Bild mit Buddha-Kopf
Abgebildet: Jana C. Reimer (Provenienzforschung MARKK), Dr. Ewald Volhard und Dr. Louis-Gabriel Rönsberg (i.V. Erbengemeinschaft), Prof. Dr. Barbara Plankensteiner (Direktorin MARKK) Foto: Stephan Pflug

Auf der Flucht vorm NS-Regime wurden Jüdinnen und Juden nicht nur ihrer Heimat beraubt, auch ihr Eigentum wurde versteigert – darunter  Kunstschätze. Nach 83 Jahren wurde ein Buddha-Kopf nun an die Erben zurückgegeben.

Nach 83 Jahren hat das Museum am Rothenbaum (MARKK) ein während der NS-Zeit beschlagnahmtes Kunstwerk an die rechtmäßigen Erben zurückgegeben. Der Buddha-Kopf aus Marmor stammt aus dem Besitz der Berliner Kunstsammlerin Johanna Ploschitzki, die 1939 in die USA emigrierte. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) konfiszierte 1941 im Hamburger Hafen ihre zur Verschiffung bestimmten Besitztümer. Das damalige Museum für Völkerkunde Hamburg – heute MARKK – erwarb über eine Versteigerung sieben ostasiatische Kunstgegenstände und fünfundzwanzig Bücher.

Ploschitzki heiratete, nahm in den USA den Namen Hansi Share an und lebte in Los Angeles. 1948 stellte sie über ihren Anwalt einen Rückgabeantrag, dem im Rahmen eines Wiedergutmachungsprozesses stattgegeben wurde. 1951 erhielt sie die Objekte aus dem Museum und Bücher zurück – bis auf den Buddha-Kopf. Da die damalige Museumsleitung keine Auskunft zum Verbleibt des Kunstwerks gab, hatte Hansi Share über dessen Verbleib keine Kenntnis.

Restitutionsprozess begann 2021

Als MARKK-Direktorin Prof. Barbara Plankensteiner 2017 mit der Neuausrichtung des Museums begann, initiierte sie systematische Provenienzforschungsprojekte. Diese widmet sich der Feststellung von Herkunft und Geschichte von Objekten unterschiedlichster Gattungen. Dabei handelt es sich oft um Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen. Provenienzforschung soll dabei helfen, geraubte Kunst zu identifiziert. Gleichzeitig wollen Forschende untersuchen, wie Institutionen in bestimmten Zeiten agiert haben und wie Sammlungen entstanden sind.

Dass es sich bei dem Buddha-Kopf um einen Fall von NS-Raubgut handelte, sei bereits 2019 während der Vorbereitung der Ausstellung „Steppen und Seidenstraßen” deutlich geworden. Später konnte auch die Frage geklärt werden, wieso der Buddha-Kopf im Museum verblieben war. Zeitgleich erhielt das Museum im Jahr 2021 Anfragen der anwaltlichen Vertretungen von Hansi Shares Nachfahren zum Buddha-Kopf. Daraufhin begann das formelle Restitutionsverfahren.

Direktorin entschuldigt sich für „Verschleierungsstrategien des Museums“

„Zur Aufarbeitung des nationalsozialistischen Unrechts gehört die vorbehaltlose und möglichst lückenlose Klärung der Herkunft unserer Museumsbestände und die Rückgabe von enteignetem Kulturgut”, sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD). „Ich begrüße daher sehr, dass der historische Buddha-Kopf nun endlich an die Nachfahren der ursprünglichen Eigentümerin zurückgegeben werden kann.” Direktorin Plankensteiner entschuldigte sich bei den Nachkommen „für die Verschleierungsstrategien des Museums in den 1950er Jahren”. „Ich bedaure es sehr, dass sie so lange auf Gerechtigkeit warten mussten”, sagte sie.

Steven Maass, Sprecher der Nachfahren von Hansi Share, sagte: „Wir freuen uns sehr über die Rückgabe des Buddha-Kopfes, der von den Nationalsozialisten aus der Kunstsammlung meiner Großmutter beschlagnahmt wurde. Es ist lange her, dass ihre Kunstwerke beschlagnahmt wurden und viele wurden immer noch nicht zurückgegeben.”

abk/dpa

Ayan Balakhanova, Jahrgang 1999, hat schon mehr falsche Aussprachen ihres Namens gehört als Timothée Chalamet, weshalb sie sich beim Journalismusstudium in Magdeburg dazu entschied, eine Präsentation darüber zu halten: Man nehme Fußballer (Michael) Ballack + Hannover nur mit einem a am Ende – und voilà. Ayans Eltern stammen aus Aserbaidschan, sie ist in Düsseldorf aufgewachsen. Dort managte sie beim Landesverband der Jüdischen Gemeinden Nordrhein Projekte in der Jugendarbeit, und zwar multilingual: Ayan spricht Aseri, Deutsch, Englisch, Hebräisch, Russisch und Türkisch. Kürzel: abk

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