Was beschäftigt Menschen unter 30? Wir haben in unserer Community nachgefragt und wollen jetzt über Geld reden. FINK.HAMBURG-Redakteurin Sarah Bayerschmidt fragt sich: „Was kosten mich meine Zwanziger?“

Titelbild: Illustration von Finja Frank,  Icon: Illustration von Elizaveta Schefler

Penny, Budni, Edeka, Café Miller, Mensa, Paypal. Das sehe ich an Abbuchungen, wenn ich meine Bank-App öffne.

Mein Geld kommt von meiner Werkstudi-Stelle, vom Cat-Sitting, vom Eis verkaufen in den Semesterferien, meinem Stipendium und Kindergeld. Dann verschwindet es in Lebensmitteln, Duschgel und Shampoo, Mietzahlungen oder in meiner Krankenversicherung.

In Man-gönnt-sich-ja-sonst-nichts-Momenten fließt mein Geld auch in neue Kleidung, in Kaffee und Kuchen mit Freund*innen, in Bücher, in anderen Kleinkram oder in einen Restaurantbesuch.

In meiner Bank-App kommt das Geld mit kleinen grünen Pluszeichen eingetrudelt – und ein paar Tage später schreien mich die roten Minuszeichen der letzten Ausgaben an.

Sparen vs. Spaßgeld

Ich gebe zu: Manche Ausgaben sind vermeidbar. Wenn am Ende des Monats mehr Geld übrig ist als sonst, dann sollte ich das zurücklegen. Gelingt mir nur manchmal. In anderen Fällen wird das Geld von mir in Spaß-Geld verwandelt. Spaß-Geld braucht man für die oben beschriebenen Momente. Mein Spaß-Geld ist für Konzerte, Bar-Abende mit Freund*innen, Shoppen, Essen gehen oder Tattoos reserviert. Spaß-Geld bedeutet aber auch immer ein schlechtes Gewissen, zumindest ein bisschen.

Icon zum Thema Geld. Illustration: Elizaveta Schefler
Geld. Illustration: Elizaveta Schefler

In den 20ern ist man irgendwo zwischen Erfahrungen sammeln, alles Erleben wollen und  dem Wunsch, trotzdem erwachsen, verantwortungsvoll und selbstständig zu sein. In den Zwanzigern will man feiern gehen, verreisen, einfach dabei sein – oder zumindest die Option dazu haben. Aus dem Spruch “Geld kommt zurück, Zeit nicht” spricht ein gewisses Privileg. Was ich nämlich nicht will, ist meinen Eltern unnötig auf der Tasche zu liegen. 

Von der Kleinstadt nach Hamburg

Seit meinem Bachelor-Abschluss hat sich in meinem Kopf ein Schalter umgelegt: Ich möchte meinen Master selbst finanzieren.

Mit der Entscheidung, die Kleinstadt in Bayern, in der ich meinen Bachelor gemacht habe, zu verlassen und nach Hamburg zu ziehen, hat meine Ausgaben deutlich verändert. Für mein WG-Zimmer in Eichstätt habe ich zuletzt, inklusive Internet und Nebenkosten – ihr müsst jetzt kurz stark sein – 220 Euro bezahlt. Das ist zwar auch dort besonders günstig, aber im Schnitt kommt man mit circa 350 Euro Wohnkosten klar.

Kein Vergleich zu Hamburg. Dort liegt der durchschnittliche Preis eines WG-Zimmers dieses Jahr bei 620 Euro. In den Großstädten Berlin, Frankfurt und München ist der durchschnittliche WG-Zimmer-Preis noch höher. Die Miete ist für viele Studierende wahrscheinlich die größte monatliche Ausgabe.

Serie „Aus den 20ern”
FINK.HAMBURG hat Personen unter dreißig befragt, welche Themen sie grade beschäftigen. Diesen Themen wurde jeweils eine Folge der Serie gewidmet – um sie zu diskutieren, Lösungsansätze zu bieten und einen Raum zu kreieren.
Die Serie erscheint jeden Donnerstag hier auf FINK.HAMBURG.

Mehr als die Hälfte des Einkommens für Miete

Im Durchschnitt kosten WG-Zimmer an deutschen Hochschulstandorten 489 Euro. Die Zahlen des statistischen Bundesamts zeigen: Studierende geben mittlerweile mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Miete aus. Das ist bei mir ähnlich. Bei der größten Ausgabe, dem Wohnen, kann auch kaum gespart werden. Es ist nichts, was man weglassen kann. Überhaupt ein Zimmer in einer Großstadt zu finden, ist schwer genug. Es erfordert dann noch mehr Glück, ein preiswertes Zimmer zu bekommen.

Vielleicht müssen wir auch akzeptieren, dass unsere Zwanziger nicht die Phase sind, in der wir große Ersparnisse anhäufen können. Zumindest solange wir uns noch in der Ausbildung befinden. Wir wollen unser Konto zwar auch nicht ins Minus befördern, aber vielleicht ist es auch okay, wenn nicht immer Geld für das Sparkonto übrig ist. Am Ende bleibt es beim Versuch, das Geld so sinnvoll wie möglich auszugeben. Das kann für mich auch mal für eine Konzertkarte sein.

Meine Zwanziger sind eine Balance zwischen Leben, Erleben und auch ein bisschen Absicherung.

Mehr Texte "Aus den 20ern":

Sarah Bayerschmidt, Jahrgang 2001, kommt aus Amberg, ihre bayerische Herkunft verrät ihr Nachname oder die Aussprache des Wortes „furchtbar“. Studiert hat sie Journalistik in Eichstätt. Beim ZDF im Landesstudio Berlin hat sie über Blockadeaktionen der Letzten Generation berichtet und war bei einem Klebetraining dabei. Ein anderes Thema, das ihr wichtig ist: Tattoos. In einer Podcast-Folge für das ZEIT-Wissen Magazin hat Sarah eine Tätowiererin begleitet und mit einem Tattooforscher darüber gesprochen, was die Körperkunst für Menschen bedeutet. Sie selbst trägt unter anderem am Bein einen Zeichentrickhasen (mit Zeitung in der Hand!) und den Spruch „wird schon“.

Kürzel: bay

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