Seit Ende Mai gibt es auf der Großen Bleiche das Fabric – Future Fashion Lab. Das Projekt fördert hiesige Designer*innen bei nachhaltigen Textilproduktionen. Vierzehn Hamburger Labels machen den Anfang.
Zwischen Jungfernstieg, Neuer Wall und Gänsemarkt liegt die Galleria Passage in einem Viertel, wo viele Luxus-Marken ihre Läden haben. Im „Fabric – Future Fashion Lab“ kommt auch der Nachwuchs zum Zuge. Hier liegt der Fokus auf nachhaltiger Mode und neuen Fertigungstechniken. Vierzehn Labels aus Hamburg und Umgebung sind von Anfang an dabei. Nicole Kiersz ist eine von ihnen. Sie ist Textildesignerin aus Hamburg und beschäftigt sich hauptsächlich mit der Stoffherstellung. Kiersz verkauft im Lab keine Kleidung, sondern handgewebte Stoffe. „Ich glaube, das Interesse ist groß. Es bewegt sich was“, sagt sie. Wenn auch langsam: Die Laufkundschaft ist so typisch Hamburg: gucken und schnell wieder weg. Das dauert. Die Berührungsängste sind da“, so Kiersz.
Future Fashion Lab auf 700 Quadratmetern
Im Fabric – Future Fashion Lab gibt es auf drei Etagen und 700 Quadratmetern ein Showroom und eine Veranstaltungsfläche, eine Werkstatt, ausgestattete Arbeitsplätze sowie ein Pop-Up-Shop mit Café. Auf der Fläche können Kreativschaffende aus der Modebranche ihre Produkte verkaufen, produzieren oder präsentieren.
Das Fabric ist Teil des Programms „Verborgene Potenziale Innenstadt“ der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen. Mit einer Förderung von etwa 780.000 Euro läuft das Projekt bis Herbst 2025. Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda sagt zum Future Fashion Lab: „Es ermöglicht Designerinnen und Designern, ihre Arbeit in einem urbanen Umfeld weiterzuentwickeln, sich zu vernetzen und unternehmerische Schritte, wie die Vermarktung und den Verkauf ihrer Produkte, zu gehen.“
Eine Werkstatt im Keller
Die drei Geschosse der Future Fashion Lab Fläche sind in Arbeitsbereiche unterteilt. Im Keller sind die Werkstatt und eine Veranstaltungsfläche. Die Atelierplätze kann jedes Mitglied buchen und frei nutzen. „Wir dürfen kleine Events veranstalten. Wir haben hier sehr viel Gestaltungsmöglichkeiten, die wir nutzen können“, so Nicole Kiersz. Sie fühle sich hier gesehen. „Und mir wird vertraut, das einfach zu machen.“
Pop-Up Store und Rösterei mit Café
Im Erdgeschoss ist ein Pop-Up-Store und ein Café der Röstlich Coffee Brothers, eine Rösterei aus Uetersen in Schleswig-Holstein. Die Mitglieder können die Fläche des Pop-Up-Stores buchen und dort ausstellen. Aktuell ist die Fläche mit Mode und Stoffen von allen Künstler*innen bestückt, die am Future Fashion Lab mitwirken. Bademode hängt neben handgestrickten Pullis und gewebten Stoffen. Im oberen Geschoss entwerfen und nähen die Designer*innen. Hier gibt es auch einen Showroom. Normalerweise sind hier die Entwürfe ausgestellt.
„Endlich gibt es eine größere Plattform für Textil. In Hamburg gab es immer wieder Menschen, die das machen und oft einfach im Stillen Kämmerchen“, sagt Kiersz. Die Medienbranche dominiere Hamburg. Textile Designer*innen würden oft nach dem Studium die Stadt verlassen. Viele würden in den Süden gehen. „Hamburg ist kein traditioneller Ort für Mode. Aber ich finde, Tradition kannst du auch umschreiben“, so Kiersz. Hamburg habe jetzt die Möglichkeit, sich zu präsentieren, sich zu öffnen.
Ein Projekt der städtischen Kreativgesellschaft
Das Fabrik gehört zur städtischen Hamburger Kreativ Gesellschaft. Es soll die Entstehung nachhaltiger Geschäftsmodelle vorantreiben durch die verfügbaren digitalen Technologien wie Automatisierung, 3D-Druck, Lasercutting oder Augmented Reality. Hier sollen Fragen verhandelt werden wie: “Wie gestalten wir Nachhaltigkeit attraktiver als Fast Fashion? Was können wir mit innovativer Technologie vor Ort produzieren? Und wie beleben wir mit Mode die Innenstadt?” Fabric soll ein Prototyp sein, ein Raum für Experimente und Diskurse.
Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft, sagt über das neue Lab: „Fabric ist der neue Ort in Hamburg, an dem Zukunftsmodelle für nachhaltige Mode erprobt werden – mit Design, Verkauf und Produktion an einem zentralen Ort. Mit dem Future Fashion Lab holen wir Produktionsschritte in die Mitte der Stadt zurück – sichtbar für alle. Dafür setzen wir auf vielfältige Schnittstellen und bauen eine aktive Community aus Designer*innen, Unternehmen und Hochschulen auf. Gemeinsam machen wir Fabric zum innovativen Experimentierfeld für branchenrelevante Themen wie Nachhaltigkeit, digitale Technologien, Up- oder Recycling und Geschäftsmodelle abseits von Fast Fashion.“
Egal, was im Kühlschrank steckt: Antonia Luca Fiedler, geboren 1999 in Winsen an der Luhe, verwandelt es in ein köstliches Menü. Kreativ sein liegt ihr, beim Bauer Verlag hat sie Grafikerin gelernt. Außerdem arbeitete sie für Hörfunk und Fernsehen: Sie schmierte vor der Kamera Brote für einen Margarine-Test beim ZDF Berlin, moderierte fürs Hitradio Namibia und sammelte O-Töne für Rock Antenne Hamburg. Für Antonia gilt: Einfach mal machen - auch bei der Jugendarbeit im Schützenverein oder im Eine-Welt-Laden. Studiert hat Antonia Medienwirtschaft und Journalismus in Wilhelmshaven. Kürzel: alf