Hamburger Metalband vertritt Deutschland beim ESC 2023

Eurovision Song Contest

Metal-Rockband Lord Of The Lost
Lord Of The Lost feiern beim Vorentscheid "Eurovision Song Contest 2023 - Unser Lied für Liverpool" auf der Bühne ihren Sieg. Sie vertreten Deutschland am 13. Mai 2023 beim ESC-Finale im englischen Liverpool. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Wer die Metalband aus Hamburg noch nicht kennt, wird sie bald kennenlernen: Lord of the Lost. Sie werden Deutschland beim Eurovision Song Contest 2023 vertreten. 

Die fünf Musiker von Lord of the Lost aus Hamburg bieten eine mitreißende Liveshow mit Songs, die selbst Nicht-Metal-Fans begeistern können: Leicht hymnisch, mit eingängigen Melodien und dennoch mit harten Tönen. Nicht nur musikalisch, sondern auch optisch hinterlässt die Band Eindruck: auffällige dunkelrot-goldene Leder-Outfits und dazu passendes Glitzer-Make-up. Am 13. Mai werden sie nun das tun, wovon viele Musiker träumen: Ihr eigenes Land beim Eurovision Song Contest in Liverpool mit ihrem Lied “Blood & Glitter” vertreten.

Lord of the Lost bringen ihre langjährige Erfahrung im Bereich Liveauftritte mit auf die große ESC-Bühne. Chris Harms ist der Sänger der Band, außerdem Gründungsmitglied, Gitarrist und Cellist – seine Stimme ist angenehm tief und geht unter die Haut. Weitere talentierte Musiker sind Klaas Helmecke am Bass, Gerrit Heinemann am Piano, Niklas Kahl am Schlagzeug und π (Pi) an der Gitarre. Sie haben beim Wave-Gotik-Treffen, dem Wacken Open Air und dem M’era Luna Festival ihre Fans begeistert. Außerdem ist die Band regelmäßig auf Tour – sogar in den USA. Darüber hinaus hatten sie bereits die Ehre, als Support-Band von Iron Maiden aufzutreten.

Support-Band von Iron Maiden

Von Iron Maiden habe die Band gelernt, dass “man mit Höflichkeit und Bescheidenheit und Zurückhaltung und auch immer Freundlichkeit gegenüber seinen Kollegen und seiner Crew viel weiter kommt”, sagte Chris Harms der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin. “Das leben die vor wie kaum eine andere Band. Das war sehr beeindruckend”, ergänzte der Frontsänger. Die Maiden-Family drücke jetzt auch die Daumen für die Jungs beim ESC in Liverpool.

Der Sound von Lord of the Lost wird vom Fachmagazin “Musikexpress” als abwechslungsreich bezeichnet. Die Band biete einen Klang, der von brachialen Tracks bis hin zu stark melodischen Balladen reiche. Die Vielseitigkeit ihrer Songs zeige, dass die Band keine Angst vor musikalischen Experimenten habe und sich in verschiedenen Genres – Gothic-Metal, Industrialrock, Darkrock – zu Hause fühle. Chris Harms selbst beschreibt die Band als polarisierend und provokativ. Sie erzeugen selten Gleichgültigkeit, was er jedoch als positiv und völlig in Ordnung empfindet.

Der ESC als Herausforderung

Die Band besteht seit fast 15 Jahren und hat bereits elf Alben veröffentlicht. Sänger Harms sagt, dass er selbst schon über 100 Songs geschrieben hat. “Wenn du so organisch wächst, dann hast du so viel gesehen und erlebt und auch Opfer gebracht, dass du dem Ganzen mit Respekt, Demut und auch Vorsicht gegenüberstehst”, äußert er gegenüber der dpa.

Die Tatsache, dass Lord of the Lost tatsächlich beim Eurovision Song Contest antreten, können die Bandmitglieder selbst immer noch kaum glauben: “Das ist ganz verrückt. Aber ich glaube, dass so ein langsam fallender Groschen auch dabei hilft, das gut und portioniert zu verarbeiten und jetzt auch nicht abzuheben – sowohl positiv als auch negativ.”

Für ihre Show in Liverpool verspricht Chris Harms vor allem eine kraftvolle Rock-Performance: “Wir versuchen, das in drei Minuten auf die Bühne zu bringen, was wir sonst in 90 oder 100 Minuten zeigen.” Das klingt nach einer großen Herausforderung für die Metalband. Zusätzlich wird das Make-up intensiver sein, es wird mehr Feuereffekte geben, und Harms plant sogar, richtige Plateau-High-Heels auszuprobieren.

Eine wichtige Botschaft hat der Song “Blood & Glitter”. “Wir sind alle eins, sind alles Brüdern und Schwestern. Und es geht auch um den Mut dazu zu stehen, dass man jeden Tag ein anderer Mensch sein kann”, so Harms.

Der Vorentscheid macht Mut

Was die Platzierung beim Eurovision Song Contest angeht, möchte Frontmann Harms nicht spekulieren: “Wir reden hier über Faktoren, die nicht messbar sind.” Wenn sie auf dem letzten Platz landen, werden sie damit umgehen können: “Dann müssen wir damit leben. Dann hat es uns zumindest eine gute Aufmerksamkeit gegeben. Aber das darf ja nicht der Anspruch sein”, sagt der Sänger.

Beim Vorentscheid konnte die Band knapp 40 Prozent der Zuschauer überzeugen und sich problemlos gegen die Konkurrenz, darunter Ikke Hüftgold, durchsetzen. Das macht Mut für das Finale in Liverpool. Sollte es jedoch zu einer schlechten Platzierung kommen, würde Harms darüber grübeln, welche Art von Song wohl erfolgreich gewesen wäre. Aus diesem Grund appelliert er augenzwinkernd an Ikke: “Wenn wir Letzter werden, bitte tritt nochmal an.”

Keine ESC-Party in Hamburg

Der Eurovision Song Contest findet am 13. Mai statt. Wie in den letzten Jahren findet auch dieses Mal keine ESC-Party auf dem Spielbudenplatz in Hamburg statt. Die Countdown- und Aftershow-Sendungen mit Barbara Schöneberger werden nicht von der Reeperbahn sondern direkt aus Liverpool gesendet.

dpa/sok

Sophia-Maria Kohn, Jahrgang 2000, hat drei unterschiedliche Falttechniken für ihre drei Sockensorten. Bei einem dreimonatigen Aufenthalt in Südafrika hat sie Kindern Handball beigebracht, ehe sie nach Sambia aufbrach – als Managerin des U17-Nationalteams (aber nur für eine Woche). Sie hat sich nicht nur auf die Socken gemacht, sondern hatte zu Hause auch früh ihren ersten Berührungspunkt mit Fink.Hamburg: Während ihres HAW-Bachelorstudiums in Medien und Information schrieb Sophia über ihre Heimatstadt aus der Perspektive Obdachloser. Handball spielt sie immer noch: bei den Frogs in Henstedt-Ulzburg in der dritten Bundesliga. (Kürzel: sok)