Rote Baukräne stehen um den Rohbau des Elbtowers.
Die Baustelle des Elbtowers ist seit der Insolvenz der Signa-Firmengruppe verwaist. Foto: Ulrich Perrey/dpa

Knapp die Hälfte des Elbtowers will die Stadt Hamburg für ein neues Naturkundemuseums kaufen. Damit könnten die Bauarbeiten ab Frühjahr 2026 weitergehen. Die Zustimmung der Bürgerschaft steht noch aus. Und die Maßnahme ist umstritten.

Die Stadt Hamburg will Teile des Elbtowers kaufen, um darin ein Naturkundemuseum einzurichten. Das teilte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in der Landespressekonferenz am Dienstag mit. Seit Oktober 2023 sind die Bauarbeiten an Hamburgs berühmtester Bauruine eingestellt. Mit dem städtischen Investment könnten die Bauarbeiten im Frühjahr 2026 weitergehen.

In der Vergangenheit hatte Tschentscher mehrfach ausgeschlossen, dass sich die Stadt finanziell am Elbtower beteiligt. Allerdings hatte sich die Stadt auch offen gezeigt, den Einzug des Naturkundemuseums zu prüfen. Nach Informationen des Hamburger Abendblatt” sollen Prüfungen ergeben haben, dass die Flächen im Untergeschoss des Elbtowers für eine Museumsnutzung geeignet sind. Nun müssen die Pläne für das Naturkundemuseum der Bürgerschaft vorgelegt werden. Mit ihrer Zusimmung könnte der Bau des Elbtowers bald fortgesetzt werden.

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) spricht von einem Festpreis von 595 Millionen Euro für etwa 48 Prozent der Gesamtfläche des Elbtower, der über Darlehen und aus dem Sondervermögen für Infrastrukturmaßnahmen des Bundes finanziert werden soll.

Seit Mitte Dezember verhandelt ein Zusammenschluss rund um den Immobilienunternehmer Dieter Becken mit dem zuständigen Insolvenzverwalter über den Kauf der Bauruine. Die Bauarbeiten könnten im Frühjahr 2026 fortgesetzt werden, wenn die Stadt einem Teilkauf der Flächen zustimmt, erklärte Becken auf dem Kongress Immobilien-Dialog in Hamburg.

DGB kritisiert Nutzung des Sondervermögens

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert den geplanten Einsatz von Mitteln aus dem Sondervermögen für den Fertigbau des Elbtowers.  Das Sondervermögen wurde für Investitionen in unsere soziale Infrastruktur und den Schienenausbau angekündigt und dafür wird es auch dringend benötigt”, erklärte Hamburgs DGB-Chefin Tanja Chawla.

Naturkundemuseum: Elbtower günstiger und schneller als ein Neubau

Der vorherige Plan sah vor, ein neues städtisches Gebäude für das Naturkundemuseum zu bauen. Dressel verweist jedoch auf eine Kosten-Nutzen-Analyse, wonach der Neubau eines städtischen Museumsgebäudes in der Hafencity rund 230 Millionen Euro teurer wäre als die Elbtower-Variante. Außerdem käme das Naturkundemuseum im Elbtower rund fünf Jahre früher – wohl Ende 2029 – zu seinen neuen Räumen und Ausstellungsflächen, teilte Dressel mit.

Im Zuge des 2021 von Hamburg und Nordrhein-Westfalen gegründeten Leibniz Institut zur Analyse der Biodiversität (LIB) verpflichtete sich Hamburg, ein modernes Naturkundemuseum zu gründen. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) verweist auf die Strahlkraft des American Museum of Natural History in New York, das Natural History Museum in London oder das Berliner Naturkundemuseum. Solche Museen können eine Stadt wirklich prägen”, sagt sie mit Blick auf ein Naturkundemuseum im Elbtower.

Die Zukunft des kurzen Olaf”

Der Elbtower soll nun nicht mehr 245, sondern nur noch 199 Meter hoch werden, teilte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) mit. Seit mehreren Jahren wird die Baustelle scherzhaft von Hamburger*innen  kurzer Olaf” genannt, da der Bau auf 100 Metern Höhe eingestellt wurde und das Projekt vom früheren Bürgermeister Olaf Scholz vergeben wurde. Das Naturkundemuseum soll etwa 46.000 Quadratmeter in den unteren zwölf Etagen einnehmen. Das wären etwa 48 Prozent der Gesamtfläche des Elbtowers. Am restlichen Nutzungskonzept ändere sich jedoch nichts, es bleibe bei dem Hotel, den Büroetagen und der Aussichtsplattform, sagt Pein.

René Benko: Zwei Jahre Haft

Zum Baustopp des Elbtowers führten Zahlungsschwierigkeiten beim Signa-Konzern von René Benko. Im November 2023 musste der Konzern Insolvenz anmelden. Am gestrigen Mittwoch wurde Benko vom Landesgericht Innsbruck zu zwei Jahren Haft verurteilt. Dabei ging es zunächst um Geld, das Benko während des Insolvenzverfahrens beiseitegeschafft haben soll. Das ist erst der Anfang einer langen Reihe an Prozessen rund um den Signa-Konzern.

soq/dpa

Sophie Quaas, 2000 in Meißen geboren, ist USA-Kennerin: Ob als AuPair in San Diego, beim Wandern durch den Grand Canyon oder als Couchsurferin in Alaska, Sophie ist durch und durch Abenteurerin – Zelten auf Festivals ausgenommen. Ihren Bachelor machte sie in Medienforschung in Dresden. Dort arbeitete sie in einer Agentur im Employer Branding sowie in der Unternehmenskommunikation für Sunfire, eines der größten Wasserstoff-Unternehmen Europas. Für die Eröffnung einer neuen Produktionsstätte interviewte Sophie 2023 die Wirtschaftsministerin von NRW, Mona Neubaur – selbstverständlich auf Englisch. Ihr Plan für die Zukunft: Weitere Interviews als Journalistin führen. Kürzel: soq

Hinterlasse einen Kommentar

Please enter your comment!
Please enter your name here