Mit ihrem zweiten vollelektrischen Fahrzeug nimmt das HAWKS-Racing-Team der HAW Hamburg am internationalen Konstruktionswettbewerb Formula Student teil. FINK.HAMBURG war bei der Enthüllung des neuen Rennwagens dabei.
Ein Beitrag von Fynn Hornberg, Laura Krone, Jacqueline Kurjahn und Jonas Dorn
Titelbild: Jacqueline Kurjahn
Es ist voll im Keller des Departments Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau am Campus Berliner Tor: Sponsor*innen, studentische Vereine anderer Hochschulen, Familien und Freunde sind angereist, um mit dem HAWKS Racing-Team zu feiern. Die letzten Nächte vor diesem lange erwarteten Rollout haben die Teammitglieder, allesamt Studierende der HAW Hamburg, auf Hängematten im hauseigenen Lagerraum verbracht, während sie bis spät in die Nacht an Nayra schraubten – so heißt ihr 18. Rennwagen.
Markus Ludwig, Fahrzeugbaustudent, steht auf dem Podium und führt durch den Abend. Er trägt einen schwarzen Anzug, um seinen Hals hängt gut sichtbar ein Teamausweis. Hinter dem Kapitän wird das neue Rennauto durch eine Leinwand verdeckt. Nach und nach bittet Markus seine Crew an seine Seite – so auch Wolfgang Fervers, Professor am Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau. Gemeinsam mit Professor Stefan Bigalke betreut er das rund 80-köpfige HAWKS-Racing-Team. Fervers lobt das Engagement der Studierenden: Allein mit den Modulen aus dem Studium könne man solch ein Auto nicht bauen. Dahinter stehe eine viel größere Motivation. „Wenn die nur Probleme sehen und Fragen haben, wird da nie ein Auto draus“, sagt Fervers.
Das kann der neue Rennwagen Nayra
Auf der Leinwand werden Szenen aus dem Arbeitsalltag des Rennteams gezeigt: beim Arbeiten am Auto, bei gemeinsamen Events, beim Anfeuern auf der Rennstrecke. Bis zur Enthüllung des Autos vergeht Zeit – so wie auch bei dessen Entwicklung. Bis zur Fertigstellung gab es einige Hürden. Ludwig drückt es auf der Bühne diplomatisch aus: „HAWKS und Deadlines – das ist immer so eine Sache.“
Auch Alumni Hanna Werner, die das Team im Jahre 2020 führte, steht auf der Bühne. Ob so ein Projekt wie ein Rennauto jemals abgeschlossen sei, fragt Ludwig seine Vorgängerin. „Nein, so ein Auto wird nie zu 100 Prozent fertig“, antwortet Werner. Immer wieder müsse nachgebessert und neu entwickelt werden. Trotzdem hat das HAWKS-Team es geschafft, sich mit ihrem zweiten elektrischen Auto für die Formula Student zu qualifizieren. Die Abkehr vom Verbrennungsmotor war logische Konsequenz: Hochschule und Sponsor*innen unterstützen ein Elektroauto lieber als einen Verbrenner, erzählt Joshua Vogel, technischer Leiter bei HAWKS. Nachdem dann auch mehr Elektroautos zu Wettbewerben zugelassen wurden, war für das Team klar: Wir steigen um auf Strom.
Im Vergleich zum Vorgängermodell Haavke, dem ersten Elektroauto von HAWKS, konnte das Team bei Nayra das Gewicht im Heckrahmen um rund 35 Prozent reduzieren. Zuvor lag der Fokus weniger auf dem Gewicht und mehr darauf, sich schnell in den Elektroantrieb einzuarbeiten. Dabei kam Hochvoltelektronik zum Einsatz, die neue Kompetenzen forderte. „Früher wollten wir hier im Fahrzeuglabor nichts über 48 Volt haben. Irgendwann mussten wir dann aber einsehen, dass wir nicht weiterkommen, wenn wir nicht in die Hochvolttechnik einsteigen“, sagt Professor Fervers.
Eine weitere Neuerung ist das Kühlkonzept des Akkus: Anstelle einer Wasserkühlung wird der Energiespeicher nun durch Luft gekühlt. Das Highligth am diesjährigen Rennwagen ist aber das autonome System, welches das erste Mal in ein Fahrzeug von HAWKS eingebaut wurde. So kann das Team jetzt auch an autonomen Autorennen teilnehmen und Erfahrungen sammeln.
„Es kommt an auf den einen Moment, wenn das Auto an der Startlinie steht.“
Markus Ludwig
HAWKS Racing bei der Formula Student
Das Team konnte sich für die Formula Student qualifizieren, einem internationalen Konstruktionswettbewerb, der Studierenden Praxiserfahrungen bringen soll. Bei HAWKS Racing gibt es neben der Teamleitung verschiedene studentische Baugruppen, um in den Disziplinen Aerodynamik, Autonomes System, Chassis, Elektronik und Fahrzeugdynamik zu forschen und zu entwickeln. Studierende organisieren zudem das Marketing und die führen das Team auch betriebswirtschaftlich – so entwickeln sie etwa einen Businessplan.
Mit ihrem Rennwagen Nayra will das Team an einigen Wettbewerben teilnehmen. Diese finden in Österreich, Ungarn und in Karlsruhe statt. Kapitän Markus Ludwig weiß genau, worauf er sich am meisten freut: HAWKS darf im Rahmen der Formula Student Electric auch ein Rennen auf dem berühmten Hockenheimring fahren.
Laura Krone, geboren 1999 in Rotenburg (Wümme), weiß, wie Weizen und Wasser harmonieren. Bei einer Reise durch Australien ernährte sie sich fast nur von Nudeln mit Pesto, zu Hause hat sie eine eigene Nudelmaschine. In Bremen studierte Laura Medien- und Politikwissenschaft, in Bordeaux den lokalen Wein. Bei der ELBFISCHE Content Group bloggt sie über das, was andere kochen. In einem eigenen Podcast sprach sie mit einer Freundin über Themen von Astrologie bis Gen Z. Gerne würde sie auf weiteren Reisen Insekten probieren. Und dann darüber schreiben, wie man auch daraus eine gute Pasta-Soße machen kann. (Kürzel: kro)