Bald unüblich an Hamburger Schulen? Schülerinnen sitzen um mehrere beschriebene Papierbögen herum.
Haben Stift und Papier an Hamburger Schulen bald ausgedient? Foto: pixabay / StockSnap

Hamburger Schulen sind digital besser aufgestellt als im Bundesvergleich. Allerdings sind die Unterschiede innerhalb der Stadt teils noch enorm. Mit einer neuen Digitalstrategie will der Hamburger Senat nun gegensteuern.

Eine neue Studie zeigt: Schulen in Hamburg sind auf einem guten Weg, wenn es um Digitalisierung geht. Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Die Kluft zwischen den einzelnen Schulen ist noch immer groß. So wurde etwa 25 Prozent der Schulen ein Nachholbedarf attestiert. Besonders groß seien die Unterschiede bei den Strategien zur Anwendung digitaler Technik, der Einbindung der Lehrkräfte bei der Entwicklung von Strategien sowie bei der Verfügbarkeit von technischem Support.

Die Untersuchung der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen ist Teil einer großen Arbeitszeit- und Belastungsstudie von Hamburgs Lehrkräften, die nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Sommer vorgelegt werden soll. Über 900 Lehrkräfte von 118 weiterführenden Schulen nahmen an der Umfrage teil.

Erfreulich sei laut Studienleiter Frank Mußmann, dass 94 Prozent der Lehrer*innen täglich oder mindestens einmal pro Woche digitale Medien im Unterricht einsetzten. Etwa 70 Prozent der Befragten gaben zudem an, mehr digitale Angebote in den Unterricht integrieren zu wollen. 64 Prozent erwarten durch den Einsatz digitaler Medien eine höhere Arbeitseffizienz.

Stress durch Digitalisierung und schlechte Infrastruktur

Die Studie zeigt nicht nur den Stand der Digitalisierung an Schulen auf. Auch Herausforderungen im Zuge des digitalen Wandels wurden abgefragt. Ein großes Problem dabei: Stress. So gaben 54 Prozent der Lehrkräfte an, von der steigenden Komplexität der Medien überfordert zu sein. 80 Prozent erleben Stress durch die Dauerpräsenz von Medien.

Auch der Mangel an Zeit wurde angemerkt: 63 Prozent der Befragten gaben an, zu wenig Zeit zu haben, sich mit digitalen Medien zu beschäftigen. Dies wird noch verschärft, wenn es zu Problemen durch kaputte oder veraltete Geräte kommt. So erleben an digitalen Vorreiterschulen nur elf Prozent der Lehrkräfte zusätzlichen Stress wegen Defekten, während es an Nachzüglerschulen 63 Prozent sind.

„Die Arbeitsbedingungen der Hamburger Lehrkräfte an Schulen mit geringerer digitaler Reife sind deutlich belastender, da die Infrastruktur weniger zuverlässig ist und technische Ausfälle an der Tagesordnung sind“, sagte Yvonne Heimbüchel, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hamburg. Der auch daraus resultierende digitale Stress führe zu einem erhöhten Burnout-Risiko.

Die Lehrkräfte müssten daher zeitlich, technisch und konzeptionell besser ausgestattet werden. „Die Schulbehörde muss endlich nachlegen, um die Hürden und Ungerechtigkeiten zu überwinden“, sagt Heimbüchel. Denn diese erhöhten nicht nur die Belastungen für die Lehrkräfte, sondern gefährdeten auch die Zukunft einer digitalen Bildung und gerechten Teilhabe der Schülerinnen und Schüler.

Digitalstrategie für mehr Tempo

Hamburg brauche ein „gutes Niveau in allen Schulen“, so Heimbüchel. Auch die jetzt noch als Nachzüglerschulen identifizierten Bildungseinrichtungen müssten mitgenommen werden. Das scheint auch der Hamburger Senat so zu sehen. In einer kürzlich vorgestellten Digitalstrategie hat dieser Ziele für die digitale Transformation in verschiedenen Sektoren abgesteckt. Auch im Bildungssektor sieht das Papier zahlreiche Neuerungen vor. So ist neben der Einführung eines Pflichtfaches Informatik auch die Einrichtung multifunktionaler Lernräume, sogenannter „Makerhubs“ an allen Hamburger Schulen geplant.

Auch Automatisierung soll zukünftig eine größere Rolle im schulischen Alltag spielen. So wolle man etwa auf die „Integration moderner Technologien, wie Robotic Process Automation (RPA) und Künstlicher Intelligenz“ setzen. Dadurch soll es Schulen und Lehrer*innen zukünftig möglich sein, „besseren Einblick in den individuellen Lernfortschritt einzelner Schüler*innen“ zu erhalten und darauf „zugeschnittene Lerninhalte zu entwickeln“. Dies soll dann vor allem Schüler*innen mit einem erhöhten Lernbedarf zugutekommen.

Im Zuge dieser Transformation sollen die Lehrkräfte in der Weiterbildung und Vernetzung unterstützt werden. Ihnen soll die Möglichkeit geboten werden, sich über „zeitgemäßen Unterricht auszutauschen“ und sich bei der Einführung „innovativer Lernformate“ zu unterstützen. Dafür will man bestehende Plattformen wie das Regional- und Transparenzportal weiter ausbauen, auf denen Lehrkräfte sich Fachzeitschriften leihen, oder sich über einzelne Themen informieren und vernetzen können. Wann genau die ersten Maßnahmen umgesetzt werden sollen, bleibt zunächst unklar.

sil/dpa

Simon Laumayer, Jahrgang 1992, ist mit 16 Jahren schon Schulmeister im Bouldern geworden. Seit seinem Bachelorstudium Kulturwissenschaften in Lüneburg verdient er sogar Geld damit - als Routenbauer in der Boulderhalle. Auch im Urlaub klettert der gebürtige Hamburger. In einem selbst ausgebauten Van, einem Gärtnermobil, geht es zu Felsformationen, am liebsten in die Schweiz. Als Pressesprecher hat Simon mehrere Jahre fürs Lüneburger Musik- und Kulturfestival “Lunatic” gearbeitet und für den “Rolling Stone” schon den Indie-Künstler Sam Fender interviewt. Privat dröhnt allerdings Hiphop aus den Boxen seines Vans.
Kürzel: sil

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