Zwei bunt bemalte Stoffbahnen in einer Halle.
Katharina Grosse, Wunderbild, 2018 Acryl auf Stoff / acrylic on fabric, Installationsmaße / dimensions: 1.450 x 5.620 x 670 cm und 1.450 x 5.490 x 690 cm Copyright: © VG Bildkunst-Bonn, 2025. Foto: Henning Rogge

Sprühfarbe, Klang und Erde verschmelzen. Die Ausstellung „Wunderbild“ zeigt zentrale Werke der Künstlerin Katharina Grosse in den Deichtorhallen. Ein Erlebnisraum – sinnlich, immersiv und voller Energie.

Gestern Abend hat die Ausstellung „Wunderbild“ von Katharina Grosse in den Deichtorhallen eröffnet. Bis 14. September präsentiert die Halle für aktuelle Kunst die gleichnamige Installation, das Hauptwerk der Künstlerin in der Ausstellung. Außerdem wird eine neue, speziell für die Ausstellung konzipierte Erdmalerei gezeigt. Ergänzt wird die Ausstellung durch ausgewählte Leinwandarbeiten. Sechs bis zu neun Meter breite, imposante Studio Paintings aus den Jahren 2005 bis 2024 zeigt die Ausstellung. Erstmalig werden auch Skizzenbücher und Zeichnungen ausgestellt. Das Archivmaterial gibt neue Einblicke in das Werk der Künstlerin. Ein weiterer Raum zeigt einen unveröffentlichten Dokumentarfilm der Regisseurin Claudia Müller. Dieser gewährt Einblicke in den Entstehungsprozess und die künstlerische Arbeit mit Sprühfarbe von Grosse.

„Wunderbild“ als großformatiges, raumgreifendes Werk

Katharina Grosses großformatiges Werk ist eine intensive Erfahrung. Das Bild besteht aus 26 Stoffbahnen und ist über 60 Meter lang. Es ist möglich, um das Werk „Wunderbild“ herumzugehen und verschiedene Perspektiven einzunehmen. Es gebe keine eindeutige Haltung zum Werk und keine „richtige“ Betrachtungsart, so Grosse. Mit „Wunderbild“ wird das größte tragbare Bild von Katharina Grosse in den Deichtorhallen gezeigt. Das lianenhaft von der Decke fallende Werk sei von sinnlicher Qualität, so Dirk Luckow, Intendant der Deichtorhallen Hamburg.

Typisch für ihre Arbeit sind die fließenden Übergänge von Bild und Raum. Für die Künstlerin gibt es keine Bildgrenze. Lange habe sie das gemalt, was sie gesehen hat, auch Portraits, sagt sie. „Ich habe jedoch darunter gelitten, dass ich aufhören musste, weil da die Nase anfängt oder das Auge“, so Grosse. „Für mich gibt es keine Dinge, für mich gibt es das Drumherum“.

Bild einer blonden Frau im roten Pullover.
Portrait Katharina Grosse
© Foto: Larissa Hofmann

Ursprünglich entwickelte die Künstlerin das „Wunderbild“ für den Messepalast der Nationalgalerie Prag, nun inszeniert Grosse die Installation in Hamburg neu und ergänzt sie durch eine eigens für die Ausstellung entwickelte Soundkomposition von Klangkünstler Stefan Schneider. Auf diese Weise erschafft sie ein immersives Farb- und Klangerlebnis in der 3.000 qm großen Halle.

Die Deichtorhallen werden zu Grosses Atelier

Im hinteren Teil der Halle für aktuelle Kunst befindet sich ihre Erdarbeit, welche den Boden zur Leinwand macht. Grosse hat den Ausstellungsraum in eine Hügellandschaft verwandelt. Die Malerei erstreckt sich fast über die gesamte Bodenfläche und setzt nahtlos an die Erdhügel an. Die farbgewaltige Hügellandschaft erwecke den Eindruck, als leuchte sie von innen heraus, so Luckow.

Bunte Hügel und bunt besprühter Boden in einem Raum.
Katharina Grosse, o. T. (untitled), 2025
© VG Bild-Kunst Bonn, 2025. Foto: Henning Rogge

„Katharina Grosse kreiert ein Ausstellungserlebnis, das alle anspricht – von den größten bis zu den kleinsten Besucher*innen, ob kunstnah oder -fern“, so Luckow. Das Besondere an ihren Arbeiten sind Bildformat, Dimension, Materialität und Farbspektrum. Grosse entfesselt das Bild und versetzt die Besucher*innen in einen Rausch der Farbe.

mar

Marie Hamann, Jahrgang 2003, kennt den Beginn von Kafkas „Verwandlung“ auswendig – so tief fühlt sie sich mit dem Autor verbunden. Die gebürtige Hamburgerin versinkt gerne in Büchern und ist häufig in Theatern und Museen unterwegs. Ihr Praktikum im Bucerius Kunst Forum in der Kommunikationsabteilung bezeichnet sie als eine ihrer schönsten Erfahrungen. Nach dem Bachelor in Kommunikationsdesign in Hamburg stand fest: Ihre Fähigkeiten in Kommunikation will sie vertiefen, später kann sie sich vorstellen, Öffentlichkeitsarbeit für Kultureinrichtungen zu machen. Mit ihrer Liebe zu Kunst und Sprache sieht Marie das Schöne im Leben – ganz im Sinne Franz Kafkas, der sagte: „Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.“
Kürzel: mar

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