Frauenrechte und Gleichberechtigung waren ein großes Thema zu den US-Wahlen 2024. Kamala Harris ist pro Abtreibung, Donald Trump dagegen. Er ist erfolgreich bei männlichen Wählern, sie eher bei weiblichen Wählerinnen. Welche Frauen besonders relevant sind für den Wahlkampf. 

Frauen sind noch eher eine Seltenheit in den höchsten Regierungsämtern der USA. Eine weibliche Präsidentin gab es noch nie. Kamala Harris hätte die erste Frau in diesem Amt werden können. Sie folgt auf Hillary Clinton, die 2016 für die Demokraten antrat. Die Ex-First Lady und ehemalige Außenministerin Clinton verlor vor acht Jahren knapp gegen den Republikaner Donald Trump. 2024 trat Harris gegen Trump an. Präsidentin wurde sie nicht.

Wahlrecht für alle

Im Jahr 1872 trat die erste Frau,Victoria Woodhull, als Kandidatin für die Präsidentschaft an, zu einer Zeit als Frauen in den USA noch nicht mal wählen durften. Theoretisch dürfen Frauen in den USA seit 1869 wählen – zumindest weiße Frauen in Wyoming. Seit 1965 dürfen auch afroamerikanischen Frauen in den USA ihre Stimme abgeben. Als Präsidentin anzutreten, war Frauen theoretisch nie verwehrt, es geschah bisher trotzdem fast nie. Als zweite Frau trat Charlene Mitchell 1968 an. Sie war eine schwarze Kandidatin der Kommunisten. Clinton war 2016 die erste Kanditatin mit einer reellen Chance aus einer etablierten Partei. Jetzt folgte Harris als zweite Frau der Demokraten.

Frauen in der US-Politik

First Ladys gab es viele in der US-amerikanischen Geschichte. Eine Präsidentin bisher nie. 2016 gewann Clinton theoretisch mehr Wähler*innenstimmen für sich, unterlag Trump jedoch bei der Anzahl der Wahlmänner.

Eine USA Karte des Index der Geschlechterparität 2024. Die meisten Bundesstaaten haben ein "D". Das bedeutet, es sind 10 bis 24.9 Punkte in der Scala. Für ein "A" braucht es 50 oder mehr.
Die aktuelle Karte des Gender Parity Index 2024. Foto: Gender Parity Index

Laut dem Gender Parity Index 2024 sind Frauen in der US-amerikanischen Politik immer noch unterrepräsentiert. Sie besetzen nur ein Drittel der gewählten Positionen, stellen aber die Hälfte der Bevölkerung da. Nicht nur auf regionaler Ebene gibt es wenige Frauen, auch auf nationaler Ebene sind die meisten Positionen in männlicher Besetzung. Die meisten Bundesstaaten haben ein “D”. Das bedeutet, es sind 10 bis 24.9 Punkte in der Scala. Für ein “A” braucht es 50 oder mehr. Die US-amerikanische Bevölkerung besteht ungefähr zur Hälfte aus Frauen, deshalb ist der Anspruch auch die Hälfte der politischen Positionen weiblich zu besetzen.

Nach dem Präsidenten und Vize stehen an der politischen Spitze der USA zum Beispiel der Sprecher des Repräsentantenhauses. Auf dieser Position war noch nie eine Frau. An vierter Stelle der Rangfolge steht der/die Präsident*in Pro Tempore des Senats, hier ist seit 2023 das erste Mal eine Frau im Amt. Auch die Position des Außenministers/der Außenministerin war bisher erst einmal mit einer Frau – Hillary Clinton – besetzt. Unter der republikanischen Führung, besonders auch im Senat, könnte dies sich zukünftig wieder ändern.

Kamala Harris – childless cat lady

Studium und Werdegang

Harris studierte Politik- und Wirtschaftswissenschaft sowie Jura. Sie wurde 1990 als Anwältin zugelassen und war zunächst Deputy District Attorney in Alameda County, Kalifornien.

Im Jahr 2011 wurde Harris Generalstaatsanwältin von Kalifornien.

Sie engagierte sich besonders für strengere Waffengesetzen, die gleichgeschlechtliche Ehe und die Abschaffung der Todesstrafe. 

Von 2017 bis 2021 vertrat sie Kalifornien im US-Senat als erste Senatorin mit indischen Wurzeln und als zweite schwarze Senatorin überhaupt.

Ihre erste Präsidentschaftskandidatur 2019 zog sie nach kurzer Zeit zurück und unterstützte stattdessen bereits zu Beginn von 2020 Joe Biden, der sie zu seiner Vizepräsidentin ernannte.

Kamala Harris wurde 1964 in Oakland, Kalifornien geboren und ist die Tochter einer indischen Biomedizinerin und eines jamaikanischen Wirtschaftswissenschaftlers. Ihre Eltern kamen als Einwanderer in die USA. Schon als Kind war Harris mit ihren Eltern auf Bürgerrechts-Protesten, das seien Erfahrungen gewesen, die ihre politische Laufbahn geprägt hätten. 

Harris betonte in einem CNN Interview: „Ich kandidiere, weil ich glaube, dass ich die beste Person bin, um dieses Amt zum jetzigen Zeitpunkt für alle Amerikanerinnen und Amerikaner zu übernehmen, unabhängig von ‘race’ und ‘gender'”. Als Vizepräsidentin und Kandidatin für die Präsidentschaft steht Harris im Fokus der Republikaner*innen. Trumps Vize-Kandidat JD Vance nannte kinderlose Demokrat*innen „a bunch of childless cat ladies”. Harris hat keine eigenen Kinder, die Kinder ihres Ehemanns nennen sie “Momala”.

Unterstützerinnen

Eine weitere mächtige Frau, die auf der Forbes Liste auf Platz 5 steht, ist die US-amerikanische Musikerin Taylor Swift. Sie ist eine der einflussreichsten Unterstützerinnen von Harris für die Präsidentschaftswahl. Im September veröffentlichte der Popstar bei Instagram einen Post mit einer klaren Wahlaufforderung und ihrer Entscheidung, Kamala Harris zu wählen. „Ich halte sie für eine besonnene, begabte Führungspersönlichkeit und glaube, dass wir in diesem Land so viel mehr erreichen können, wenn wir von Ruhe und nicht von Chaos geleitet werden”, so Swift in ihrem Post.

Ex-First Lady Michelle Obama äußerte sich bei einer Wahlkampfveranstaltung von Harris. Sie fragte in ihrer Rede: „Wie kann es sein, dass dieses Rennen knapp ist? Ich bin wütend, dass uns seine Sprunghaftigkeit, sein [Trumps] offensichtlicher geistiger Verfall, seine Geschichte als verurteilter Straftäter, als Miethai und als jemand, dem sexueller Missbrauch nachgewiesen wurde, egal sind.” Weiter führte Obama aus: „Wenn wir diese Wahl vermasseln, werden eure Frau, eure Tochter, eure Mutter, werden wir als Frauen Kollateralschäden eurer Wut.”

Neben Taylor Swift stellte sich auch Beyoncé auf Harris’ Seite. „Wir müssen wählen, und wir brauchen euch”, sagte Beyoncé. „Wir die Freiheit haben, über unsere Körper zu bestimmen, eine Welt, in der wir nicht gespalten sind. Es ist an der Zeit, dass Amerika ein neues Lied singt. Unsere Stimmen singen einen Refrain der Einheit”, sagte Beyoncé bei der Veranstaltung in ihrem Heimatstaat Texas.

Kamala IS Brat

Kamala IS Brat”, das schreibt die britische Sängerin Charli xcx im Juli 2024 auf der Plattform X. Ein Kompliment der britischen Sängerin, die so ihre Befürwortung für die Präsidentschaftskandidatin ausspricht. Der Hintergrund: Charli xcx sorgte mit ihrem neuen Album “brat” für viel Aufsehen in den sozialen Medien. Der Internet-Trend des sogenannten “Brat Summer” wurde geboren und “brat”-sein war plötzlich erstrebenswert und cool. In Zuge sind einige Marken auf den Trend aufgesprungen. Auch der Social-Media-Auftritt von Kamala Harris orientierte sich eine Zeit lang der am Look des Albums mit schwarzer Schrift auf knallig grünem Hintergrund. Mittlerweile wurde “brat” vom britischen Wörterbuch sogar zum Wort des Jahres gewählt.

Post von Charli xcx auf der Plattform X.
X/@charli_xcx

Ihren Wahlkampf beendete Harris mit einer großen Veranstaltung auf der Lady Gaga aufträt und sich ebenfalls auf die Seite der Demokratin stellte. Auch auf dem TikTok-Account von Harris finden sich Videos mit weiteren Stars, wie Jennifer Lopez und Cardi B.

Trumps Frauenhass im Wahlkampf

Donald Trump log im Wahlkampf und beleidigte. Schon 2015, im letzten Wahlkampf, fiel der Republikaner mit Aussagen wie:„”You can grab ’em by the pussy” („Du kannst ihnen an die Muschi greifen”) auf. Mit seinen Aussagen beleidigt er nicht nur Harris, sondern auch Wähler*innengruppen oder ganze Bevölkerungsgruppen. Seine Beleidigungen Harris gegenüber seien nicht nur sexistisch, sondern auch rassistisch, sagt Nadia Brown von der Georgetown University in Washington zur Tagesschau. Er stelle Frauen als dümmlich da und als nicht fähig Politik zu betreiben. Trump ist seit Mai 2023 verurteilt wegen eines sexuellen Übergriffs und Verleumdung zu einer Geldstrafe in Millionenhöhe. Besonders Frauen leiden oft unter seinen Äußerungen. Kurz vor Ende des Wahlkampfs beleidigte Trump Harris vielfach.

Bei einem Wahlkampfauftritt in Wisconsin sagt Trump: „Ich werde es tun, ob die Frauen es mögen oder nicht. Ich werde sie beschützen.” Seine Intention: Er wolle dafür sorgen, dass Frauen nicht über eine Abtreibung nachdenken”. Dafür wird Trump nicht nur von Harris kritisiert. Seine Aussage stellt in Frage, ob er das grundliegende Problem verstanden hat.

Frauenrechte: Abtreibung als zentrales Thema

Geschichtlicher Hintergrund:
Seit dem 22. Januar 1973 gibt es in den Vereinigten Staaten ein Recht auf Abtreibungen, so entschied der Oberste Gerichtshof. Das sogenannten Roe v. Wade Urteil ändert die Rechtslage grundlegend.
Seither gab es in den Vereinigten Staaten immer wieder Klagen und Demonstrationen von Konservativen sowie religiösen Gruppen gegen diese Entscheidung.

Im Juni 2022, 49 Jahre später, hat der Supreme Court das Roe v. Wade Urteil gekippt. Seitdem sind die Bundesstaaten selbst für die rechtliche Grundlage zuständig, aktuell gelten also unterschiedliche Gesetze in den einzelnen Staaten. Die Folge davon: besonders in konservativ geprägten Bundesstaaten, gelten nun verschärfte Abtreibungsgesetze. In 14 Staaten sind Schwangerschaftsabbrüche nahezu komplett verboten.

Laut Umfragen sei in Swing States gerade das Thema Schwangerschaftsabbrüche für Wähler*innen entscheidend, schreibt die Zeit. Im Wahlprogramm von Harris sind Abtreibungsgesetze ein relevanter Teil. Sie setzt sich aktiv für Frauenrechte ein, besonders in Bezug auf das Recht zur Entscheidung über den eigenen Körper. Während sie das Recht auf Abtreibungen landesweit wieder einführen will, ist Donald Trumps Sicht auf das Thema wechselhaft. Er äußert sich im aktuellen Wahlkampf kaum zu der Thematik.

Trump hat allerdings schon mehrfach betont, dass drei der von ihm ernannten Richter am Obersten Gerichtshof für die Aufhebung des Roe v. Wade Urteils gestimmt haben. Auf die Frage, ob Trump als Präsident ein Abtreibungsverbot einführen würde, antwortete er, dass er dies nicht müsse, denn die Bundesstaaten würden selbst entscheiden. Die Nachfrage, ob er bei einem Abtreibungsverbot ein Veto einlegen würde, beantwortet er nicht.

Wieder ein Mann

Die Wahl zur Präsidentschaft am 06. November 2024 gewinnt Donald Trump. Harris unterlag in den Swing States. Was das für die Frauen in der Politik und im Land bedeutet, bleibt abzuwarten.

Lagewoche zur US-Wahl 2024

Donald Trump ist wieder Präsident in den USA. Am 5. November haben die Vereinigten Staaten ihren neuen Präsidenten gewählt. Kamala Harris hat als zweite Frau gegen Donald Trump verloren. Wie geht es weiter? Was bedeutet Trumps Präsidentschaft für die USA und den Rest der Welt? Wie ist die Stimmung in Deutschland und Hamburg? FINK.HAMBURG versorgt euch eine gute Woche lang mit den neuesten Infos rund um die Wahl.

Sarah Bayerschmidt, Jahrgang 2001, kommt aus Amberg, ihre bayerische Herkunft verrät ihr Nachname oder die Aussprache des Wortes „furchtbar“. Studiert hat sie Journalistik in Eichstätt. Beim ZDF im Landesstudio Berlin hat sie über Blockadeaktionen der Letzten Generation berichtet und war bei einem Klebetraining dabei. Ein anderes Thema, das ihr wichtig ist: Tattoos. In einer Podcast-Folge für das ZEIT-Wissen Magazin hat Sarah eine Tätowiererin begleitet und mit einem Tattooforscher darüber gesprochen, was die Körperkunst für Menschen bedeutet. Sie selbst trägt unter anderem am Bein einen Zeichentrickhasen (mit Zeitung in der Hand!) und den Spruch „wird schon“.

Kürzel: bay

Egal, was im Kühlschrank steckt: Antonia Luca Fiedler, geboren 1999 in Winsen an der Luhe, verwandelt es in ein köstliches Menü. Kreativ sein liegt ihr, beim Bauer Verlag hat sie Grafikerin gelernt. Außerdem arbeitete sie für Hörfunk und Fernsehen: Sie schmierte vor der Kamera Brote für einen Margarine-Test beim ZDF Berlin, moderierte fürs Hitradio Namibia und sammelte O-Töne für Rock Antenne Hamburg. Für Antonia gilt: Einfach mal machen - auch bei der Jugendarbeit im Schützenverein oder im Eine-Welt-Laden. Studiert hat Antonia Medienwirtschaft und Journalismus in Wilhelmshaven. Kürzel: alf