Willow Parlo veröffentlichte ihre zweite EP, bei der die Hamburger Band persönliche Erfahrungen zu Songs verarbeitete. Schlagzeuger Jan widmet einen Song seinem überraschend verstorbenen Vater, mit dem er oft The War On Drugs hörte. 

Foto: Emelie Hollmann 

Zwar sind sie oft in Altona unterwegs, doch zum Proben treffen sie sich in einem kleinen Studio in Stellingen. Mittlerweile hat die Band Willow Parlo, die ihren Stil selbst als Dreamy Indie Pop beschreibt, ihre zweite EP „See U Whenever” veröffentlicht. Die vier Bandmitglieder, Noemie (Lead Sängerin), Jan (Schlagzeuger), Marco (Gitarrist) und Björn (Bassist) kennen sich aus der Musikszene in Hamburg. Sie haben teilweise schon in anderen Gruppen zusammen Musik gemacht, bevor sie zu Willow Parlo zusammengefunden haben. Während ihre erste EP aus 2022 hauptsächlich beim gemeinsamen Jammen im Proberaum entstanden ist, war die Herangehensweise bei der zweiten EP eine andere: Jede*r hat eigene Ideen entwickelt.

Wir trafen die Sängerin Noemie und den Schlagzeuger Jan noch vor dem Release der EP zu einem Interview.

FINK.HAMBURG: Mit welchem Gefühl blickt ihr der zweiten EP entgegen?

Noemie: Bei der ersten EP wussten wir gar nicht was passiert. Man hat sich erhofft, dass es irgendjemandem auffällt oder gefällt. Es war aber noch sehr so, dass wir jetzt Musik rausbringen, die wir im Moment fühlen. Und jetzt über das letzte Jahr hat sich die Musik zu einer Vision entwickelt. Durch den musikalischen Prozess kam es zu mehr Struktur. Es wird klarer und deutlicher, wo wir hinwollen und was genau wir machen wollen. Währenddessen verändert sich glaube ich auch der Geschmack und worauf man überhaupt Lust hat – das merkt man der zweiten EP an. Sie hat mehr Selbstbewusstsein, mehr Format und ist dadurch direkter.

FINK.HAMBURG: Wie kamt ihr zu dem Titel der EP, der so viel wie “Bis bald” bedeutet?  

Jan: See U Whenever” ist eine Textzeile aus dem Song „My Fathers Eyes”. Das war die letzte Single, die wir rausgebracht haben. Es ist auch der persönlichste Song auf der EP, weil es um den Abschied von meinem Vater ging, der vor Kurzem unerwartet verstorben ist. Ich habe zum ersten Mal selbst einen Song komponiert. Ich hatte den Drang, meinem Vater einen Song zu widmen, weil er selbst ein großer Fan von Musik war. Inbesondere die letzten Jahre haben wir beide viel The War on Drugs gehört und waren gemeinsam auf Konzerten. Ich hatte Lust, dieses Gefühl der Liebe zu dieser bestimmten Musik aufzugreifen, die mein Vater und ich geteilt haben und selbst einen Song zu schreiben, der in die Richtung von „The War on Drugs” geht. So ist das Instrumental entstanden, obwohl ich keine Gitarre spiele und Noemie hat dann den Text dazu geschrieben. 

Noemie: Und später habe ich Jan gefragt: Wie nennen wir denn jetzt unsere EP. Und das erste was er gesagt hat, war „See U Whenever”.  Und dann haben wir uns gedacht, dass es ja eigentlich ganz schön passt, weil es auch eine schöne Widmung ist. 

FINK.HAMBURG: Was war das coolste Erlebnis in eurer bisherigen Bandgeschichte? 

Noemie: Es gibt uns noch gar nicht so lange. Wir haben letztes Jahr im Sommer 2022 unsere erste EP veröffentlicht. Das heißt, seitdem sind wir eigentlich erst so richtig auf der Bildfläche. Das coolste Erlebnis in diesem Jahr war, dass wir beim Dockville Festival gespielt haben. Da ist einfach ein kleiner Traum wahrgeworden, den man schon immer hatte, wenn man aus Hamburg kommt. Was ich jetzt aber auch gerade sehr cool fand, war, dass wir in Belgien gespielt haben, auf dem Sonic City Festival. Das war ein sehr exklusives Showcase Festival und eine besondere Erfahrung. Zumal es auch unser zweiter internationaler Gig war.

FINK:HAMBURG: Ist Hamburg eine Zwischenstation in eurer musikalischen Karriere oder könnt ihr euch vorstellen hierzubleiben?

Jan: Bei mir ist es relativ sicher, dass ich hier bleibe. Ich bin hier aufgewachsen und hatte hier auch meine ersten musikalischen Schritte. Also ich persönlich fühle mich hier total wohl und ich merke auch mittlerweile, dass schon länger eine Szene für unsere Musik entsteht und ich glaub jetzt wieder die Stadt zu wechseln und komplett neu Fuß zu fassen, wäre jetzt eher müßig.

Noemie: Also ich finde den Gedanken schon reizvoll. Gerade in der Indie Szene ist es so, dass viele Leute nach Großbritannien gehen, um da Fuß zu fassen, weil einfach die Szene mehr bietet. Das finde ich eigentlich schon ganz reizvoll, aber ich fühle mich hier in Hamburg schon sehr wohl.

FINK.HAMBURG: Ist Musik eure Nebentätigkeit oder Hauptberuf?

Jan: Ich mache Musik hauptberuflich, auch wenn die Band noch eher ein Nebenberuf ist. Bei jedem von uns ist es ein bisschen unterschiedlich, aber bei uns allen ist die Musik der Hauptberuf. Ich beispielsweise bin auch Instrumentallehrer an der Musikschule, aber spiele auch viel für andere Künstler*innen und Bands. Bei Björn, unserem Bassisten ist es genauso, der unterrichtet auch an der Musikschule und ist selbständiger Musiker.

Noemie: Man muss sagen, dass man von der Band jetzt noch nicht leben kann. Egal, was du neu anfängst, es braucht einfach seine Zeit zum Wachsen und um Gehör zu finden.

FINK.HAMBURG: Merkt ihr, dass euch dafür manchmal die Zeit oder auch die Energie fehlt? 

Noemie: Leider ja. Aber man merkt auch, dass es leider hier am System liegt, dass man als Musiker*in nicht unbedingt gefördert oder so unterstützt, wird vom Staat, wie man es gerne hätte oder wie es auch woanders gut funktioniert. Ich war schon immer sicher, dass ich was mit Musik machen möchte. Nur leider hat man immer das Gefühl, dass man immer mindestens einen Nebenjob haben muss. Und das nimmt einem den Raum kreativ zu sein. Musik braucht Zeit, Raum und Luft dafür.  

Das Fachgebiet von Anna-Lena Schou, geboren 1997 in Walsrode, sind digitale Schlagfallensysteme – das sind Nagetierfallen, die eine Nachricht schicken, wenn sie zuschnappen. Das lernte sie in ihrem Job bei einem Schädlingsbekämpfer. Während ihres Bachelor-Studiums in International Tourism Studies schrieb sie für diverse Online- und Printmedien der Hochschule Harz in Wernigerode. Später verkaufte Anna-Lena Social-Media-Beiträge für Foodguide – über Essen schreibt sie besonders gern. Eigentlich aber will sie generell viel lieber schreiben als verkaufen. Zur Not auch über Schlagfallensysteme. (Kürzel: als)

Emelie Hollmann, geboren 1998 in Hanau, hat schon bei minus 31 Grad gebadet - in einem norwegischen Fjord oberhalb des Polarkreises. In München studierte sie Kommunikationswissenschaft und Pädagogik. Parallel synchronisierte sie mit Kindern Filme und arbeitete bei mehreren Radiosendern. Als Komparsin steht sie auch mal vor der Kamera: In der Dokutainment-Serie “Haunted – Seelen ohne Frieden” mit Sky Dumont zum Beispiel starb sie und erstand als Geist wieder auf. Für ihren Seelenfrieden braucht Emelie nur genügend Kaffee – am liebsten in Gesellschaft. Ist sie doch mal alleine, läuft immer Musik - von den Strokes bis Berlioz. (Kürzel: emi)

­­Alicia Maria Wagner, Jahrgang 1998, könnte für die volle Länge von “Dancing Queen” die Luft anhalten, denn ihr Rekord im Apnoetauchen liegt bei 3 Minuten und 51 Sekunden – im Bodensee. Alicia stammt aus der Nähe von Stuttgart, in Tübingen studierte sie Medienwissenschaften und Englisch. Für ein Schmuckgeschäft machte sie dort Social-Media-Arbeit und Corporate Design, fotografierte und produzierte Videos. Sie ist zwar kein großer ABBA-Fan, aber dafür mag sie das Herkunftsland der Band umso mehr: Sie hat in ihrem Leben schon knapp zwei Jahre in Schweden verbracht, hat dort studiert, gecampt und einen Elch geküsst (es war ihr erster Kuss). Irgendwann zieht sie vielleicht ganz dorthin.
(Kürzel: awa).