Die 95-jährige Ursula Haverbeck leugnet, dass in Auschwitz massenhaft Menschen ermordet wurden. In einem Prozess vor dem Landgericht Hamburg wurde sie nun verurteilt.
Das Landgericht Hamburg hat die mehrfache Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck wegen Volksverhetzung verurteilt. „Sie haben vorsätzlich geleugnet“, sagte die Vorsitzende Richterin in dem Berufungsverfahren zu der Angeklagten. „Sie wussten, dass das, was Sie sagten, verbreitet wird.“ Das Urteil mit dem Strafmaß von einem Jahr und vier Monaten ist noch nicht rechtskräftig.
In der Gesamtfreiheitsstrafe enthalten ist laut Hamburger Landgericht ein Berliner Urteil von 2022 in einem anderen Prozess. Damals war Haverbeck zu einem Jahr Gefängnisstrafe verurteilt, trat die Haft aber bislang nicht an. Vier Monate der in Hamburg verhängten Strafe werden zudem als bereits vollstreckt angesehen, weil es zu mehrjährigen Verfahrensverzögerungen gekommen war. Nach den Urteilen in Berlin und Hamburg soll Haverbeck also weiterhin insgesamt ein Jahr in Haft.
Die Staatsanwaltschaft hatte der inzwischen 95-Jährigen Volksverhetzung in zwei Fällen vorgeworfen. Die in Nordrhein-Westfalen wohnende Haverbeck hatte am 21. April 2015 am Rande des Lüneburger Prozesses gegen den früheren SS-Mann Oskar Gröning vor Journalisten gesagt, Auschwitz sei kein Vernichtungs-, sondern ein Arbeitslager gewesen. In einem Fernsehinterview des NDR-Magazins „Panorama“ verneinte sie zudem, dass es dort eine Massenvernichtung von Menschen gab. Nach Schätzungen von Historikern ermordeten die Nazis allein im KZ Auschwitz-Birkenau mindestens 1,1 Millionen Menschen.
Hoch im Kurs bei Rechtsextremen
Haverbeck war 2015 vom Amtsgericht in Hamburg zu zehn Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt worden. Dagegen hatte sie Berufung eingelegt. In rechtsextremen Kreisen ist die 95-Jährige populär. Björn Höcke, Spitzenpolitiker der AfD, verteidigte Haverbeck bereits öffentlich. Zu dem Berufungsprozess kam es aber erst jetzt, neun Jahre später.
Seit Jahren müssen sich immer wieder Strafgerichte mit Aussagen von Haverbeck befassen. 2004 wurde die Seniorin erstmals verurteilt. Sie erhielt eine Geldstrafe. Zuletzt ergingen Strafen ohne Bewährung. Haverbeck saß wegen Holocaust-Leugnung auch bereits mehr als zwei Jahre im Gefängnis.
tog/dpa
Till Tognino, Jahrgang 2000, auf Bumble auch als der Junge mit dem „Colgate Lächeln“ bekannt, wollte eigentlich Goldschmied werden. Am Ende wurde es dann aber doch ein Journalismusstudium in seiner Heimat Magdeburg. Und siehe da - it’s a match. Seitdem schmiedet Till statt Goldketten lieber pointierte Texte. Mal für das MDR Fernsehen, dann für namibische Radiosender oder eine deutschsprachige Wochenzeitung in Spanien. Als selbsternannter „Politik-Nerd“ konnte er schon mit 13 alle Minister*innen aus Angela Merkels damaligem Kabinett aufzählen. Wenn er nicht gerade jemandem erklärt, was ein Überhangmandat ist, fotografiert er gerne. Lieblingsmotive: Papageien und Frösche aus Costa Rica, wo er acht Monate lang in einem Nationalpark gearbeitet hat. Kürzel: tog