Fossile CO2-Emissionen auf Höchststand

Bericht zum globalen Kohlenstoffbudget

Ein Kohlekraftwerk, das große Wolken von Abgasen ausstößt.
Kohlekraftwerke sind für hohe CO2-Emissionen verantwortlich. Foto: Pixabay/Benita Welter

Die Auswirkungen der Klimakrise treffen die Welt immer heftiger. Doch allen Ankündigungen und Klimakonferenzen zum Trotz gehen die CO2-Emissionen nicht runter. Im Gegenteil.

Die globalen CO2-Emissionen durch fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas steigen weiter an. Sie erreichen 2023 mit voraussichtlich 36,8 Milliarden Tonnen im Jahr einen Höchstwert, wie Fachleute im Bericht zum globalen Kohlenstoffbudget („Global Carbon Budget”) schreiben. Das seien 1,1 Prozent mehr als 2022 und 1,4 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019.

„Solange globale Treibhausgasemissionen steigen, beschleunigt sich die Temperaturerhöhung, es wird also immer schneller wärmer. Deshalb ist es so wichtig, dass Emissionen nicht mehr steigen. Viele hatten gehofft, dass das dieses Jahr schon passiert, aber dem scheint nicht so”, sagt Professor Niklas Höhne, Mitgründer des New Climate Institute, zu FINK.HAMBURG.

Eine Grafik, die die Entwicklung der globalen CO2-Emissionen aus fossilen Energien darstellt.
Die globalen CO2-Emissionen aus fossilen Energien sind 2023 auf einem Höchststand. Quelle: Global Carbon Project

An dem am Dienstag im Fachjournal „Earth System Science Data” veröffentlichten Bericht waren mehr als 120 Fachleute beteiligt. „Die Auswirkungen des Klimawandels sind überall um uns rum offensichtlich, aber die Maßnahmen zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen durch fossile Brennstoffe bleiben schmerzhaft langsam”, sagte Forschungsleiter Pierre Friedlingstein von der University of Exeter.

CO2-Budget schon bald ausgeschöpft

Der Anteil des Treibhausgases Kohlendioxid in der Luft beträgt 2023 demnach durchschnittlich 419,3 ppm (parts per million, Teile pro Million). Damit liegt er 51 Prozent höher als im Jahr 1750. „Es erscheint unausweichlich, dass wir das 1,5-Grad-Ziel überschreiten werden – und die letzten Jahre haben uns drastisch vor Augen geführt, wie gravierend die Folgen des Klimawandels bereits jetzt sind”, sagte Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München, eine der Hauptautorinnen des Berichts. Dennoch komme es im Kampf gegen die Klimakrise auf jedes Zehntelgrad an.

Die globale Durchschnittstemperatur soll auf nicht mehr als 1,5 Grad Celsius gegenüber der Zeit vor der industriellen Revolution ansteigen – so lautet das vorrangige Ziel der Pariser Klimakonferenz von 2015. Das weltweite Budget an CO2, das noch ausgestoßen werden darf, um dieses Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zu erreichen, wird auf dem Emissionsniveau von 2023 aber in sieben Jahren ausgeschöpft sein, wie die Expert*innen im Bericht schreiben. Um die Erderwärmung auf 1,7 Grad zu halten, sind es noch 15 Jahre, bei zwei Grad noch 28 Jahre, jeweils beginnend mit dem Jahr 2024.

Indien und China legen zu

Anhand einer Vielzahl von Messwerten und sorgfältig geprüften Computermodellen haben die Forscher*innen ermittelt, dass Indien in diesem Jahr 8,2 Prozent mehr CO2 aus fossilen Brennstoffen ausgestoßen hat als 2022. Das bevölkerungsreichste Land der Erde hat damit nun höhere Emissionen zu verzeichnen als die Europäische Union.

China, das für 31 Prozent aller weltweiten fossilen CO2-Emissionen verantwortlich ist, hat 2023 vier Prozent mehr fossiles CO2 ausgestoßen als im Vorjahr. Hingegen haben die USA ihre Emissionen um drei Prozent und die EU sogar um 7,4 Prozent verringert. In der übrigen Welt gab es einen Rückgang um 0,4 Prozent, also einen positiven Trend.

„Die Erfolge der erneuerbaren Energien werden vom steigenden Energiehunger ausgeglichen. Die Hoffnung ist dass die erneuerbaren Energien weiter exponentiell wachsen und damit schon in den nächsten Jahren zu einer Minderung der globalen Treibhausgasemissionen führen”, so Höhne.

Mehrere Kurven, die die fossilen CO2-Emissionen unterschiedlicher Länder darstellen.
Die CO2-Emissionen aus fossiler Energie steigen in China und Indien an. In Europa und den USA gehen sie zurück. Quelle: Global Carbon Project

Zu Deutschland gibt es in dem Bericht keine Vorabberechnung für 2023. Im vergangenen Jahr hatte die Bundesrepublik den fossilen CO2-Ausstoß um 1,9 Prozent verringert. Im Vergleich zum Jahr 1990 hat Deutschland seine CO2-Emissionen um 36,8 Prozent auf jetzt 0,67 Milliarden Tonnen reduzieren können (das entspricht 1,8 Prozent der globalen Emissionen). Dennoch müsste auch hierzulande mehr dafür getan werden, CO2 einzusparen.

Natürliche CO2-Speicher enorm wichtig

Ein weiterer Schwerpunkt des Berichts ist die sogenannte Landnutzungsänderung, insbesondere die Abholzung von Wäldern. Durch Landnutzungsänderungen sind demnach 2023 schätzungsweise 4,1 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre gelangt. Im vergangenen Jahrzehnt wurden jährlich 1,9 Milliarden Tonnen CO2 durch Aufforstung der Luft entzogen, was jedoch nicht ausreichte, um die Emissionen von 4,2 Milliarden Tonnen pro Jahr durch dauerhafte Abholzung auszugleichen, vor allem in Brasilien, Indonesien und im Kongo.

Hoffnung macht den Expert*innen, dass es zahlreiche Länder gibt, die ihren CO2-Ausstoß deutlich verringert haben und deren Wirtschaft dennoch gewachsen ist.

mol/dpa

Moritz Löhn, Jahrgang 1996, hat schon einmal ein Sachbuch in 30 Tagen geschrieben. “Fußball Fakten – Von der Bundesliga bis zur WM” heißt es und enthält 40 Geschichten über das schönste Spiel der Welt. Fürs Fußballschauen wird Moritz sogar bezahlt: Er tickert für sport.de und hat schon in der Online-Redaktion von Sport1 gearbeitet. Sportjournalismus ist auch sein Berufsziel – am liebsten investigativ. Studiert hat er Medien und Information an der HAW Hamburg. Auch ehrenamtlich engagiert er sich: Er betreut ein Ferienzeltlager in Dänemark und ist Co-Trainer bei der vierten Herrenmannschaft des USC Paloma. Moritz ist Mate- und Mario-Kart-süchtig. Eine gute Grundlage für die nächsten Bücher.
(Kürzel: mol)