Hamburg ist mit seinen Kanälen und der Alster europaweit einzigartig. In keiner anderen Stadt sieht man so viele Stand-Up-Paddler wie hier. Hast du auch Lust, Hamburg vom Wasser aus zu erkunden? Wir zeigen dir, worauf du achten solltest und stellen dir unsere Lieblingsrouten vor.

Von Chiara Bagnoli und Julia Kaiser
Titelbild: Julia Kaiser

2010 sah Chris Nowak bei einem Los Angeles Besuch zum ersten Mal ein SUP (Stand Up Paddle Board). Sein Interesse war geweckt. Zu diesem Zeitpunkt gab es erst ein paar SUPs auf der Alster. „Ich war hier der absolute Exot, als ich mit meinem SUP über die Alster getuckert bin. Die Leute waren fasziniert und haben gefragt ‘Bist du Jesus? Warum stehst du auf dem Wasser?‘“, erzählt er.

Chris gründete 2013 den SUP Verleih „SUP Legion“ direkt an der Mühlenkampbrücke. Hier hat er sich eine kleine Oase geschaffen, wie er es beschreibt. Das Grundstück hat einen direkten Alsterzugang, eine Bar, Kochnische und Grill. „SUP Legion“ verleiht nicht nur Boards, sondern bietet auch SUP-Kurse und SUP-Yoga an. „Mittlerweile haben wir 100 Boards bei uns im Garten stehen“, sagt Chris. Sie seien eine kleine Institution geworden, von dem ehemaligen Exoten-Dasein keine Spur mehr.

„Das Coole am Suppen ist, dass man es richtig schnell lernen kann und es auch richtig Spaß macht“, sagt er. „Du bist autark, kannst überall hin und theoretisch auch überall an Land gehen.“

„Die Alster ist kein Planschbecken, du bist in der Natur“

Seit circa vier Jahren ist das Paddeln im Stehen zum Trend geworden. Während des Lockdowns waren immer mehr SUPs auf der Alster zu sehen, das hat auch Chris beobachtet. Beim Verleih der Boards merkt er das steigende Interesse ebenfalls. Früher vermietete er hauptsächlich an Neueinsteiger*innen, heute sind nur noch 30 Prozent Neulinge.

Der SUP Verleih "SUP Legion" mit direktem Alsterzugang
Mit “SUP Legion” hat Chris eine kleine Oase direkt am Langen Zug geschaffen. Foto: Julia Kaiser

„Suppen ist in den letzten Jahren zum Breitenphänomen geworden“, sagt Chris. Das führe vor allem bei den alteingesessenen Wassersportler*innen wie Ruderer*innen und Segler*innen zu wenig Gegenliebe, da oft völliges Chaos auf dem Wasser herrsche. Er gönne es allen, aufs Wasser zu gehen, mahnt aber auch, dass Leute rücksichtsvoll sein müssen. Besonders schlimm findet Chris die Schlauchboote, die mit einem Kasten Bier und lauter Musik über die Alsterkanäle tuckern und damit nicht nur die Anwohner*innen, sondern auch die Wassersportler*innen und Tiere stören. „Die Alster ist kein Planschbecken, du bist in der Natur“, sagt er.

Wichtig ist es auch, die Verkehrsregeln zu kennen. „Das wissen die meisten Spaß-Paddler*innen nicht und das ist oft ein Problem”, sagt Mieke Tasch. Sie ist SUP-Coach bei „SUP Legion“. “Ich würde mich ja auch nicht im Straßenverkehr einfach auf eine Kreuzung legen und sagen: ‚Ja, hier ist doch schön‘.“

Auf der Alster gilt: rechts vor links. Auf dem Wasser herrscht auch das Rechtsfahrgebot. Andere Wassersportler*innen sind meist schneller als SUPs unterwegs, nicht so wendig und kommen nur langsam zum Stehen. Daher sei es notwendig, sich auch über die gängigen Seefahrts-Warnrufe zu informieren, sagt Chris. Ihm ist es wichtig, seinen Kund*innen die gängigsten Regeln mitzugeben und sie einzuweisen, bevor sie aufs Wasser können: „Oft fahren die Leute los und haben von nichts Ahnung. Deshalb achten wir darauf, den Leuten nicht nur ein SUP in die Hand zu drücken, sondern weisen sie wirklich ein“, sagt er.

Wichtig: Sich vorab über Gewässer erkundigen

Mieke ist überzeugt: Eigentlich ist das Suppen ein sehr risikoarmer Sport. Aber man müsse natürlich verstehen, wie man sich auf dem Wasser und in der Natur bewegen soll. “Egal wo ich hingehe, ich erkundige mich erst mal über das Gewässer, Strömungen und Winde. Wenn man so was nicht weiß und nicht bedenkt, können natürlich Unfälle passieren“, sagt sie.

Mieke und Chris von SUP Legion
Mieke und Chris lassen ihre Kund*innen nicht ohne Einweisung auf die Alster. Foto: Julia Kaiser

Der größte Feind des Suppers: der Wind, da man aufrecht auf dem Board steht. „Der Körper ist dadurch im Prinzip wie ein Segel“, sagt Chris. Paddeln im Wind ist nicht nur anstrengend, man kann auch abgetrieben werden. Wichtig ist auch, nicht zu nah ans Ufer zu fahren. Zum Schutz der Vögel, aber auch wegen des niedrigen Wasserstands. „Am Rand der Alster ist das Wasser oft sehr niedrig. Hier kann die Finne aufsetzen und da fällt jeder. Egal wie erfahren man ist“, sagt Chris.

Tipps für unerfahrene Supper von Mieke und Chris

  • Achtsam sein. Nur mit einem umsichtigen Verhalten mit den anderen Wassersportler*innen aber auch den Tieren auf der Alster hast du ein tolles Fahrerlebnis.
  • Informiere dich über das Gewässer, seine Gegebenheiten und achte auf die dort geltenden Regeln.
  • Der größte Feind ist der eigene Kopf und die Angst vorm Reinfallen. Trau dich und probiere es erst mal aus, bevor es losgeht. Such dir dazu eine ruhige Ecke – zehn  Minuten reichen schon.
  • Entspann dich! Wenn du zu angespannt bist, überträgt sich diese Spannung auf das Board und es wackelt.
  • Richtig aufpumpen: Wenn dein Board wie eine Banane im Wasser liegt, ist nicht genug Luft drin.
  • Warte nicht darauf, dass es heiß genug ist. Das Wasser heizt sich zusätzlich auf und es ist dadurch wärmer als auf dem Land. Außerdem hat man die Alster bei kühleren Temperaturen für sich und kann die Natur noch erleben.
  • Sicher stehen – eine gute Position und das richtige Board sind der Schlüssel zum Erfolg. Schau dir hierzu unser Video an.
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Unsere fünf Lieblings-Routen zum Suppen auf der Alster

1. Die Alster-Tour
Start: Alsterwiese Schwanenwik
Ende: Rundtour
Dauer: circa 2 Stunden
Blick von der Alster auf Hamburg
Beim Suppen auf der Außenalster kannst du das Stadtbild Hamburgs vom Wasser aus bestaunen. Foto: Julia Kaiser

Suppe einmal um die Alster und bestaune das schöne Panorama Hamburgs. Starten kannst du eigentlich überall. Wir finden den Einstieg an der Alsterwiese Schwanenwik aber besonders schön. Hier hast du schon beim Aufpumpen eine tolle Aussicht auf den Fernsehturm. Auf der Alster musst du besonders aufpassen und dich am Rand aufhalten (aber Achtung: nicht zu nah am Rand), da hier viel Wasserverkehr herrscht.

Starte Richtung Süden und paddle entlang des Ufers von St. Georg in Richtung Binnenalster. Auf dem Weg dorthin passierst du das Hotel Atlantik und fährst unter der Kennedy Brücke hindurch. An heißen Tagen sorgt der ein oder andere Spritzer der Fontäne in der Binnenalster für eine kleine Abkühlung. Von hier aus kannst du den Jungfernstieg und die vielen Menschen bestaunen.

Weiter geht es zurück auf die Außenalster, diesmal Richtung Norden und auf der anderen Uferseite. Du fährst vorbei an der Bar Alsterufer und dem Alsterpark bis hoch zur Krugkoppelbrücke. Pass hier beim Kreuzen der Kanäle auf. Jetzt wendest du dich wieder Richtung Süden und paddelst entlang der Bellevue und Schöne Aussicht zurück zum Startpunkt. Wenn du magst, kannst du dir an der Alsterperle eine kleine Pause und eine Erfrischung gönnen.

2. Die Stadtparkrunde
Start: Kanueinstieg im Osterbekkanal
Ende: Rundweg
Dauer: circa 1 bis 2 Stunden
Der Stadtparksee mit Blick auf das angrenzende Freibad
Der Stadtparksee ist ein beliebtes Pausenziel von Suppern. Foto: Julia Kaiser

Auf dem Steg am Osterbekkanal kannst du gemütlich dein SUP aufpumpen und einfach in den Kanal einsteigen. Starte Richtung Alster und paddle unter der Brücke der Barmbekerstraße entlang bis zum Langen Zug. Auf dieser Strecke kommst du am Kampnagel und tollen Loft-Wohnungen vorbei.

Hinter der Mühlenkampbrücke biegst du rechts in einen Mühlenkampkanal ab. Hier kannst du bei einem Café Getränke vom Wasser aus kaufen und die beliebte Shoppingstraße von der Wasserseite aus erleben. An der nächsten Kreuzung biegst du rechts auf den Goldbekkanal ab. Zu deiner Linken befindet sich der Andreaskanal. Er gilt als einer der schönsten Kanäle Hamburgs, da er so bewachsen ist. Auch im Goldbekkanal säumen jetzt Schrebergärten und Bäume das Flussufer.

Nachdem du vier Brücken gekreuzt hast, findest du auf deiner linken Seite den Stadtparksee. Hier kannst du eine kurze Pause einlegen und dich sonnen. Weiter geht’s Richtung Alte Wöhr und dann nach Süden, vorbei an der U3 bis zum Osterbek Park. Dort biegst du rechts ab und befindest dich schon auf der Zielgeraden.

3. Durch Winterhudes Kanäle
Start: Anleger Mühlenkamp
Ende: Hayns Park
Dauer: circa 1,5 Stunden
Die Sicht vom Langen Zug auf die Alster
Beim Paddeln durch Winterhude hast du einen tollen Ausblick auf den Hamburger Fernsehturm. Foto: Julia Kaiser

Starte beim Anleger Mühlenkamp direkt unter der Monkey Beach Bar. Paddle auf dem Langen Zug auf die Alster hinaus und halte dich rechts. Achtung, auch auf dem Langen Zug können Alsterdampfer fahren. Entlang der Bellevue kommst du über den Rondeelkanal in das Rondeel. Wusstest du, dass hier oft Hochzeiten gefeiert werden, weil dieser Platz so schön ist?

Paddle den Leinpfadkanal weiter hoch und bestaune die schönen Gärten und Häuser Winterhudes. Hier wird es nun auch um einiges ruhiger und du kannst die Natur genießen. Nach einiger Zeit mündest du beim Winterhuder Fährhaus in die Alster. Am Winterhuder Kai vorbei, erreichst du auch schon den Hayns Park. Hier kannst du aussteigen und dich noch ein bisschen auf den angrenzenden Wiesen sonnen.

4. Vom Isebekkanal bis zur Alster
Start: Einstieg Isebekpark
Ende: Bobby Reich Außenalster
Dauer: circa 1 bis 2 Stunden
Der zugewachsene Isebekkanal
Zu Beginn der Tour ist der Isebekkanal noch sehr zugewachsen. Foto: Julia Kaiser

Hier fährst du den Isebekkanal ab und erlebst Hoheluft und Eppendorf vom Wasser aus. Die erste Etappe ist sehr ruhig und bewachsen. Es fühlt sich ein wenig an, wie in einem verwunschenen Waldstück. Mit etwas Glück kannst du sogar Schildkröten sehen. Nach einiger Zeit gelangst du wieder in die Zivilisation zurück. Zwischen der U-Bahn-Haltestelle Hoheluftbrücke und Eppendorfer Baum paddelst du am schwimmenden Theater Zeppelin vorbei und kannst kurz danach bei „Little Amsterdam“ das rege Treiben der Menschen beobachten.

Der nächste Abschnitt ist gesäumt von Häuserreihen und Ruderverleihs. Auf Höhe der Streekbrücke stößt du nun auf die Alster. Halte dich rechts und achte ab hier besonders auf Dampfer und Ruderer. Jetzt ist es nicht mehr weit zu „Bobby Reich“. Direkt hinter der Krugkoppelbrücke kannst du deine Tour mit einem kühlen Getränk beenden und die Beine in der Alster baumeln lassen. Unser Tipp: Genieße hier den Sonnenuntergang mit beeindruckendem Panorama.

5. Durch Uhlenhorst
Start: Anleger Mühlenkamp
Ende: Kuhmühlenteich
Dauer: circa 1,5 Stunden
Hofwegkanal
Der schöne Hofwegkanal ist wenig befahren. Foto: Julia Kaiser

Diese Tour startet wieder in Winterhude. Fahre Richtung Süden durch den Hofwegkanal. Hier empfiehlt sich ein Paddeln auf den Knien, da die Brücken recht niedrig sind. Wenn du auf dem Uhlenhorsterkanal nach rechts fährst, gelangst du auf den Feenteich. Hier ist es meistens schön ruhig und der Teich ist dadurch ein beliebter Zwischenstopp. Außerdem hast du hier einen tollen Blick auf die schönen, angrenzenden Häuser und du kannst den Fernsehturm hinter der Feenteichbrücke hervorblitzen sehen.

Fahre nun weiter auf die Alster heraus und halte dich links. Entlang der Straße Schöne Aussicht, erreichst du den Mundsburger Damm. Genieße für einen kurzen Augenblick den Duft der Restaurants auf der Spanischen Treppe und paddle weiter den Mundsburgerkanal entlang. Nach einer Weile siehst du schon den Kirchenturm der St. Gertrudskirche und du kommst zum letzten Stopp der Tour – dem Kuhmühlenteich. Lasse dich entweder noch ein bisschen treiben oder beende deine Tour hier. Wenn du dienstags oder freitags paddeln gehst, kannst du deine Tour mit einem Besuch auf dem Wochenmarkt Immenhof abschließen.