Gesellschaft gefordert sind, im Gesundheitswesen Strukturen zu schaffen, die beiden Geschlechtern gerecht werden.

Depressionen: Stigmata abbauen und Wissenslücken schließen

Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland und führen zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität. Oft sind Patient*innen nicht mehr in der Lage, ihren alltäglichen Aktivitäten nachzugehen. „Obwohl es in den letzten Jahren ein stärkeres öffentliches Bewusstsein für Depressionen und andere psychische Erkrankungen gibt, ist das Bild von Betroffenen noch häufig von Vorurteilen und Stigmata geprägt. Das kann Patientinnen und Patienten stark belasten“, sagt Deutscher.

abk/dpa

Ayan Balakhanova, Jahrgang 1999, hat schon mehr falsche Aussprachen ihres Namens gehört als Timothée Chalamet, weshalb sie sich beim Journalismusstudium in Magdeburg dazu entschied, eine Präsentation darüber zu halten: Man nehme Fußballer (Michael) Ballack + Hannover nur mit einem a am Ende – und voilà. Ayans Eltern stammen aus Aserbaidschan, sie ist in Düsseldorf aufgewachsen. Dort managte sie beim Landesverband der Jüdischen Gemeinden Nordrhein Projekte in der Jugendarbeit, und zwar multilingual: Ayan spricht Aseri, Deutsch, Englisch, Hebräisch, Russisch und Türkisch. Kürzel: abk