Seit der Wiedereröffnung von Fitnessstudios und Sportvereinen gelten dort strenge Hygienevorschriften. Theoretisch klingen die Auflagen gut, doch wie sieht die Umsetzung in der Praxis aus?
Die Hygienevorschriften für Fitnessstudios und Sportanlagen schreiben vor, dass in geschlossenen Räumen ein Mindestabstand von 2,5 Metern eingehalten werden muss. Sporttreibende sind dazu aufgefordert, regelmäßig ihre Hände zu waschen und die Geräte zu desinfizieren. Zudem muss ausreichend gelüftet werden. Der Eimsbütteler Turnverband (ETV), John Reed Fitness sowie Fitness First haben dafür gleich ausgearbeitete Konzepte:
Im gesamten Club werde auf die vorgegebenen Abstandsregeln geachtet, heißt es von Fitness First. “Außerdem gibt es regelmäßige Rundgänge durch Mitarbeiter, Hinweisschilder, In-Club-Radiospots, Boden- und Spiegelaufkleber sowie Aushänge zu den Regeln. Umkleiden und Duschen sind ebenfalls so organisiert, dass die geltenden Abstandsregelungen zu jeder Zeit umgesetzt werden können.”
Hygienestandards in Fitnessstudios
Beim ETV und bei John Reed Fitness werden Mitglieder gebeten, einen Mund- und Nasenschutz zu tragen. Für das Training darf die Maske dann abgenommen werden. Um den Sicherheitsabstand von 2,5 Metern zu gewährleisten, wurden einige Geräte gesperrt.
,,Selbstverständlich setzen wir alle geltenden Hygiene- und Sicherheitsregeln seit Beginn der Pandemie in all unseren Clubs vollständig um. Dazu gehört auch die regelmäßige Desinfektion aller Sportgeräte, welche unser Personal regelmäßig und mehrmals täglich vornimmt, als auch das eigenständige, zusätzliche Desinfizieren der benutzten Geräte durch unsere Mitglieder”, so Marcus Adam, Leiter Marketing and Musik John Reed Fitness.
Es gibt Zweifel, ob das reibungslos funktioniert
,,Das ist auch immer noch so einer Sache. Ich finde, wenn man indirekt unter Beobachtung steht, desinfiziert man eher. Wenn Leute alleine in den Fitnessstudios wären, würden sie wahrscheinlich sagen ‘ach, es ist auch egal'”, sagt ETV-Sprecherin Frederike van der Laan.
Um zurückverfolgen zu können, welche Mitglieder an welchem Tag in den Studios waren, wird die Anwesenheit elektronisch dokumentiert: Beim Hinein- und Hinausgehen scannen Mitglieder ihre Sportclub-Karte. Datenschutztechnisch könnte dies aber ein Problem darstellen, oder?
,,Die Zugangssoftware, über die unsere Mitglieder mit ihrer Mitgliedskarte in den Club gelangen, gewährleistet die Erfüllung aller behördlichen Dokumentationsvorgaben auf elektronischem Wege”, versichert Adam.
Mannschaftssport findet trotzdem statt
Beim ETV können trotz Corona-Maßnahmen auch Mannschaftssportarten stattfinden. Die Anwesenheitslisten werden händisch geführt. Laut Auflage dürfen 30 Personen ohne Abstandsregelung am Spielgeschehen teilnehmen, da Gruppensportarten wie Handball, Fußball und Basketball sonst nicht durchführbar wären.
Die Nachverfolgung der Anwesenden gestaltet sich hier leichter: ,,Da ist der Vorteil, dass es immer die gleichen Spieler sind und wir Listen führen oder beziehungweise die Mannschaften organisieren, wer, wie, wo, wann zum Sport kommt”, so van der Laan.
Kurse online buchen
Durch den einzuhaltenden Mindestabstand von 2,5 Metern können weniger Sporttreibende an einem Kurs teilnehmen. Mitglieder des ETV und von Fitness First müssen vorab über eine App oder Website einen Platz im Kurs reservieren. Der Eimsbüttler Turnverband ermöglicht es, sieben Tage im Voraus zu buchen. Nichtsdestotrotz sind Kurse zum Teil innerhalb von fünf Minuten ausgebucht. Einige haben dafür kein Verständnis.
,,Kurse gingen früher immer eine Stunde, doch jetzt nur noch eine Dreiviertelstunde, um 15 Minuten lüften zu können. Es gab wirklich viel Kritik”, sagt van der Laan. 90 Prozent der Sportler akzeptierten die Maßnahmen klaglos, aber es gebe auch Mitglieder, “die zum Beispiel sehr eingeschossen sind auf einen bestimmten Yoga-Lehrer oder eine bestimmte Uhrzeit.”
Mitglieder werden gebeten, solidarisch zu sein und Kurse so zu buchen, dass andere Mitglieder ebenfalls eine Chance haben, an Kursen teilnehmen zu können.
“Gerade bei Älteren – die fordern wir natürlich schon indirekt auf, dass sie schauen, wann sie einen Kurs buchen, weil sie flexibler sind. Wir bitten sie, nicht die 18-Uhr-Zeiten zu nehmen, weil dort die Berufstätigen kommen.” Meist funktioniere das aber gut: “Vormittags kommen meist die Senioren oder Leute die halbtags arbeiten. Nachmittags sind viele Kinder hier und Abends ab 17 Uhr kommen dann die Berufstätigen,” sagt van der Laan.
Unterstützung für Mitglieder in Fitnessstudios
Da nicht alle Mitglieder technikaffin sind oder einen Internetzugang haben, bieten alle drei Sporteinrichtungen Hilfestellung an. Der ETV bietet eine Hotline für Mitglieder an, bei der sie von Mitarbeitern Unterstützung beim buchen von Kursen bekommen. Auch vor Ort fehlt es nicht an Hilfestellung.
Das Personal stehe den Mitgliedern “durch Aufklärung bei allen geltenden Hygieneregeln eng zur Seite,” sagt Adam.
Solange die festgelegten Hygiene- und Verhaltensregeln eingehalten werden, ist es also trotz Corona möglich, Sport zu betreiben.
Beitragsbild: John Reed Fitness