Wohnungen in Hamburg.
Viele Menschen wohnen in Hamburg zur Miete. Foto: pixabay / falco

In vielen Großstädten Deutschlands ist Wohnen teuer und Hamburg ist da keine Ausnahme. Aber es ist nicht so teuer wie angenommen. Der Mieterverein kritisiert die Studie und junge Menschen befinden sich zudem in einer besonderen Situation. 

Der Mietmarkt in Hamburg funktioniert, weitere Regulation und politische Aktionen sind unnötig – dieses Fazit zieht die Hamburger Wohnungswirtschaft aus der Hamburger Mietstudie 2022. Der Zusammenschluss aus regionalen Wohnungsverbänden und -unternehmen hat am vergangenen Donnerstag die Studie vorgelegt, durchgeführt hatte sie das Center for Real Estate Studies (CRES). Die CRES ist Forschungs- und Ausbildungsinstitut des Immobilienverbands Deutschland (IVD).

Mietportale suggerieren höhere Mieten

Das Ergebnis: Hamburger*innen zahlen weniger Miete als gedacht. Die durchschnittliche Nettokaltmiete liege bei 8,71 Euro pro Quadratmeter, sagt Professor Marco Wölfle vom CRES. Der Mietenspiegel weist dagegen einen Wert von durchschnittlich 9,29 Euro aus. Laut dem Landesverband Freier Immobilien und Wohnungsunternehmen e.V. ist das Bild des Hamburger Mietwohnungsmarktes in der Öffentlichkeit verzerrt. Höhere Angebotsmieten in Portalen sowie Neuvertragsmieten würden einen teurerern allgemeinen Mietpreis suggerieren.

Andreas Breitner ist der Verbandsdirektor vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. (VNW). Er sieht vor allem denjenigen, “die umziehen oder nach Hamburg ziehen wollen und eine Wohnung suchen” mit hohen Mietpreisen konfrontiert. Für ihn ist Neubau die Voraussetzung, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. In der Studie wurden 237.000 bestehende Mietverträge untersucht, das entspricht laut den Autor* 34 Prozent aller existierenden Mietverträge in Hamburg. Nach Angaben der Hamburger Wohnungswirtschaft umfasst die Untersuchung somit das 22-fache der Datenmenge, die dem Mietenspiegel der Hansestadt zugrunde liegt.

Junge Menschen zahlen eher mehr Miete

Gerade junge Menschen wie Studierende zahlen aber Neuvertragsmieten, gibt Dr. Christian Oberst vom Institut der deutschen Wirtschaft gegenüber FINK.HAMBURG zu bedenken. Insgesamt teilt Oberst die Aussage der Studie, er sieht junge Leute aber in einer besonderen Wohnsituation: “Diese ziehen eher um und zahlen deswegen die Angebotspreise. Damit bewegen sich ihre Mieten im oberen Preissegment.” Kaufpreise seien stabil geblieben, während die Mieten im vergangenen Jahr gestiegen sind – genauso wie die Studierendenzahlen in der Hansestadt.

“Man merkt aber, dass in Hamburg mehr gebaut wurde, als in anderen Großstädten”, sagt Oberst. Er hätte sich für die Hamburger Mietstudie 2022 eine Unterteilung in kleinere Segmente gewünscht. Kleinere Wohnungen oder Wohngemeinschaften hätten nämlich häufig einen überdurchschnittlich hohen Quadratmeterpreis.

Mieterverein kritisiert: Studie nicht repräsentativ

Dr. Rolf Bosse, Vorsitzender des Mietervereins Hamburg, stellt die Methodik der Studie infrage: „Eine erste Befassung mit der Studie legt nahe, dass – wie auch schon 2019 und in den Vorjahren – die erhobenen Daten nicht repräsentativ sind.” Seine Vermutung: Die Studie sei pünktlich zum Wohngipfel der Stadtentwicklungsbehörde veröffentlicht worden. Dieser fand am vergangenen Montag statt. „Hier verabreicht die Wohnungswirtschaft den Hamburger Mieter*innen und auch dem Senat ein Beruhigungsmittel. Wenn die Lage nicht so dramatisch ist, braucht es auch keine Anstrengungen, sie zu verbessern”, kritisiert Bosse in einer Pressemitteilung. Der Wohnungsmarkt sei weiterhin angespannt. Der Vorsitzende des Mietervereins zu Hamburg fordert: weiterhin wohnungspolitische Maßnahmen und Unterstützung durch die Immobilieneigentümer. Ziel sei, „Klimaziele umzusetzen, bezahlbare Bestandsmieten zu sichern und gleichzeitig den dringend benötigten neuen Wohnraum zu schaffen”.

asg

Jahrgang 1997, hat schon einmal für den HR die Europameister im Fliesenlegen begleitet. Sie selbst legt lieber Musik auf. Als die Clubs in der Corona-Zeit geschlossen waren, brachte sie sich selbst bei, House-Musik zu mixen. Musik ist für Anna ein großes Thema. Ihr Abitur machte sie auf dem bekannten Musikgymnasium Montabaur. Neben dem Studium der Germanistik und Kommunikationswissenschaften in Münster arbeitete sie für die “Westfälischen Nachrichten” als Kultur- und Onlinejournalistin. Bei dem Campussender ihrer Uni leitete sie die Onlineredaktion und schrieb für das Straßenmagazin "draußen e.V." über öffentlichen Raum. Annas großer Traum: ein eigener Radiosender auf Spiekeroog.