Aufgestiegen, aber wenig überzeugend: Der HSV taumelt zurück in die Bundesliga. Statt einem Feierabendbier braucht es nun mehr Ehrlichkeit.
Nie mehr zweite Liga? Oh doch. Sportlich ist der HSV nämlich alles andere als erstklassig – auch wenn der Wiederaufstieg endlich gelungen ist. Am letzten Spieltag hatten die Hamburger sogar die Chance, die Zweitligasaison mit der Meisterschale zu krönen. Doch die verspielten die Rothosen leichtfertig mit einer 2:3-Niederlage gegen Fürth. Vielleicht ja, um nicht der schlechteste Zweitligameister seit Einführung der Drei-Punkte-Regel zu werden.
Dabei hätte dieser Titel irgendwie gepasst. Ja, der Aufstieg wurde geschafft. Ja, alle lieben Trainer Merlin Polzin. Und ja, manch ein Fan träumt jetzt schon von Europa. Zu oft aber ließ der HSV echtes Bundesliganiveau vermissen. Beispielsweise haben die Hamburger mehr Gegentore (44) als Fast-Absteiger Preußen Münster (43) kassiert. Damit ist man – angesichts der Vielzahl zugelassener Chancen – sogar noch glimpflich davongekommen, berichtete der „NDR“.
HSV hat nach Aufstieg keine Zeit zu verlieren
Eher überzeugen konnte die Offensivreihe um Torschützenkönig Davie Selke. Umso alarmierender ist doch aber, dass der HSV mit Selkes Toren weniger als die Hälfte seiner Spiele gewinnen konnte. Gereicht hat es am Ende trotzdem – für müde Fangesänge statt einer glänzenden Meisterschale, für eine Aufstiegsfete zum Schöntrinken statt der erwarteten Riesenparty. Na bravo, lieber HSV.
Wer also denkt, die Hamburger marschieren in Liga Eins munter weiter, wird sich täuschen. Um sich gegen St. Pauli und Werder Bremen nicht (wieder) zu blamieren, sollte man in Stellingen nicht allzu lange jubeln. Dringend braucht es neues Personal für Mittelfeld und Abwehr, mehr Konstanz und ein neues Verständnis für Demut. Sonst singt die Konkurrenz in einem Jahr schon wieder: „Nie mehr erste Liga – HSV“.







Der HSV ist zurück in der Bundesliga: Die schönsten Bilder der Aufstiegsfeier. Fotos: Sebastian Geschwill
Sebastian Geschwill, Jahrgang 2002, machte nach dem Abi ein FSJ an einer Realschule – und merkte schnell: Deutschlehrer wird er nicht. Irgendwas mit Sprache sollte es trotzdem sein. Also zog er von Oftersheim bei Heidelberg fürs Germanistikstudium nach Hamburg. Nach einem Praktikum beim „Hamburger Abendblatt“ und einem Abstecher zu „Computerbild“ schreibt er nun wieder fürs Harburg-Ressort des Abendblatts – etwa über die größte Barbie-Börse im Norden. Privat mag er es tiefgründig: Er dichtet melancholische Texte, wandert durchs Hochgebirge oder fährt Bestzeiten bei den Norddeutschen Wasserrutschmeisterschaften ein. Kürzel: sge