Die Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) trafen sich am Sonntagabend im Restaurant “Ti Breizh”. Sie feierten den Sieg Macrons bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich.
Ein kleines bretonisches Gasthaus am Nikolaifleet, eine Flasche Cidre und ein Tablet-PC stehen auf dem langen Holztisch. Vier Menschen sitzen gebeugt davor und verfolgen den Live-Stream zur Präsidentschaftswahl in Frankreich. Es ist die inoffizielle Wahlparty der Jungen Europäischen Föderalisten (JEFs) in Hamburg. Sie haben sich im Restaurant “Ti Breizh”, übersetzt Haus der Bretagne, getroffen. Die französisch sprechenden Kellner in Ringelshirts kümmern sich nicht um die Wahl, sie servieren den Gästen die beliebten Galettes. Anders die Hamburger JEFs, die hier sind, um auf den Erfolg ihres Favoriten Emmanuel Macron anzustoßen.
Die JEFs sind eine Jugendorganisation, die sich für ein “demokratisches, bürgernahes, nachhaltiges, solidarisches, föderales und friedliches Europa” einsetzt. Sie haben nach eigenen Angaben 11.000 Mitglieder in Europa, 3000 davon in Deutschland und etwa 100 in Hamburg. Geselligkeit gehört zu ihrer Parteikultur. So haben sie einen Tisch für zehn reserviert. Vier Mitglieder sind gekommen. “Vielleicht haben sich die anderen nicht getraut, die Einladung zur Wahlparty wahrzunehmen, bevor das Ergebnis endgültig feststand”, mutmaßt einer der JEF-Mitglieder. Bei Trump und Brexit hätten sich die Prognosen schließlich auch geirrt.
Doch diesmal kann Europa aufatmen. Der EU-freundliche Kandidat Emmanuel Macron wurde mit 65,7 Prozent zum neuen Präsidenten der Republik Frankreich gewählt. Er hat sich gegen die rechtsextremistiche Gegenkandidatin Marie Le Pen durchgesetzt, die 34,3 % der Stimmen erhielt. Im Laufe des Abends kommen immer mehr Glückwünsche internationaler Amtskollegen auf Macrons Twitter-Account an. Das bekommt der neue Staatschef wahrscheinlich gar nicht mit. Über den Live-Stream sieht man Macron zum Rednerpult schreiten, während im Hintergrund die Europahymne spielt.
Die JEFs sind erleichtert. Vor allem Frederik Scherler, 28 Jahre alt, Vorstandsmitglied des Hamburger Ablegers. Die Wahl in Frankreich hat er intensiv mitverfolgt. Seit seinen Studienaufenthalten in Bologna, Amsterdam und London hat sich bei ihm eine “starke europäische Identität gebildet.” Seit rund einem Jahr engagiert er sich deshalb politisch bei den JEFs. Er ist überzeugt davon, dass die gesellschaftlichen Herausforderungen wie Globalisierung, Migration und Klimawandel eine überstaatliche Organisation brauchen.
Da Le Pens europafeindliche Forderungen im Konflikt mit dem politischen Programm der JEFs stehen, sei es “nicht schwer gefallen, Macron zu unterstützen”, so Scherler. Vor dem ersten Wahlgang haben die JEFs als selbsternannte überparteiliche Organisation keine Wahlempfehlung ausgesprochen und sich deshalb nicht hinter ein politisches Lager gestellt. Bei der Stichwahl war das anders.
Plötzlich stehen am Tisch drei ältere Herren, die sich auch im “Ti Breizh” getroffen haben. Sie sagen, sie seien lokale Macron-Anhänger. Sie hätten sogar eine Facebook-Gruppe mit dem Namen “En Marche Elbe-Hambourg” erstellt. Nach einem gemeinsamen Handy-Foto löst sich die Runde auf.