Landespsychiatrieplan: Psychische Erkrankungen nehmen zu - auch in Hamburg. Um besonders schwer Erkrankten besser zu helfen, strukturiert die Stadt ihre Versorgung neu.
Hamburg: Ein Schild mit der Aufschrift «Psychiatrisch-Psychotherapeutisches Ambulanzzentrum» steht am Eingang zur psychiatrischen Klinik der Hamburger Asklepios-Klinik Nord / Ochsenzoll. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Psychische Erkrankungen nehmen zu. Um besonders schwer Erkrankten besser zu helfen, strukturiert die Stadt ihre Versorgung mit dem Landespsychiatrieplan neu.

Hamburg verfolgt einen neuen Landespsychiatrieplan, um die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu verbessern und neu zu strukturieren. Anlass dafür ist der anhaltende Anstieg der Patientenzahlen in der Psychiatrie sowie der Zuweisungen in entsprechende Einrichtungen. Ziel ist es, die Versorgung besser zu koordinieren und den Betroffenen eine umfassende Betreuung zu bieten.

Was soll in Zukunft umgesetzt werden?

„In den Bezirken der Hansestadt sollen sieben gemeindepsychiatrische Verbünde entstehen, in denen Anbieter*innen ihre Angebote für schwer erkrankte Menschen bündeln können”, erklärte Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) bei der Präsentation des Plans.

Die Angebote sollen bedarfsgerecht, leicht zugänglich und wohnortnah sein. Die Verbünde würden Versorgungssysteme wie Gesundheitswesen, Suchthilfe, Pflege und Wohnungslosenhilfe verknüpfen. Für jeden schwer erkrankten Menschen werde ein individueller Hilfeplan erstellt.
Die Einrichtungen würden sich zu einer engen Zusammenarbeit und einem regelmäßigen Austausch verpflichten. Somit sollen längere Wartezeiten auf Termine bei Überweisungen zu anderen Fachstellen oder Therapeut*innen vermieden und eine schnellere Versorgung der Betroffenen ermöglicht werden.

Bisheriges System zu unkoordiniert

„Gemeindepsychiatrische Verbünde, in denen die unterschiedlichen Hilfesysteme eng koordiniert zusammenarbeiten, sorgen dafür, dass psychisch schwer erkrankte Menschen zum Beispiel nach einem Klinikaufenthalt nicht mehr ohne weiterführende Hilfe dastehen“, sagte Schlotzhauer.

Das bisherige Versorgungssystem sei wenig koordiniert und baue auf eine „Komm-Struktur“, so Jürgen Gallinat, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKE. So werden Angebote der sozialen Arbeit bezeichnet, bei denen die Klient*innen zu einer Einrichtung kommen müssen. „Das fällt vor allem bei Menschen mit chronischen und schweren psychischen Erkrankungen negativ ins Gewicht. Der hier vorgestellte Ansatz adressiert genau dieses Problem“, sagt Gallinat.

Schwerkranke bleiben häufig unerreicht

Insbesondere Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen stießen im bestehenden System immer wieder an Grenzen und seien häufig nicht in der Lage, sich selbst psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung zu organisieren. Über die bestehenden Strukturen würden sie oft nicht ausreichend oder gar nicht mehr erreicht, so Schlotzhauer. Deutlich werde dies unter anderem an stetig steigenden Zahlen der gesetzlichen Unterbringungen und steigenden Zahlen auch im Bereich der Forensik, wenn schwere psychische Krankheiten zu Straftaten führten.

Prävention vor Straffälligkeit

Auch das Thema Straffälligkeit in Verbindung mit psychischer Erkrankung solle verstärkt in den Fokus rücken: „Eine neue entstehende Fachstelle soll hier so früh wie möglich ins Hilfesystem vermitteln, damit psychisch schwer erkrankte Menschen gar nicht erst Gefahr laufen, straffällig zu werden“, so Schlotzhauer. Damit werde auch der Maßregelvollzug entlastet.

Depressionen in Hamburg auf Höchststand

Die Anzahl der Menschen mit Depressionen in Hamburg hat laut dem „Gesundheitsatlas Depressionen” der Gesundheitskasse AOK im Jahr 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Zwischen 2017 und 2022 stieg die Zahl der diagnostizierten Fälle deutlich an, sodass 2022 in Hamburg 227.000 Menschen ab zehn Jahren – das entspricht 13,5 Prozent – von Depressionen betroffen waren. Expert*innen führen diesen Anstieg unter anderem auf zunehmenden Stress, soziale Isolation und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie zurück.

Sieben Millionen Euro jährlich für Umsetzung vorgesehen

Der Landespsychiatrieplan nennt insgesamt 14 Zielsetzungen und 25 Maßnahmen. Diese sollen in den kommenden Jahren unter Federführung der Sozialbehörde umgesetzt werden. Im Haushalt sind dafür den Angaben zufolge jährlich rund sieben Millionen Euro hinterlegt.

Der Senat hatte den Plan bereits am 7. Januar beschlossen. In der Bürgerschaft soll Ende Februar in der letzten Sitzung vor der Hamburg-Wahl darüber abgestimmt werden.

abk/dpa

Ayan Balakhanova, Jahrgang 1999, hat schon mehr falsche Aussprachen ihres Namens gehört als Timothée Chalamet, weshalb sie sich beim Journalismusstudium in Magdeburg dazu entschied, eine Präsentation darüber zu halten: Man nehme Fußballer (Michael) Ballack + Hannover nur mit einem a am Ende – und voilà. Ayans Eltern stammen aus Aserbaidschan, sie ist in Düsseldorf aufgewachsen. Dort managte sie beim Landesverband der Jüdischen Gemeinden Nordrhein Projekte in der Jugendarbeit, und zwar multilingual: Ayan spricht Deutsch, Englisch, Hebräisch, Russisch und Aseri Kürzel: abk

Hinterlasse einen Kommentar

Please enter your comment!
Please enter your name here