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Die Farben im U-Bahnhof Hagendeel in Stellingen haben es dem Italiener besonders angetan. Foto: Claudio Galamini

Claudio Galamini sammelt U-Bahn-Schilder. Aber keine Sorge, er klaut sie nicht, er fotografiert sie nur. Mit seinen Serien begeistert der Italiener das Netz – und ist nun auch kreuz und quer durch Hamburg gefahren.

Hamburg hat 91 U-Bahn-Stationen und der Italiener Claudio Galamini kennt sie fast alle. Im Sommer 2017 war der Künstler in der Hansestadt zu Besuch und postet seit November jeden Tag eine andere Hamburger Station auf seinem Instagram-Account @claudiogalamini. Mehr als 14.000 Nutzer folgen seiner Sammelleidenschaft bereits.

Lohmühlenstraße, Kiwittsmoor und Steinfurther Allee liegen in seiner Galerie ganz dicht beieinander. Vier Tage lang war Galamini in Hamburg und hat fast alle U-Bahnstationen abgelichtet. “Klosterstern gehört zu meinen Favoriten. Aber auch in die Station Joachim-Mähl-Straße habe ich mich ein wenig verliebt.” Die Fotos zu den beiden Haltestellen postet er bald auf seinem Kanal.

Das Ziel: Alle U-Bahn-Stationen Deutschlands

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Claudio Galamini in Berlin, von wo aus er sein Foto-Projekt startete. Foto: Privat

Das Ziel des 43-Jährigen ist es, alle U-Bahn-Stationen Deutschlands zu fotografieren. Vor Hamburg war er in Berlin, München und Nürnberg unterwegs. Die Aufnahmen entstehen im Rahmen eines Kunstprojektes. Galamini interessiert, dass viele Menschen – egal ob Einwohner oder Tourist – mit den einzelnen Stationen bestimmte Geschehnisse und Begegnungen verbinden. Diese Erinnerungen will er mit seinen Bildern wieder hervorrufen. Sein Projekt nennt er deshalb “U-Bahn Memories”. Bewusst fehlen in seinen Bildkompositionen Menschen: “Es soll keine Ablenkungen geben, sondern nur den Haltestellennamen und ein wenig von der Umgebung. Der Betrachter soll sich seine eigenen Verbindung mit dem Ort suchen”, so Galamini.

In Berlin drückte eine Dame den SOS-Knopf

Die Hamburger haben einen positiven Eindruck bei Galamini hinterlassen: “Keiner hat mich komisch angesehen – das ist etwas, was mir vorher oft passiert ist. Besonders wenn ich sehr kleine Haltestellen fotografiert habe.” Als er in Berlin einmal auf den Auslöser gedrückt hat, wählte eine Dame den SOS-Knopf.

Durch das Fotoprojekt fallen ihm die Besonderheiten der U-Bahnsysteme in jeder Stadt auf: “Berlins U-Bahn-Stationen sind ziemlich dreckig, künstlerisch, bunt, überraschend und voller Geschichte. Genau wie Berlin selbst.” München hingegen empfindet er als sauber, funktionaler und moderner. Hamburg beschreibt er als etwas dazwischen.

Seine Bilder unterlegt Galamini mit historischen Fakten. Wer sich durch seine Instagram-Galerie klickt, erfährt zum Beispiel, dass Hamburg eine der ersten Städte in Deutschland mit U-Bahn-Netz war. Der erste Spatenstich wurde 1906 getätigt, sechs Jahre später folgte die Inbetriebnahme.

Das erste Bild aus der Reihe Hamburger U-Bahn-Stationen wählte Galamini nicht zufällig aus: Messehallen war die erste Station, die der Italiener in Hamburg fotografiert hat. Sie befinde sich 26 Meter unter der Erde und sei damit Deutschlands tiefster U-Bahnhof.

“Ich bemerkte die Farben, die Kacheln, die Stile”

Claudio Galaminis Idee hat ihren Ursprung in Berlin. 2015 entstanden die ersten Fotografien. In Berlin musste er häufig die Linie U7 nutzen und entdeckte dabei die Schönheit der einzelnen Haltestellen: “Ich fing an die Farben, die Kacheln, die Stile, die Architektur jeder Station zu bemerken und weil mir auch Instagram immer mehr gefiel, entschied ich, diese zwei Dinge zu kombinieren. Ich fotografierte alle U-Bahnhöfe, postete sie in zufälliger Reihenfolge und schrieb ein wenig über ihre Geschichte. Es begann als ein Spiel und wurde eine Leidenschaft. Nach Berlin konnte ich nicht mehr aufhören.” Aus seinen Fotografien in der Hauptstadt entstand sogar ein Buch. Der Titel: “Berlin U-Bahn”.

Drei Stationen fehlen Galamini – dafür braucht er Hilfe

Ganz vollständig ist Galaminis Sammlung in Hamburg übrigens nicht: Drei U-Bahnhöfe waren während seiner Fototour wegen Bauarbeiten geschlossen. Im Internet sucht er deshalb nach Unterstützung, damit er auch die Haltestellen Hamburger Straße, Dehnhaide und Habichtstraße in seine Sammlung aufnehmen kann. “Ich wünsche mir, jemand würde mich sponsern, um nochmal nach Hamburg zu reisen und das Projekt zu beenden. Oder jemand anderer könnte die drei Aufnahmen in meinem Stil für mich machen. Ich wäre für immer dankbar”, sagt Galamini.