Das Hamburg Ballett trennt sich von seinem Intendanten Demis Volpi. Seit Monaten gab es Kritik an dem 39-Jährigen. Das Ensemble beklagte ein toxisches Arbeitsklima und fehlende Kompetenz.
Der Vertrag mit dem Ballettintendant Demis Volpi wird nach nur einem Jahr vorzeitig aufgelöst. Der ehemalige Intendant des Hamburg Ballett stand seit Monaten in der Kritik. Die Tänzer*innen klagten über ein toxisches Arbeitsumfeld und mangelnde Kompetenz. 36 von ihnen und damit über die Hälfte der gesamten Ballettcompagnie hatten sich in einem Brief an den Kultursenator Carsten Brosda (SPD) gewandt und den 39-Jährigen scharf kritisiert. Fünf Erste Solist*innen wollten ihre Verträge im April nicht mehr verlängern. Erste Solist*innen tanzen Hauptrollen und sind das Aushängeschild einer Ballettcompagnie.
Auch im Ballett am Rhein in Düsseldorf, Volpis früherem Arbeitgeber, meldeten sich 17 Mitglieder des Ensembles in einem Brief an Brosda zu Wort. Der Deutsch-Argentinier hatte laut ihren Aussagen eine “Atmosphäre der Angst und Unsicherheit” geschaffen.
Uraufführung musste verschoben werden
Die anhaltenden Probleme führten dazu, dass die Uraufführung des Stückes “Demian” verschoben werden musste. Geplant war die Premiere zur Eröffnung der 50. Hamburger Ballett-Tage am 6. Juli. Stattdessen ist nun der 7. Dezember als Starttermin vorgesehen. Bei den Ballett-Tagen wird stattdessen “Surrogate Cities” gezeigt. Volpi sagte damals, er halte diese Entscheidung für richtig, da er so Zeit habe, sich um die Klärung der bestehenden Probleme zu kümmern.
Anonyme Befragung des Hamburg Ballettensembles
Die Geschäftsführung und der Betriebsrat der Oper reagierten auf die Beschwerden gegen den Intendanten. In enger Abstimmung mit dem Ensemble sollte eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt werden. Dazu wurden die Tänzer*innen des Balletts anonym befragt. Die Ergebnisse sollen diese Woche vorgestellt werden. Mit der vorzeitigen, einvernehmlichen Beendigung des Vertrags wurden jedoch bereits Konsequenzen gezogen. Volpi war damit nur ein Jahr Intendant des Hamburg Ballett. Ursprünglich sollte er mit neuen Produktionen das Ballett bereichern. Eine einmalige Chance sei das, hatte der 39-Jährigen FINK.HAMBURG im Interview gesagt. Vor ihm war 51 Jahre lang John Neumeier Ballettintendant gewesen. Zur Freistellung von Volpi sagte Neumeier: “Ich denke, es ist gut, wenn Ruhe eintritt im Ballett”.
Nachfolge von Volpi noch offen
Nach der vorzeitigen Vertragsauflösung soll eine gemeinschaftliche Interimsleitung eingesetzt werden. Das Hamburg Ballett teilt mit, dass dazu aktuell Gespräche mit dem stellvertretenden Ballettintendanten LLoyd Riggins, dem Ballettbetriebsdirektor Nicolas Hartmann und der stellvertretenden Direktorin der Ballettschule Gigi Hyatt stattfinden. Kultursenator Brosda hofft, dass so die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden kann und die Voraussetzungen für eine langfristige Nachfolge geschaffen werden.
pau/dpa
Pauline Böwing, Jahrgang 2003, lässt sich nicht von Telepromptern aus der Ruhe bringen und war sogar trotz Bombendrohung live auf Sendung beim Bayerischen Rundfunk. Die gebürtige Stuttgarterin hat schon in fünf Städten gewohnt, spricht vier Sprachen und war aus Versehen Komparsin bei “Willi wills wissen”. Sie studierte Kommunikationswissenschaft und im Nebenfach Jura in München, schrieb für die “Abendzeitung” und arbeitete beim ZDF. Ihr Auslandssemester hat sie in Leicester absolviert. Sport liebt sie, nur Fußball nicht. Trotzdem ist sie St. Pauli-Fan. Spitzname halt: Pauli. Kürzel: pau