Handy in einer Hand in schwarz-weiß.
Symbolbild für Smartphone Nutzung. Foto: Pexels/Limon.

Krisen und Kriege führen zur Dauerbelastung. Über 70 Prozent der Internetnutzer*innen meiden Nachrichten zumindest gelegentlich. Das sind so viele wie noch nie. Forschende sprechen von einem Akt des Selbstschutzes.

So viele Menschen wie nie zuvor in Deutschland meiden in diesem Jahr Nachrichten. Das zeigt der aktuelle „Reuters Institute Digital News Report 2025“. Der hiesige Partner der Untersuchung ist das Leibniz-Institut für Medienforschung (Hans-Bredow-Institut) in Hamburg.

Seit 2012 untersucht der „Reuters Institute Digital News Survey“ in 48 Ländern jedes Jahr generelle Trends und nationale Besonderheiten der Nachrichtennutzung. Pro Land wurden 2025 rund 2.000 Personen befragt.

Erschöpfung und Belastung durch negative Berichterstattung

Laut Umfrage geben 71 Prozent der erwachsenen Internetnutzer*innen an, Nachrichten zumindest gelegentlich gezielt aus dem Weg zu gehen. Ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr, in dem es 69 Prozent waren.

Der Hauptgrund für die Vermeidung von Nachrichten ist laut Bericht deren negative Wirkung auf die eigene Stimmung. Das geben 48 Prozent der Befragten an. 39 Prozent empfinden die Berichterstattung über Kriege und Konflikte als belastend und fühlen sich von der Menge an Nachrichten erschöpft.

Verschiedene Gründe für Nachrichtenvermeidung bei Jüngeren und Älteren

Je nach Altersgruppe lassen sich unterschiedliche Beweggründe für das Meiden von Nachrichten erkennen. Ältere Bevölkerungsgruppen (ab 55 Jahren) nennen häufiger die Vielzahl an Berichten über Kriege und Konflikte als Grund für ihre Nachrichtenvermeidung (49 Prozent).

Die 18- bis 24-Jährigen geben anteilig etwas häufiger an, dass sie von der Menge an Nachrichten erschöpft sind (43 Prozent), dass die Nachrichten für ihr Leben nicht relevant zu sein scheinen (19 Prozent), und dass sie das Gefühl haben, mit den Informationen nichts anfangen zu können (19 Prozent).

Allgemeines Interesse an Nachrichten besteht weiterhin

Das Vermeiden von Nachrichten drücke aus, dass Menschen auf ihr mentales Wohlbefinden achten, so Co-Autor Sascha Hölig. „Das heißt, sie informieren sich schon über die Weltlage und die Lage in Deutschland und auch über die lokale Lage, aber eben nicht 20 Mal am Tag, sondern lieber alle zwei Tage. Die meisten Menschen machen das aus reinem Selbstschutz“, sagt Hölig.

„Wenn Menschen sagen, sie vermeiden aktiv die Nachrichten, heißt das nicht, dass sie überhaupt keine Nachrichten mehr nutzen“, sagt Julia Behre, Medienforscherin und Mitverfasserin des Reports. Es gehe eher um das selektive Vermeiden von bestimmten Nachrichtenthemen oder -quellen zu bestimmten Uhrzeiten, sagt sie.

Das allgemeine Interesse an Nachrichten ist im Jahr 2025 stabil geblieben. Wie bereits im Vorjahr sagen 55 Prozent der erwachsenen Internetnutzer*innen in Deutschland, dass sie überaus oder sehr an Nachrichten interessiert sind. Auch die allgemeine Reichweite von Nachrichten bleibt auf einem hohen Niveau: 91 Prozent konsumieren mehr als einmal pro Woche Nachrichten, 2024 waren es 89 Prozent.

KI-erstellte Nachrichten können Mehrheit nicht überzeugen

Der Bericht zeigt auch, dass die Einstellung der Bevölkerung gegenüber Künstlicher Intelligenz überwiegend skeptisch ist. 54 Prozent gaben an, sich bei der Nutzung von Nachrichten, die hauptsächlich durch KI produziert wurden, eher oder sehr unwohl zu fühlen. Werden Nachrichten nur mit Hilfe von KI, aber überwiegend von Journalist*innen produziert, ist die Akzeptanz etwas größer und liegt bei 34 Prozent.

mar/dpa

Marie Hamann, Jahrgang 2003, kennt den Beginn von Kafkas „Verwandlung“ auswendig – so tief fühlt sie sich mit dem Autor verbunden. Die gebürtige Hamburgerin versinkt gerne in Büchern und ist häufig in Theatern und Museen unterwegs. Ihr Praktikum im Bucerius Kunst Forum in der Kommunikationsabteilung bezeichnet sie als eine ihrer schönsten Erfahrungen. Nach dem Bachelor in Kommunikationsdesign in Hamburg stand fest: Ihre Fähigkeiten in Kommunikation will sie vertiefen, später kann sie sich vorstellen, Öffentlichkeitsarbeit für Kultureinrichtungen zu machen. Mit ihrer Liebe zu Kunst und Sprache sieht Marie das Schöne im Leben – ganz im Sinne Franz Kafkas, der sagte: „Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.“
Kürzel: mar

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