Bei der US-Wahl 2024 heißt es: Kamala Harris oder Donald Trump? Bei der Wahl könnten letztlich einige Wähler*innen entscheidend werden. Wichtige Gruppen im Überblick.

Das Rennen um das Weiße Haus zwischen US-Vizepräsidentin Kamala Harris und  Ex-US-Präsident Donald Trump ist eng. Die Unterschiede in Wahlumfragen liegen bei etwa ein bis höchstens vier Prozentpunkten.

Bei einem so engen Rennen werden einige Wähler*innengruppen zum Zünglein an der Waage – besonders in heiß umkämpften Bundesstaaten wie Arizona, Nevada, Georgia oder Michigan. In den sogenannten Swing-States zählt jede Stimme.

Latinos, Indigene, Schwarze und Amerikaner*innen mit asiatischen und arabischen Wurzeln gehören zu den Wähler*innengruppen, welche die enge Wahl mit ihren Stimmen entscheiden können. Welchen Anteil an den Wahlberechtigten machen sie aus? Wie wählten sie in der Vergangenheit? Und was zeigen aktuelle Umfragen? Ein Überblick.

Latinos in den USA: Besonders wichtig in zwei Swing-States

Etwa 36,2 Millionen Latinos können laut dem Washingtoner Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center dieses Jahr in den USA wählen. Insgesamt sind das fast 15 Prozent der Wahlberechtigten in den USA. Gerade in den Swing-States Nevada und Arizona sind sie eine wichtige Gruppe. Laut Pew sind in Nevada 22 Prozent und in Arizona ein Viertel der möglichen Wähler*innen Hispanics.

Eine Grafik zeigt die Wahltendenzen von Latinos in den USA. Laut einer Umfrage würden etwa 57 Prozent Harris und 33 Prozent Trump wählen.
Erstellt mit den Daten der Florida International University. Grafik: Laurenz Blume

In der Vergangenheit wählten Latinos eher demokratisch. Im Swing-State Arizona verhalfen sie Joe Biden vor vier Jahren zum Sieg. Und auch in diesem Jahr ist diese Wähler*innengruppe stark umkämpft.

In einer aktuellen Umfrage der Florida International University, die bis zum 22. Oktober durchgeführt wurde, lag die Zustimmung zu Kamala Harris unter Latino-Wähler*innen bei rund 57 Prozent. Zu Donald Trump tendierten etwa 33 Prozent der Befragten. Eine Umfrage aus September von NBC News, Telemundo und CNBC sah Kamala Harris in dieser Gruppe noch bei 54 Prozent, Trump bei 40 Prozent. So oder so wird es in Nevada und Arizona dieses Jahr auch auf ihre Stimmen ankommen.

Native Americans könnten Arizona mitentscheiden

Auch American Indians und Alaska Natives, also indigene Einwohner*innen in den USA, sind für die Wahl als Gruppe von Bedeutung. Laut dem amerikanischen Zensus-Büro wuchs diese Bevölkerungsgruppe über die vergangenen drei Jahrzehnte in den USA an. Insgesamt dürfen laut einem Bericht aus dem Jahr 2020 des “Native American Rights Fund” (NARF), einer amerikanischen Non-Profit-Organisation, die sich für die Rechte indigener Menschen einsetzt, mehr als 4,7 Millionen Native Americans in den USA wählen. Amerikanischen Zensus-Daten von 2023 zufolge sind beispielsweise im umkämpften Arizona etwa 5,2 Prozent der Bevölkerung American Indians oder Alaska Natives.

Für ihre Wahlfreiheit in den USA mussten sie allerdings hart kämpfen – und müssen das immer noch. Kein eindeutiger Wohnsitz in den Reservaten, ausbleibende Post-Zustellungen, weite Entfernungen zu Wahllokalen, Armut, Obdachlosigkeit, eine schlechte Verkehrsinfrastruktur oder Sprachbarrieren sind laut NARF nur einige der Wahlhindernisse für die Indigenen in den USA. Gründe, weswegen die Wahlregistrierung in dieser Gruppe wohl auch eher niedrig ist.

Dennoch können Indigene bei der Wahl eine Schlüsselrolle einnehmen. Bisher wählten Native Americans eher demokratisch. In Arizona haben sie bei der vergangenen Wahl zu Bidens hauchdünnen Sieg beigetragen. 2020 siegte der Demokrat hier gegen Trump mit nur etwa 10.000 Stimmen Vorsprung, weniger als ein Prozent der Wähler*innen. Auch wenn der Anteil von Native Americans in der Gesamtbevölkerung eher gering ist, könnten sie daher ein solch enges Wahlrennen mitentscheiden. 

Asian Americans: Diverse und schnell wachsende Gruppe

Amerikaner*innen mit asiatischen Wurzeln sind laut Pew die am schnellsten wachsende Wähler*innengruppe der USA. 15 Millionen potenzielle Wähler*innen sind es aktuell, ein Plus von 15 Prozent seit 2020. Insgesamt machen sie rund 6,1 Prozent der Wahlberechtigten in den USA aus. Die Gruppe ist divers, mit Wurzeln in vielen verschiedenen Ländern. Laut Pew macht sie im Swing-State Nevada etwa 11 Prozent der Wahlbevölkerung aus.

Eine Grafik zeigt die Zustimmungswerte von asiatischen Amerikaner*innen. Einer Umfrage zufolge tendieren 66 Prozent zu Kamala Harris und 26 Prozent zu Donald Trump.
Erstellt mit den Daten von AAPI Data. Grafik: Laurenz Blume

Asian Americans wählten bisher eher demokratisch. 2020 stimmten Pew zufolge etwa 72 Prozent aus dieser Gruppe für Joe Biden und 28 Prozent für Donald Trump.

66 Prozent der Asian Americans neigten im September zu Harris, 26 Prozent zu Trump. So die Ergebnisse von AAPI Data, einer Forschungseinrichtung mit Fokus auf asiatische Amerikaner*innen, indigene Hawaiianer*innen und pazifische Inselbewohner*innen. Biden hätten im Frühling noch rund 46 Prozent aus dieser Gruppe gewählt. Immer wieder sprechen Demokraten und Republikaner in ihren Kampagnen asiatische Amerikaner*innen an. Und auch die demokratische Kandidatin selbst ist Teil dieser Gruppe: Sollte Kamala Harris das Rennen für sich entscheiden, wäre sie die erste US-Präsidentin mit süd-asiatischen Wurzeln.

Schwarze Wähler*innen sind mehrheitlich für Harris

Schwarze sind in den USA eine wachsende und wichtige Gruppe unter den Wahlberechtigten. Seit der vergangenen Wahl wuchs sie mehr als doppelt so schnell wie die Gesamtbevölkerung: 2024 gibt es laut Pew etwa 34,45 Millionen Schwarze Wahlberechtigte in den USA, das sind 14 Prozent aller potenziellen Wähler*innen. Im Swing-State Georgia im Südosten der USA sind Pew zufolge sind ein Drittel der Wahlberechtigten schwarz.

Die Grafik zeigt Zustimmungswerte von schwarzen Wähler*innen in den USA. Demnach würden laut einer Umfrage 78 Prozent für Kamala Harris und 15 Prozent für Donald Trump stimmen.
Erstellt mit den Daten der New York Times und des Siena College. Grafik: Laurenz Blume

Auch diese Gruppe wählte in der Vergangenheit überwiegend demokratisch. 2020 waren es demnach 92 Prozent, die für Joe Biden stimmten. Nur 8 Prozent wählten Donald Trump.

Laut einer Umfrage der “New York Times” und des Siena College von Anfang Oktober liegt die Zustimmung für Harris unter schwarzen Wähler*innen aktuell bei 78 Prozent, für Donald Trump bei 15 Prozent. Auch wenn Kamala Harris viele schwarze Wähler*innen seit ihrer Kandidatur zurückgewann – es wäre das schlechteste Ergebnis in dieser Gruppe seit acht Jahren. Vor allem unter schwarzen Männern verloren die Demokraten an Zustimmung. 83 Prozent der Frauen sind laut der Umfrage für Harris, bei den Männern sind es nur 70 Prozent. Für den Wahlausgang in Georgia könnte das entscheidend werden.

Arabische Amerikaner*innen: Krieg in Gaza ist Wahlthema Nummer eins

Auch arabische Amerikaner*innen sind eine umkämpfte Gruppe bei der US-Wahl. Das Arab American Institute (AAI), eine amerikanischen Non-Profit-Organisation, schätzt, dass in den USA etwa 3,7 Millionen arabische Amerikaner*innen leben. Im Swing-State Michigan leben schätzungsweise deutlich mehr als 200.000 arabische Amerikaner*innen.

Die Grafik zeigt die Zustimmungswerte laut einer Umfrage von arabischen Amerikaner*innen vor der Wahl. Demnach sind 45 Prozent für Donald Trump und 43 Prozent für Kamala Harris.
Erstellt mit den Daten von Arab News und YouGov. Grafik: Laurenz Blume

2020 stimmten einer Umfrage von Arab News und YouGov von Anfang Oktober zufolge 43 Prozent der Befragten für den Kandidaten der Demokraten, Joe Biden. 34 Prozent stimmten demnach damals für Donald Trump.

Die Umfrage zeigt auch, dass aktuell 43 Prozent der arabischen Amerikaner*innen für Harris stimmen würden, 45 Prozent für Trump. Israels Krieg in Gaza rüttelt unter der arabisch-stämmigen Bevölkerung an der Zustimmung für Harris. 39 Prozent sind demnach der Meinung, Donald Trump wäre besser geeignet, den Israel-Palästina-Konflikt erfolgreich zu beenden. Nur 33 Prozent denken das über Harris.

Auch eine Umfrage des AAI legt aktuell ein Rennen auf Augenhöhe nahe: 42 Prozent tendieren zu Trump, 41 Prozent zu Harris. Die USA sind mit Abstand Israels größter Waffenlieferant. Die Unterstützung für Israel im aktuellen Krieg in Gaza könnte so auch Auswirkungen auf das Wahlergebnis haben.

Wie aussagekräftig sind die Umfragen?

Am Dienstag kommt es auf einige Wähler*innengruppen besonders an. Die aktuellen Umfragen unterscheiden sich aber teils um einige Prozentpunkte. Eine genaue Prognose sind die Wahlumfragen der unterschiedlichen Meinungsforschungsinstitute, Universitäten und Medien aus den USA ohnehin nicht. Neben einer allgemeinen Fehlerquote von einigen Prozentpunkten zeigten vergangene Wahlen auch, dass die tatsächlichen Wahlergebnisse teils stark von den Umfragewerten abweichen können.

2016 wurde Hillary Clinton ein Wahlsieg in den meisten Umfragen vorhergesagt – gewonnen hat Donald Trump. 2020 sahen Prognosen Joe Biden ebenfalls weiter vorne, als es das tatsächliche Ergebnis zeigte.

Bei den Umfragen handelt es sich also immer auch um Momentaufnahmen unter den Befragten. Verschiedene Umfragen können auch stärker voneinander abweichen. Es bleibt abzuwarten, welches Ergebnis die US-Wahl am 5. November bringt – und welchen Einfluss verschiedene Wähler*innengruppen haben werden.

Lagewoche zur US-Wahl 2024

Kamala Harris oder Donald Trump: Wer folgt in den USA auf Joe Biden? Am 5. November wählen die Vereinigten Staaten ihren neuen Präsidenten – oder eine Präsidentin. Kamala Harris könnte Geschichte schreiben und als erste Frau das höchste Amt übernehmen. Wie läuft die Wahl ab? Wer hat die Nase vorn? Wer sind die Vizepräsidentschaftskandidaten? Und was denken Hamburgerinnen und Hamburger über die Wahl? FINK.HAMBURG versorgt euch eine gute Woche lang mit den neuesten Infos rund um die Wahl.

Laurenz Blume, Jahrgang 1999, behauptet von sich selbst, er mache die besten Zimtschnecken. Für die "Neue Osnabrücker Zeitung" schrieb er unter anderem über Schnecken im Garten, Schützenfeste im Norden und tickerte zu "Aktenzeichen XY". Während seines Praktikums bei Spiegel TV recherchierte er für das investigative Dokuformat "Die Spur", führte Vorgespräche mit Protagonisten und begleitete einen Dreh. In seinem Geburtsort Kiel absolvierte Laurenz den Bachelor in Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation. Ausgerechnet als Nordlicht stammt sein einziger Pokal von einem Skirennen. Die Zimtschnecken hätten aber auch einen verdient, sagt die FINK.HAMBURG-Redaktion. Kürzel: lab

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