In weißer Schrift steht auf der Glasfront des Gebäudes
Nach der Unterbringung von Geflüchteten in den Hamburger Messehallen sucht die Sozialbehörde nach weiteren Unterkünften. Foto: Jacquelin Kurjahn

Um Geflüchtete unterzubringen, will die Stadt Hamburg erneut auf Zelte zurückgreifen – ähnlich wie im Vorjahr. Laut Sozialsenatorin Schlotzhauer ist eine Entspannung der Lage nicht absehbar.

Nachdem erste Geflüchtete in den Hamburger Messehallen untergekommen sind, sucht die Sozialbehörde nun nach weiteren Unterkünften: Asylbewerber*innen sollen an Notstandorten daher wieder in Zelten wohnen, wie eine Sprecherin der Behörde sagt. Zurzeit stehen Zelte an zwei Standorten in den Stadtteilen Harburg und Bahrenfeld – und sind zum Teil schon belegt. Sie waren bereits im vergangenen Winter genutzt worden, um vor allem ukrainische Flüchtlinge unterzubringen. Anfang der vergangenen Woche waren bereits Schutzsuchende in eine Halle der Hamburger Messe eingezogen. In der Halle sollen bis Ende Januar rund 470 Menschen untergebracht werden können.

Kapazitäten der Stadt so gut wie ausgelastet

Unterdessen hält der Zustrom von Geflüchteten nach Hamburg auch im laufenden Monat an. Bis zum 20. Oktober seien 1600 Schutzsuchende angekommen, sagte die Sprecherin. Für 1100 von ihnen musste die Stadt eine Herberge finden. Im September hatten 2100 Asylbewerbende die Stadt Hamburg erreicht. Von ihnen waren knapp drei Viertel auf eine öffentliche Unterkunft angewiesen. Im November könnten die Zahlen weiter steigen, hieß es.

Das Amt für Migration registrierte im September des Vorjahres allerdings deutlich mehr Schutzsuchende. Das geht aus dem „Lagebild Flüchtlinge“, einem monatlichen Bericht der Stabsstelle Flüchtlinge und übergreifende Aufgaben (SFA), hervor. Die Anzahl unbegleiteter minderjähriger Ausländer*innen ist im Vergleich zu September 2022 um 70 Prozent gestiegen. Im diesjährigen September kamen die meisten Geflüchteten aus Afghanistan (324), Syrien (264) und der Türkei (168). Im gleichen Zeitraum wurden darüber hinaus 69 Personen abgeschoben – so viele wie noch nie in den vergangenen zwölf Monaten.

Bis Ende des Jahres gehe die Stadt davon aus, noch 2000 Menschen unterbringen zu müssen, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) Anfang Oktober. „Das kriegen wir hin. Aber es kann nicht immer so weitergehen“, fügte Grote hinzu. Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) hatte erklärt: „Eine Entspannung ist nicht absehbar und unsere Kapazitäten sind zu 97 Prozent ausgelastet.“

So reagiert die Behörde auf die Auslastung

Aktuell liege die Auslastung bei etwas über 97 Prozent, sagte die Sprecherin der Behörde für Inneres und Sport. „Wir arbeiten jeden Tag daran, das Ende dieser Kapazitäten weiter nach hinten zu verschieben und ergreifen alle notwendigen Maßnahmen, um Geflüchtete überhaupt noch unterbringen zu können.“ Dazu würden eine dichtere Belegung der Unterkünfte zählen sowie die Nutzung weiterer Hotels und Pensionen. Zurzeit werde geprüft, ob auf einem Parkplatz an einem ehemaligen Telekom-Gebäude in Wandsbek Container für 300 bis 500 Menschen aufgestellt werden könnten. Die Behörde erwägt zudem, weitere Gewerbeimmobilien anzumieten oder zu kaufen.

Hamburg komme bei der Unterbringung von Geflüchteten mittlerweile ans Limit, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Donnerstag in einem Interview von RTL Nord. Als scheidender Bundesratspräsident betonte er zugleich: „Aus meiner Überzeugung können wir das Asylrecht garantieren in Deutschland, in Europa. Dafür müssen wir aber die irreguläre Migration zurückdrängen.“ Er forderte stärkere Kontrollen an den europäischen Außengrenzen.

lan/dpa

Wenn Jolan Geusen, Jahrgang 2000, nicht gerade Tofuhack-Bolognese kocht, hört er Fußball-Podcasts. Seit einem Kreuzbandriss fährt er allerdings Rad, statt zu kicken. Als Kind wollte er Archäologe werden, entschied sich dann aber zum Studium der Politik- und Medienwissenschaft in Bonn. Journalistische Erfahrung sammelte er beim ARD MoMa, nebenbei arbeitet Jolan als freier Mitarbeiter beim „Bonner Generalanzeiger“. Der gebürtige Eifler kann bei 150 “Drei ???”-Folgen anhand der ersten 20 Sekunden den Titel benennen. Bis heute würde er gern einmal ein Bier mit den Sprechern der drei Detektive trinken. (Kürzel: lan)