Deutsche Schüler sind im internationalen Vergleich gut darin, komplexe Probleme im Team zu lösen. In einer am Dienstag veröffentlichten PISA–Studie liegt Deutschland bei dieser Sozialkompetenz zwischen dem 10. und 14. Platz von gut 50 Bildungssystemen. Der PISA-Chefkoordinator der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, sprach von einem “sehr guten Ergebnis”. Dennoch falle jedem fünften Neuntklässler in Deutschland das Problemlösen in der Gruppe schwer.
Zum ersten Mal analysiert die Studie, wie gut die Schüler als Gruppe zusammenarbeiten, welche Einstellung sie bezüglich der Zusammenarbeit haben und inwieweit Geschlecht, außerschulische Aktivitäten oder sozialer Hintergrund die Ergebnisse beeinflussen. Etwa 125.000 15-Jährige machten den Test, darunter rund 1900 Jugendliche in Deutschland. Sie bekamen am Computer Aufgaben gestellt, für deren Lösung sie mit mehreren anderen zusammenarbeiten mussten. Die anderen Gruppenmitglieder wurden dabei von dem Programm simuliert. Die OECD hält die Auswertung für wichtig, weil die Bedeutung sozialer Kompetenzen am Arbeitsmarkt zunehme: “Abfragewissen verliert dramatisch an Relevanz, weil Google das besser kann”, so Schleicher.
Abstand zwischen starken und schwachen Schülern groß
13 Prozent der Schüler in Deutschland erreichen die höchste Kompetenzstufe beim Problemlösen im Team, im OECD-Durchschnitt sind es nur 8 Prozent. Auch der Anteil derjenigen, die schlecht abschneiden, ist vergleichsweise gering. Trotzdem können 21 Prozent der Schüler in Deutschland nur leichte Probleme lösen, bei denen die Zusammenarbeit wenig komplex ist. Absolut gesehen gebe es deshalb noch sehr viel Nachholbedarf, sagte Schleicher. Zudem ist der Abstand zwischen starken und schwachen Schülern in Deutschland größer als im OECD-Schnitt.
Die Frage, wie die Team-Kompetenz verbessert werden kann, lasse sich laut Schleicher nicht so leicht beantworten. Die Studie zeige unter anderem, dass die Leistungen dort besser seien, wo im Unterricht mehr Raum für Interaktion geboten werde, zum Beispiel mit Gruppenexperimenten im Naturwissenschaftsunterricht. Der Test ergab keinen signifikanten Unterschied in der Leistung von sozial begünstigten oder benachteiligten Schülern oder zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund. Höhere Vielfalt im Klassenzimmer ist jedoch tendenziell mit besseren Fähigkeiten zur Zusammenarbeit verbunden.
Mädchen beim Problemlösen im Team besser
Mädchen sind in allen Ländern besser darin, Probleme im Team zu lösen. In Deutschland haben sie fast ein Schuljahr Vorsprung vor den Jungen. Auffällig: als die PISA–Studie 2012 testete, wie gut Schüler alleine Probleme lösen können, schnitten die Jungen besser ab. “Dies deutet darauf hin, dass die Mädchen vor allem in der Teamarbeit sehr große Fähigkeiten haben”, teilte die Technische Universität München mit, die den deutschen Teil der Studie verantwortete.
PISA ist der weltweit wichtigste Schulvergleichstest. Er wird alle drei Jahre von der OECD organisiert, zuletzt 2015. Aus diesem Jahr stammen auch die Daten zur Teamarbeit. Kern von PISA sind die Kompetenztests für Naturwissenschaften, Mathematik und Leseverständnis.
fel/dpa