Die Tagesschau gibt es nun auch in Einfacher Sprache. Das Angebot richtet sich an etwa 17 Millionen Erwachsene, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben. Aus dem Finanzminister wird der „Minister für Geld“.
Nachrichten werden zugänglicher für viele deutschsprachige Menschen: Die Tagesschau gibt es ab Mittwoch auch in sogenannter Einfacher Sprache. Das Angebot richtet sich an 17 Millionen Erwachsene in Deutschland, die komplexe Texte nur schwer verstehen können. Von Montag bis Freitag gibt es je eine Ausgabe der Tagesschau, die die wichtigsten Themen des Tages zusammenfasst. Sie wird um 19 Uhr auf “Tagesschau24” ausgestrahlt und ist auch auf Tagesschau.de zu finden. Laut dem Norddeutschen Rundfunk sei es das erste Fernsehnachrichtenangebot dieser Art in Deutschland.
Für die Tagesschau in Einfacher Sprache gilt: Die Zusehenden erhalten viele Erklärungen zum Geschehen und Sätze werden einfacher formuliert. Zum Beispiel gibt es keine Fremdwörter, kaum Nebensätze, wenige Silben und kurze Aussagen. So wird aus dem Finanzminister der „Minister für Geld“. Die Moderator*innen reden langsamer als in der regulären Sendung. „Dieses Zusatzangebot der Tagesschau richtet sich an Menschen mit Lese-, Lern- und/oder Hörschwierigkeiten“, so der Norddeutsche Rundfunk zum Angebot.
Die Sendung in Leichter Sprache sei auch für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen oder Zuschauende, die sich nach einem anstrengenden Arbeitstag kurz und einfach informieren wollen. „Dann haben wir natürlich viele Menschen, die aufgrund von Krankheiten wie Schlaganfällen Probleme haben, Nachrichten wirklich zu verstehen und sie nachzuvollziehen“, so der erste Chefredakteur von ARD-aktuell, Marcus Bornheim. Das Publikum ist groß: Laut einer LEO-Studie 2018 lesen und schreiben etwa 17 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 18 und 64 Jahren auf Vierte-Klasse-Niveau oder schlechter. Die Universität Hildesheim begleitet das Projekt.
Tagesschau in einfach
Das barrierefreie Angebot sei wichtig, damit sich noch mehr Menschen über die Geschehnisse in Deutschland und der Welt informieren können. So könnten sie einfacher am öffentlichen Diskurs teilhaben. Laut Bornheim sei es der öffentlich-rechtliche Auftrag, allen Menschen ein seriöses Nachrichtenangebot zu machen.
Die Tagesschau strukturiert die Nachrichten auch inhaltlich um. Projektleiterin Sonja Wielow erklärt: „Wir stellen eine Meldung aus der klassischen Tagesschau einmal auf den Kopf. Wir setzen viel weniger Wissen voraus.“ So werde nicht mit dem üblichen Schlagsatz der Neuigkeit eingestiegen. Stattdessen fange die Meldung mit dem Allgemeinen an. „Viele beschäftigen sich nämlich nicht mehr mit Nachrichten, weil sie sie nicht verstehen können. Deshalb erklären wir den Hintergrund einer Nachricht, bevor wir zur eigentlichen Neuigkeit kommen“, sagt die Projektleiterin.
Einfache Sprache ist Teilhabe
Zur Begriffserklärung: Einfache Sprache ist eine sprachlich vereinfachte Version der Standardsprache. Leichte Sprache hat einen noch geringeren Schwierigkeitsgrad und ein festes Regelwerk, was zum Beispiel die Schreibweise von Worten und Typografie betrifft. Die Einfache Sprache hat einen größeren Wortschatz als die Leichte Sprache. Beide richten sich an Erwachsene.
Isabel Rink, Universität Hildesheim, sagt: „Sprache ist Teilhabe. Angebote in Einfacher Sprache sind eine Voraussetzung für den selbstbestimmten und chancengleichen Zugang zur Informationsgesellschaft. Nur wenn ich verstehe, kann ich auch mitreden und mitmachen – teilhaben an Diskursen. Viele Angebote liegen über den durchschnittlichen Wissensbeständen breiter Bevölkerungsteile. Hier werden Nachrichten zugänglich gemacht für alle Menschen.“
Wo kann man die tagesschau in Einfacher Sprache sehen?
Im TV um 19 Uhr auf tagesschau24 oder im Livestream https://www.tagesschau24.de
Außerdem auf tagesschau.de: tagesschau.de/einfache-sprache
In der ARD Mediathek: https://www.ardmediathek.de/tagesschau/
und zum Nachhören in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de
rog/dpa
Jana Rogmann, Jahrgang 2000, aus Kevelaer, ist den Berliner Marathon schon einmal in unter zwei Stunden gelaufen - allerdings auf acht Rollen: im Sportunterricht gab es Inline-Skating als Wahlfach. Nach einem sozialen Jahr an einer Schule in Bolivien war sie sicher, dass sie nicht Lehramt studieren würde. Sie entschied sich für Komparatistik und English Studies in Bonn, arbeitete bei der WDR-Lokalzeit in der Online-Redaktion und moderierte eine Musiksendung beim Uni-Radio. Einzige musikalische Regel: alles außer Schlager. In ihrer Kolumne in der Rheinischen Post schrieb sie mal über “Uni in der Handtasche” in Zeiten der Pandemie, mal über ihr abgeschnittenes Haar. Seit einem Praktikum beim KiKA kann sie perfekt Kinderstimmen imitieren, will aber lieber Journalismus für Erwachsene machen. Kürzel: rog