Quatschen in Onlineräumen: Die App Clubhouse ist in der Corona-Zeit eine Möglichkeit, sich mit anderen Leuten via Sprachnachricht über Themen auszutauschen. Das Problem: Man kommt nur mit Einladung und iPhone rein.

Am Wochenende war einem Thema kaum zu entkommen: Clubhouse. Ob auf Instagram, bei Twitter oder im Messenger, jede*r sprach oder schrieb über die App, die Menschen digital zusammenbringen und reale Treffen kompensieren soll.

Aufgebaut ist die App wie ein Forum für Audiodateien. Richtig, kein Text. Nutzer*innen können Räume mit verschiedenen Themen eröffnen oder bereits bestehenden beitreten. Zuhörer*innen können ihre Hand heben und sich so dazuschalten. Und da kommt jetzt Quassel-Feeling auf?

Welcome to the bubble

Im App Store verspricht Clubhouse „casual audio drop-in conversations“. Einige vergleichen Clubhouse mit einer Late-Night-Call-In-Show. Die Begriffe “Domian light”, “WG-Party” oder “Podcast light” sind gefallen. Und all das wäre ziemlich cool.

Im Moment macht es noch den Eindruck, die App wäre eher ein Treffpunkt für nur zwei Gruppen: junge Medienmacher*innen und Politiker*innen. Nur selten verliert sich jemand außerhalb der Bubble dorthin. Wer also immer schon den Wunsch hatte, mit Christian Lindner, Dorothee Bär oder Thomas Müller zu quatschen, sollte jetzt die Chance ergreifen, wer weiß wie lange das noch gut geht.

Audio netzwerken

Junge Journalist*innen treffen bei Clubhouse ihre Idole und Kolleg*innen, die sie sonst auf Branchenmessen wie der Re:publica sehen würden. Und da ist dann auch wieder eine Stärke der App sichtbar: Clubhouse lässt Chancen zum Netzwerken für Berufseinsteiger*innen entstehen, die die Coronakrise vorher verwehrt hat. Das funktioniert allerdings nur solange, bis die App zu groß wird: Es ist leichter unter 100 Menschen aufzufallen als unter 1000.

Zugriff auf das Clubhouse gibt es nur per Direkteinladung. Jede angemeldete Person kann bis zu fünf neue User*innen einladen. Im Profil des neuen Mitglieds wird dann auch angezeigt, wer das Tor zum Club für einen geöffnet hat. Ein zweischneidiges Schwert: So umgibt man sich, etwa beim Talk der „Jungen Journalist*innen für junge Journalist*innen“ mit einer vertrauenswürdigen Gemeinschaft. Gleichzeitig sind konträre Meinungen und andere Lebenswelten kaum vertreten. Zumindest nicht dort, wo man sich selbst im Clubhouse aufhält.

Hilfe, wer moderiert hier?

Wer öfters im Clubhouse ist, trifft immer wieder die gleichen Menschen in den Räumen. Es wird sich wie in einem Wohnzimmer unterhalten. Eine Moderation gibt es nicht. Und so ist auch Clubhouse ein Ort, an dem man sich unter Gleichgesinnten geschützt austauschen kann – auch über extreme Meinungen.

Und noch etwas macht nachdenklich: Zwei Gruppen an Menschen sind nicht zur Clubhouse Party eingeladen – Gehörlose und Android-Nutzer*innen. Die lediglich audiobasierte App schließt kategorisch die aus, die nicht hören können. Eine Android-Version soll indes bald folgen.

Titelbild: Priscilla Du Preez/Unsplash