Ein junger Mann steht auf einer Bühne vor Publikum. Er deutet auf eine Präsentation neben ihm, die ein Foto von ihm und seinem besten Freund Arm in Arm zeigt.
Bei „Love at First Slide" präsentieren Freund*innen ihre Single-Freund*innen. Foto: Katharina Schöndorfer

Bei „Love at First Slide“ pitchen Freund*innen ihre Besties live auf der Bühne – für mehr Matches im echten Leben. So lief das Dating-Event in Hamburg ab.

Swipe nach links. Wieder nein. Schließlich nach langem hin und her, Swipe nach rechts: ein Match. Einige belanglose Fragen, dann von heute auf morgen keine Antwort mehr. Online-Dating kann frustrieren, so die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage 2025. Ähnliches hat auch das Team von Rausgegangen beobachtet, das Events in mehreren deutschen Großstädten organisiert. Deshalb haben sie ein neues Dating-Event ins Leben gerufen.

Bei „Love at First Slide“ pitchen Freund*innen ihre Single-Besties in einer sechsminütigen Präsentation auf einer kleinen Bühne. Projektkoordinatorin Fine Stammnitz findet es wichtig „wieder positive Dating-Erlebnisse zu schaffen, damit die Leute den Spaß an einem eigentlich so schönen Thema nicht verlieren“. Seit April findet das Event nicht nur in Berlin und Köln, sondern auch in Hamburg statt.

Eine junge Frau hält ein Mikrofon in der Hand und präsentiert eine Folie mit Fotos und Chat-Nachrichten von ihrem besten Freund.
In sechs Minuten Powerpoint zum perfekten Match. Foto: Katharina Schöndorfer

Von Frust bis hin zu Dating-Burnout

An diesem Sommerabend Mitte Juni sind viele im „Kultur & Gut” in Altona zusammengekommen, um ihre besten Freund*innen zu verkuppeln. Ein Freundespaar ist Sandro und Nick. Sandro sagt, er habe schon alle Dating-Apps durchprobiert. Am Ende war er „absolut genervt von allem“, besonders aber von der Unverbindlichkeit.

Beim Online-Dating empfinden 59 Prozent der 1010 befragten Singles zwischen 18 und 60 Jahren emotionale Erschöpfung oder Frust. Das zeigt die Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse Hannover. 37 Prozent haben mit Traurigkeit oder depressiven Verstimmungen zu kämpfen. Weitere 30 Prozent fühlen sich aufgrund der großen Auswahl an Partner*innen gestresst. Die negativen Gefühle begründete knapp die Hälfte der Befragten vorwiegend mit Ghosting sowie oberflächlichem oder rein sexuellem Interesse der Dating-Partner*innen.

Psychologin Heike Melzers Schwerpunkt ist Sexual- und Paartherapie. In ihrer Praxis in München beobachtet sie unter anderem, dass die Vielfalt auf Datings-Apps zu-, die Tiefe jedoch abnehme. Denn Nutzer*innen verweilen nicht mehr, sondern treffen innerhalb von Sekunden eine „oberflächliche Entscheidung“. „Viele verschleudern ihre Lebenszeit, weil sie sich durch das Scrollen und Swipen in diesen Online-Welten verlieren“, sagt Melzer. Auch sie halte es für sinnvoll, wieder mehr zurück zu Offline-Dating zu gehen, um „mal wieder analog reale Menschen zu treffen“.

Bühne frei für Nick und Sandro

Das pinke Titelbild von „Love at First Slide“ wechselt zur Präsentation, die Nick für seinen besten Freund erstellt hat. „Niemand kann einen besser vorstellen als Freunde, weil ziemlich gute Freunde sollten jede Seite kennen“, findet Sandro.

Moderiert wird der Abend von Dragqueen Magnifick. Sie fährt sich durch ihre langen blonden Haare mit den pink gefärbten Strähnen, bevor sie Nick die Bühne überlässt: „Und jetzt verlieben wir uns alle in Sandro!“ Nick ergreift das Mikrofon und stellt erstmal klar, dass Sandro sein „absoluter Lieblingsmensch“ ist.

Zuerst zählt der 23-Jährige mit den kurzen blonden Haaren die Green Flags seines besten Freundes auf. Darunter fällt Sandros „emotionale Verfügbarkeit, seine Intelligenz und, dass er immer für einen Aperol Spitz zu haben ist“. Nick als Sandros bester Freund sei die „wichtigste Green Flag“ – ein Punkt, der das Publikum zum Lachen bringt. Sandro sei „Reise-Maus, Surfer-Boy mit portugiesischen Wurzeln und your biggest supporter“.

Sandros Red Flags? „Manchmal etwas stur und ein Kindskopf“, sagt Nick. Außerdem habe Sandro die nervige Angewohnheit, an jedem erdenklichen Ort einzuschlafen. Die Präsentation endet mit einem QR-Code, der zu Sandros persönlichem Instagram-Account führt. Perfekt für schüchterne Zuschauer*innen, die sich nicht trauen, ihn anzusprechen.

Flirten bei pinken Cocktails und Musik

Für solche Situationen hat das Team von Rausgegangen pinkfarbene Karten auf den Sitzbänken verteilt, um persönliche Kontaktdaten zu hinterlegen. Zusätzlich gibt es Karten mit Kennenlern-Fragen, die den Gesprächseinstieg erleichtern sollen. In der Pause versammeln sich die Teilnehmenden bei einem pinken Cocktail draußen im Innenhof. So beginnen die ersten, noch etwas zurückhaltenden Gespräche.

Ein pinker Bildschirm auf der Bühne mit der Aufschrift "Love at First Slide". Leere Bänke und ein Schild rechts mit der Aufschrift "Rausgegangen".
Der Raum ist leer, alle sind draußen. In der Pause werden die ersten Kontakte geknüpft. Foto: Katharina Schöndorfer.

Slide für Slide in Richtung wahre Liebe?

Nach der Pause folgen vier weitere Pitches. Anja präsentiert „die süße Maus“ Vanessa, die man mit Kaffee zu allem überreden kann. Pascal pitcht Thorben, dessen Lieblingscocktail ein Espresso Martini ist. Frederike sucht für Julia einen Mann aus dem Publikum und gibt ihm eine rote und eine grüne Fliegenklatsche. Während sie Julias Eigenschaften vorliest, entscheidet er: Red Flag oder Green Flag.

Ob Sandro an dem Abend ein Match oder ein Date gefunden hat? „Wir gehen aus dem Abend mit zwölf zu null raus. Also Nick hat zwölf Komplimente bekommen und ich null“, zieht Sandro etwas ernüchtert Bilanz. „Du auch, du merkst das nur nicht“, widerspricht Nick und klopft seinem besten Freund auf die Schulter. Doch vielleicht ergibt sich nach Ende der Veranstaltung noch ein Date.

Organisatorin Fine Stammnitz hofft, dass sie schon bald Rückmeldungen von den Teilnehmenden zu den „ersten Lovestories“ – und zukünftig vielleicht auch zu Hochzeiten oder dem ersten „Love at First Slide-Baby“ – bekommen.

Das nächste Event steht an

„Love at First Slide” geht in die dritte Runde. Das nächste Event findet am 30. Juli im „Kultur & Gut” in Altona statt – dieses Mal in einer Queer-Edition.

Miriam Mair, Jahrgang 2001, reiste durch ganz Schweden, um das beste Zimtschneckenrezept des Landes zu finden. Dabei stolperte sie fast über einen Elch und ging freiwillig bei minus 20 Grad baden. In Passau studierte sie Journalistik und Strategische Kommunikation. Während eines Praktikums beim ZDF machte Miriam verschiedene Straßenumfragen. Auch PR reizte sie, bis sie eine Eiscreme vermarkten sollte, die sie nicht mochte. Da war klar: Sie wird Journalistin. Schon als Kind wollte sie werden wie Karla Kolumna, die rasende Reporterin. Das beste Zimtschneckenrezept kreierte Miriam übrigens schlicht selbst. Kürzel: mai

Katharina Schöndorfer, Jahrgang 2000, servierte nach dem Abitur Bier und Brezn im Dirndl – in einem bayerischen Wirtshaus mitten in Melbourne. Als Kind überlegte Kathi als Astronautin zum Mond zu fliegen, bis sie merkte, dass Physik nicht ganz ihre Umlaufbahn ist. Heute will sie Journalistin werden. Sie studierte Journalistik, Strategische Kommunikation und Politikwissenschaft in Passau. Im Studium gelang Kathi ihr erster journalistischer Pitch an PULS zum Thema Nacktheit. Die BR-Redaktion kaufte ihr und ihrer Studienkollegin die Themenidee für die PULS Reportage “7 Tage nackt” ab. Nach ihrem Auslandssemester in Estland absolvierte sie Praktika beim BR und dem Münchner Radiosender Gong 96.3. Einen Podcast auf Estnisch? Parem mitte (Besser nicht). Kürzel: kat

Tim Hanischdörfer wurde 2001 in Leonberg geboren, der Heimat von Rapper Nimo und der größten Leinwand der Welt. Obwohl er im Schwabenländle aufgewachsen ist, möchte Tim der Welt mitteilen: Maultaschen sind „overrated". Bereits als Kind hatte er den Traum Sportjournalist zu werden. Nach dem Abitur schrieb er dann für eine Lokalzeitung. Während seinem Bachelor der Medien- und Kulturwissenschaft in Freiburg interviewte er für SWR Sport Olympiasiegerin Franziska Brauße und absolvierte ein Praktikum bei funk in Mainz. Neben Fußball ist auch das Kino Tims Leidenschaft. Sein Ziel: alle Hamburger Kinos besuchen! Nun möchte Tim beides vereinen und Fußball sowie Filmrezensionen auf die große Leinwand bringen. Kürzel: tim

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