Eine Schrägseilbrücke auf der Autos und Lkw fahren. Darunter sind Container zu sehen.
Lastwagen fahren auf der Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen. Foto: Georg Wendt/dpa

Eigentlich sollte ein Tunnel die marode Köhlbrandbrücke ersetzen. Stattdessen hat die Hamburgische Bürgerschaft für den Bau einer neuen und höheren Brücke gestimmt. Die Opposition kritisiert den Plan.

Die Hamburgische Bürgerschaft hat am Mittwoch für den Bau einer neuen Köhlbrandbrücke gestimmt. SPD und Grüne waren für die neue Brücke, CDU und AfD enthielten sich, die Linken stimmten dagegen. Die aktuelle Köhlbrandbrücke soll bis Anfang der 2040er Jahre durch einen 20 Meter höheren Neubau ersetzt werden. Dieser soll bis zu 5,3 Milliarden Euro kosten. Hamburg setzt dabei auf eine finanzielle Beteiligung des Bundes. Mit welchem Betrag sich dieser an den Kosten beteiligt, ist noch unklar. Der Haushaltsausschuss geht aktuell von der Hälfte der Netto-Baukosten aus.

Die Stadt baute die aktuelle Köhlbrandbrücke Anfang der 1970er Jahre im Stadtteil Wilhelmsburg. Inzwischen hat die Schrägseilbrücke massive Schäden und darf vom Lkw-Verkehr nur noch einspurig befahren werden. Außerdem sei sie mit einer Durchfahrtshöhe von 53 Metern für moderne Schiffe zu niedrig. Bis 2046 soll die alte Brücke abgerissen werden.

Opposition: Senat hat schlampig gearbeitet

Die Opposition warf dem Senat vor, schlampig gearbeitet und die Planungen für den Ersatzbau jahrelang verzögert zu haben. Vor fünf Jahren war noch eine Tunnellösung favorisiert worden, die sich im Nachhinein aber als deutlich teurer erwiesen hatte. Die Planänderung habe “erheblich Vertrauen gekostet”, sagte der Wirtschaftsexperte der CDU, Götz Wiese. Zudem komme die neue Brücke für den Hafen zu spät. “Wir erwarten hier eine deutliche Beschleunigung von Bundesregierung und Senat, damit wir die Brücke spätestens Ende der 30er Jahre in Betrieb nehmen können.”

Linke sorgen sich um Finanzierung

Es gehe um ein Projekt über fünf Milliarden Euro, “wo die Finanzierung durch den Bund nicht gesichert ist”, sagte der Hafenexperte der Linken, Norbert Hackbusch. Von der neuen Durchfahrtshöhe von 74 Metern könnten nach heutigem Stand etwa 100 Schiffe pro Jahr profitieren, die dann das hinter der Brücke liegende Containerterminal Altenwerder anlaufen könnten. Eine solche Investition für 100 Schiffe sei zu hoch, sagte er. AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann warf dem Senat ebenfalls “unprofessionelle Verzögerungen” bei der Planung vor. Wie seine Vorredner stellte auch er die Finanzierungszusage des Bundes infrage.

Finanzsenator: Neue Köhlbrandbrücke ist günstigste Alternative

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) verteidigte die Pläne. Es herrsche “Einvernehmen, dass dringlicher Handlungsbedarf besteht”, sagte er. Die Tunnelprüfung sei damals auch von der Bundesregierung gewünscht gewesen. Bei der weiteren Planung des Tunnels ist laut einem Bericht des Haushaltsausschusses festgestellt worden, dass dieser länger und damit deutlich teurer wäre, als in der ursprünglichen Prüfung angenommen. Außerdem seien der Eingriff in das Stadtbild und die Umweltschäden durch die Tunnelbohrung nicht ausreichend berücksichtigt worden.

Jetzt sei “der Senat zu dem Ergebnis gekommen, dass die neue Brücke die kostengünstigste Alternative ist.” Die Bundesregierung habe Hamburg zudem eine Finanzierungszusage gegeben. Möglich wurde dies durch eine Hochstufung der Köhlbrandbrücke zu einer Bundesstraße. Dressel kritisierte, dass die Opposition nun Zweifel daran streue.

Neubau soll die Zukunft des Hafens sichern

Die neue Köhlbrandbrücke stelle sicher, dass der Hamburger Hafen auch in Zukunft erreichbar bleibe, sagte der Wirtschaftsexperte der SPD-Fraktion, Hansjörg Schmidt. Sie sei das Bindeglied für die westlichen und östlichen Hafengebiete und zudem Anschluss an die Autobahn A7, sagte der Hafenexperte der Grünen, Johannes Müller. Schwerlastverkehr und Betonkrebs machten der alten Brücke zu schaffen. “Diese Ermüdungserscheinungen, die Risse hervorrufen, lassen sich auch nicht durch eine umfangreiche Sanierung beseitigen.” Auf der Brücke, die täglich rund 34.000 Fahrzeuge nutzen, kam es deswegen schon mehrfach zu Einschränkungen.

mü/dpa

Gegensätze ziehen Kristin Müller, geboren 2001 in Ulm, regelrecht an. Sie wuchs in Baden-Württemberg auf, spricht allerdings kein Schwäbisch, trinkt gerne Guinness, mag aber eigentlich kein Bier und hat sich tierisch über den Cliffhanger aus Crescent City aufgeregt – nur um den nächsten Band nicht zu lesen. Nach ihren journalistischen Anfängen bei der Walsroder Zeitung landete sie während des Studiums im Community Management des Stadtportals “bremen.de” und bei der Social Media Agentur Himmelrenner. Für den Master wurde die selbsterklärte Bremen-Liebhaberin schließlich zur Wahl-Hamburgerin. Kein Gegensatz, wie Kristin findet.
Kürzel: mü