Neues aus der Reihe „Hier spielt die Musik”: Als sie nach Hamburg zog, hat Brockhoff ein Studium an der HAW Hamburg begonnen, dann wurde ihre Indie-Rock-Musik zur Hauptbeschäftigung. FINK.HAMBURG hat sie an ihrer ehemaligen Hochschule getroffen.

Ein Beitrag von Emelie Hollmann, Sophie Rausch und Anna-Lena Schou
Fotos: Emelie Hollmann und Anna-Lena Schou

2022 zog die 23-jährige Indie-Rock-Sängerin aus der Kleinstadt nach Hamburg. Der Startschuss für ihre musikalische Karriere als Brockhoff, auch Brocki genannt. Letzten März veröffentlichte sie ihren ersten Song „2nd Floor”. Seitdem hat Brockhoff zwei EPs herausgebracht und ging mit den deutschen Bands Giant Rooks und Jeremias auf Tour. Auch international war sie bereits als Support unterwegs: In Liverpool, Amsterdam, Glasgow und Paris begleitete sie Paolo Nutini auf seiner Tour. Im Oktober 2023 ging es für Brockhoff und ihre Band selbst zum ersten Mal auf Solo-Tour durch Deutschland. FINK.HAMBURG hat davor mit ihr gesprochen.

Brockhoff im Interview

FINK.HAMBURG: Was war denn bisher das coolste Erlebnis in deiner musikalischen Karriere?

Brockhoff: Dass wir Paolo Nutini supporten konnten. Das waren relativ große Shows und für uns auch die ersten internationalen. Wir haben ihn erst auf ein paar Shows in Deutschland begleitet und dann wollte er uns spontan auch bei weiteren Europa und UK-Dates dabei haben.

Das war super aufregend, voll das Abenteuer. Wir sind mit dem viel zu kleinen Auto meines Bruders – zu fünft eingequetscht auf der Rücksitzbank – nach Paris gefahren, um die Show zu spielen. Es war wie in einem Traum, auf einmal in Paris, in voll der schönen Avenue zu spielen. Und wir hatten am nächsten Tag noch eine Show in Rostock.

Du hast mit deinem Umzug nach Hamburg angefangen als Brockhoff Musik zu veröffentlichen, richtig?

Ja genau. Ich habe vorher schon jahrelang Musik gemacht und war auch viel solo mit Akustikgitarre in kleinen Bars und Clubs unterwegs.

Inwieweit hat die neue Stadt dich ermutigt, diesen neuen musikalischen Weg einzuschlagen? 

Ich komme aus einem Umfeld, in dem ich immer die Einzige war, die Musik gemacht hat und damit auch professionell Erfolg hatte. Es haben sich um mich herum zum Beispiel nicht ständig neue Schülerbands gegründet. 

Vor dem Hintergrund war es ein krasser Step nach Hamburg zu ziehen und direkt in die Hamburger Musikszene einzutauchen. Ich habe einen Pop-Kurs gemacht und mich mit verschiedenen Produzent*innen ausprobiert. Dieser Austausch, auch mit anderen Musiker*innen war gewinnbringend und inspirierend.

Welche Künstler:innen haben dich auf deinem musikalischen Weg begleitet und inspiriert?

Zu der Zeit, als ich nach Hamburg gezogen bin, fing ich an, viel mehr Rock- und Indie-Rockmusik zu hören. Durch Künstlerinnen wie Phoebe Bridgers, Snail Mail, Soccer Mommy, Wolf Alice und Big Thief habe ich einen Zugang dazu bekommen. Das sind ja hauptsächlich amerikanische Musikerinnen, die Nineties-Musik machen und das hat mich voll inspiriert. Insbesondere Snail Mail und Soccer Mommy haben mich dazu bewegt, mehr E-Gitarre und Klavier zu spielen und mich mehr zu trauen als Frau in der Rock-/Popmusik. 

Du hast auch als Support für Giant Rooks gespielt. Wie ist es für dich, jetzt deine eigene Tour zu planen? 

Mega aufregend. Ich hatte ja schon zwei Headline Shows im April in Hamburg und Berlin. Ich habe lange gezittert, weil der Vorverkauf nicht so super lief. Und dann war es überraschend cool. Es kamen viele Leute spontan über die Abendkasse. Aber im Moment ist es echt hart mit Ticketverkäufen. Ich spiele auch gerne vor zehn oder 20 Leuten, so ist es jetzt nicht. Aber wenn man sowas plant, dann ist es schön, wenn Leute kommen, weil da auch so viel dranhängt: die Crew, die Band, die ganze Planung. Ich bin sehr nervös, aber ich freue mich wahnsinnig darauf, eine eigene Show auf die Beine zu stellen, denn ich hätte nicht gedacht, dass ich jetzt im zweiten Jahr schon so weit bin. 

Sophie Rausch, Jahrgang 1997, fühlt sich der Chemnitzer Band Kraftklub nicht nur musikalisch verbunden: Ihre Bachelorarbeit behandelt die Darstellung Ostdeutscher in “Spiegel” und “Zeit”, sie selbst stammt aus Brandenburg. In Bamberg studierte sie Kommunikationswissenschaft, Politologie und jüdische Studien. In Israel arbeitete sie in einem Wohnheim für autistische Menschen. Bei der Studierendenzeitschrift “Ottfried” war Sophie Chefredakteurin, privat wechselt sie ständig die Hobbys: Mal stickt sie, mal stellt sie Schmuck her, mal macht sie Badvorleger – der größte war so groß wie ein Topflappen. Kürzel: rau

Das Fachgebiet von Anna-Lena Schou, geboren 1997 in Walsrode, sind digitale Schlagfallensysteme – das sind Nagetierfallen, die eine Nachricht schicken, wenn sie zuschnappen. Das lernte sie in ihrem Job bei einem Schädlingsbekämpfer. Während ihres Bachelor-Studiums in International Tourism Studies schrieb sie für diverse Online- und Printmedien der Hochschule Harz in Wernigerode. Später verkaufte Anna-Lena Social-Media-Beiträge für Foodguide – über Essen schreibt sie besonders gern. Eigentlich aber will sie generell viel lieber schreiben als verkaufen. Zur Not auch über Schlagfallensysteme. (Kürzel: als)

Emelie Hollmann, geboren 1998 in Hanau, hat schon bei minus 31 Grad gebadet - in einem norwegischen Fjord oberhalb des Polarkreises. In München studierte sie Kommunikationswissenschaft und Pädagogik. Parallel synchronisierte sie mit Kindern Filme und arbeitete bei mehreren Radiosendern. Als Komparsin steht sie auch mal vor der Kamera: In der Dokutainment-Serie “Haunted – Seelen ohne Frieden” mit Sky Dumont zum Beispiel starb sie und erstand als Geist wieder auf. Für ihren Seelenfrieden braucht Emelie nur genügend Kaffee – am liebsten in Gesellschaft. Ist sie doch mal alleine, läuft immer Musik - von den Strokes bis Berlioz. (Kürzel: emi)